„Instrumentum laboris“ im Vatikan vorgestellt

Weltsynode: Arbeitspapier nennt Schwerpunkte für Treffen im Oktober

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Für die zweite Vollversammlung im Oktober im Vatikan liegt das Arbeitspapier vor. In der Kirche soll es demnach mehr Mitbestimmung, Transparenz und Rechenschaftspflichten geben – und keine „einsamen“ Entscheidungen der Bischöfe.

Der Vatikan hat das Arbeitspapier zur zweiten Vollversammlung der Weltsynode im Oktober vorgestellt. Es enthält konkrete Vorschläge für eine veränderte Rechtsordnung und Funktionsweise der weltweiten katholischen Kirche.

In der Kirchenhierarchie soll es demnach künftig mehr Mitbestimmung, Transparenz und Rechenschaftspflicht geben. Auch der Vatikan soll Rechenschaft vor den Ortskirchen ablegen.

Papier: Keine „einsamen“ Entscheidungen durch Kleriker

Das Papier, an dem sich die Debatten der Synode orientieren sollen, wird als „instrumentum laboris“ bezeichnet. Sein Titel: „Wie wir eine synodale missionarische Kirche sein können.“

In dieser Kirche soll es keine „einsamen“ Entscheidungen durch Pfarrer, Bischöfe und Papst mehr geben. Stattdessen sollen auf allen Ebenen synodale Beratungsstrukturen eingeführt werden, die sich allerdings von einer Demokratie unterscheiden.

Die Rolle des Bischofs

Die Mitwirkungsgremien sollen, anders als bisher im Kirchenrecht geregelt, nicht mehr eine „bloß beratende Stimme“ haben. Zwar müsse die Letztentscheidung durch den Bischof gewahrt bleiben, doch sei diese Kompetenz an Bedingungen gebunden.

Weder müsse der Bischof den Willen des Volkes ausführen, noch solle der Bischof die Gremien dazu benutzen, bereits getroffene Entscheidungen zu übermitteln. Ziel sei vielmehr eine „miteinander geteilte Entscheidung, die dem Heiligen Geist gehorcht“.

Die Rolle der Wissenschaft bei Kirchen-Reformen

Das Arbeitspapier wendet sich gegen eine Wissenschaftshörigkeit bei Kirchen-Reformen. Während der Synodale Weg in Deutschland Reformforderungen in der Sexualmoral mit „neuen Erkenntnissen der Humanwissenschaften“ begründete, erkennt das Arbeitspapier der Weltsynode die Nützlichkeit wissenschaftlicher Analysen zwar an, betont aber gleichzeitig, dass die Kompetenz der Wissenschaften nicht das letzte Wort habe. Einen „Beitrag“ solle sie aber leisten.

Wiederholt fordert das Papier Transparenz und Rechenschaft der Kirchenhierarchie. Dies gelte künftig nicht nur bei Fällen sexualisierter Gewalt und im Finanzwesen gelten, sondern auch bei Pastoralplänen und bei den kirchlichen Arbeitsverhältnissen. Rechenschaft soll es künftig in zwei Richtungen geben: Auch die unteren Ebenen sollten von den höheren Rechenschaft einfordern können.

Erste Reaktionen des ZdK und der Bischöfe

Das Arbeitspapier wendet dies auch auf die höchste Hierarchie-Ebene an und schlägt vor, dass der Papst Gesetze künftig erst nach gemeinschaftlichen Beratungen verkünden soll. Die vatikanische Kurie solle vor den Bischöfen der Ortskirchen Rechenschaft ablegen.

Die katholischen Bischöfe und Laienvertreter in Deutschland nahmen das Arbeitspapier überwiegend positiv auf. Es zeige, „dass die Kirche in Bewegung ist“, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp.

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