Thomas Vormann gehört zum Seelsorgeteam von St. Lamberti in Münster

Preußen-Münster-Fan und Diakon: Was Kirche vom Fußball lernen sollte

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Er ist begeisterter Preußen-Münster-Fan und Diakon in Münster. Zwischen seinen beiden Leidenschaften Glaube und Fußball sieht er einige Parallelen. Thomas Vormann wünscht sich von der Kirche etwas mehr Sportsgeist.

Wenn es so weit ist – und daran hat er keinen Zweifel – wird er mit seinem beiden Söhnen zum Ludgeri-Platz radeln, um mit Trikot und Schal zu feiern. Denn jener zentrale Kreisverkehr in Münster ist traditionell der Ort, an dem Erfolge des SC Preußen Münster gefeiert werden. Für Diakon Thomas Vormann aus Münster würde sich damit ein Kreis schließen: Als er 1990 mit 14 Jahren das erste Mal in der Ostkurve des Preußenstadions stand, spielte sein Verein noch in der Zweiten Bundesliga. Die Preußen sind in dieser Saison nah dran, den Sprung in diese Liga wieder zu schaffen.

„Es war mein Pfarrer in St. Aegidii in Münster, der damals meine Begeisterung weckte“, sagt Vormann, der sich im vergangenen Jahr zum Ständigen Diakon weihen ließ. „Er fragte mich nach dem Messedienen in der Sakristei, wie ich den Sonntag verbringen würde.“ Vormann gestand ihm, seit langen mit einem Besuch im Preußenstadion zu liebäugeln. Pfarrer Franz Jung zückte seine Brieftasche und drückte ihm zehn Mark in die Hand: „Hier, kauf dir eine Karte.“ Das lag sicher auch an dessen eigener Fußballbegeisterung, erinnert sich der Diakon. „Er hat mal im Fußballtrikot von Borussia Dortmund gepredigt.“

Das erste Mal Ostkurve bei Preußen Münster

Und dann stand Vormann das erste Mal in der Kurve und sah einen Sieg seiner Preußen. „Zwei zu null gegen Fortuna Köln, die Tore machten Henry Acquah und Ralf Haub.“ Das hat er bis heute nicht vergessen. Wie so viele Höhe- und Tiefpunkte seiner Mannschaft, die der heute 48-jährige Leiter des Bereichs Finanzen und Controlling einer Bank seither erlebt hat. Seine Leidenschaft für den Verein wuchs – unabhängig von Siegen oder Niederlagen. Und in seinem Fan-Dasein entdeckte er bald einige Parallelen zu seinem Glauben.

Seine ersten Erfahrungen im Stadion haben ihn geprägt, sagt Vormann. „Genauso, wie mich meine ersten Erfahrungen im Glauben geprägt haben.“ Und fügt augenzwinkernd ein „Hashtag Berufung“ hinzu. „Der Fan sucht sich dabei nicht seinen Verein, der Verein sucht sich seinen Fan“, ist er sich sicher. „Das tut auch Gott, wenn er den Menschen dazu bewegt zu glauben.“ Auch in der Gemeinschaft auf den Rängen sieht er Ähnlichkeiten. Er hat noch nie erlebt, dass im Stadion der eine Fan den anderen nicht vor Freude abklatschen möchte – egal, mit welchem Beruf oder welchem Status. „Das hat etwas von der Würde des Menschen, die wir Christen jedem zusprechen.“

Abstieg mit Gott nicht möglich

Zu sehr überhöhen möchte er die Gemeinsamkeiten aber nicht, denn er sieht auch deutliche Unterschiede. „Ich kann mit Gott nie absteigen – ich werde nie eine Liga tiefer glauben müssen.“ Ohnehin ist er sich sicher, dass sein Lebensweg am Ende mit einem Aufstieg enden wird. „Dann wartet die größte Aufstiegsfeier überhaupt auf mich.“ Vielleicht kann ihm die Erfahrung als Preußen-Fan in dieser Saison einen kleinen Vorgeschmack geben, sagt er. Und muss selbst darüber lachen. „Ich könnte zwei Wochen selig durch die Gegend schweben – danach muss ich aber wieder auf den Boden zurück.“ Spätestens mit den ersten Spielen in der Zweiten Liga.

Auf dem Boden der Tatsachen erlebt er aktuell auch die Kirche. Der er etwas von dem Esprit wünscht, den er in den vergangenen Jahren bei den Preußen erlebt hat. „Als es für sie in die Regionalliga runterging, haben sie sich die Situation genau angeschaut, vieles auf den Prüfstand gestellt und mit Mut die Dinge verändert“, sagt Vormann. „Und sie haben alles offen kommuniziert – da bleibt man gern auch in schweren Jahren Fan.“

Kirche muss Herz auf dem Platz lassen

Auch die Kirche hat in seinen Augen in den vergangenen Jahren einen heftigen Abstieg hinter sich. „Ihre Fans würden aber zurückkommen, wenn sie merken würden, dass sie trotz allem eine gute Zeit mit ihr haben.“ Dann sei die Liga egal, in der sie spiele. Und auch Niederlagen seien dann kein Problem.

„Wenn Kirche ihr Herz wieder auf den Platz lässt, dann kriegt sie ihren Applaus, egal bei welchem Resultat.“ So wie er seinen Preußen die Treue halten wird, selbst wenn sie den Aufstieg verpassen sollten. „Das wird aber nicht geschehen.“ Auch daran glaubt der Diakon ganz fest.

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