Krieg in Nahost – mehrfache Aufforderungen der Bundesregierung

Abt Schnabel: Benediktiner bleiben in Jerusalem trotz aller Warnungen

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Ginge es nach deutschen Behörden, sollten die deutschsprachigen Benediktiner der Dormitio-Abtei Jerusalem verlassen. Warum sich alle anders entschieden haben – und was für sie die größere Gefahr als der Krieg ist.

Die Benediktiner der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg bleiben trotz der Eskalation im Nahen Osten in Jerusalem. „Jeder einzelne meiner Mitbrüder hat für sich entschieden, dass er bleiben will, obschon uns Deutschland immer wieder zur Ausreise auffordert“, sagte Abt Nikodemus Schnabel dem Schweizer Portal kath.ch.

Jeder der Dormitio-Mönche habe gelobt, in Israel zu bleiben, so der Abt. Seine Klostergemeinschaft und er versuchten, „Hoffnungsinseln in einem Ozean von Leid“ zu sein.

Studierende nach Rom evakuiert

Anders sei es mit den Teilnehmenden des Theologischen Studienjahrs Jerusalem. Sie seien Anfang der Woche nach Rom evakuiert worden: „Die Bundesrepublik Deutschland hat das entschieden, weil es hier nicht mehr sicher sei, und die meisten unserer Studierenden sind Deutsche.“

Die Evakuierung treffe ihn hart, bedauerte der Abt. Die Teilnehmenden des Studienjahrs hätten bewusst in Israel für die Situation beten wollen; sie hätten das Land „schweren Herzens verlassen“.

Abt will keine Angestellten entlassen müssen

Schnabel kündigte an, den Kloster-Alltag mit allen Angestellten beizubehalten. „Mein Hauptfokus liegt im Moment auf meinen Angestellten. Wenn ich diese Leute entlasse, mache ich sie zu Bettlern“, so Schnabel. Dafür versuche er, in Europa Spenden zu sammeln.

Als größte Gefahr für Christen in Israel sieht der Abt jüdische Extremisten. „Es gibt Videos von Leuten, die in unserer Kirche sind und sagen, dass sie das alles zerstören wollen. Das ist viel bedrohlicher für uns als die Raketen.“ Es gebe Menschen, die Christen „hassen und diesen Hass konkret formulieren“.

Die größte Gefahr für Christen

Der Benediktiner nannte eine „kleine Gruppe jüdischer Extremisten“, die gezielt Übergriffe auf Christen in Jerusalem verübten. Diese Attacken hätten seit dem Amtsantritt der derzeitigen israelischen Regierung zugenommen – und seit Itamar Ben-Gvir Minister für nationale Sicherheit ist, also seit Dezember 2022. Trotz allem gebe es auch „sehr viele wunderbare einheimische Jüdinnen und Juden“, die freundschaftlich an der Seite der Christen stünden.

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