Kirche+Leben-Interview mit den BDKJ-Diözesanvorsitzenden

Chiara Beyer und Timo Donnermeyer: Das plant Münsters neue BDKJ-Spitze

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Seit wenigen Wochen arbeiten Chiara Beyer und Timo Donnermeyer als Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Münster. Sie lösen Anna-Lena Vering und Felix Elbers ab, die nicht erneut antraten. Im Kirche+Leben-Interview sprechen die neuen Vorsitzenden über Beweggründe, Ziele - und finanzielle Herausforderungen.

Frau Beyer, Herr Donnermeyer, warum haben Sie für den Diözesanvorstand des BDKJ kandidiert? Es geht immerhin um eine hauptamtliche Tätigkeit.

Timo Donnermeyer: Meine Ausbildung zum Fachinformatiker hat sich dem Ende zugeneigt, dann überlegt man natürlich, wie es weitergehen soll. Ich war lange Diözesanleiter der KJG. Die ehrenamtliche Arbeit, die ich dort ausgeübt habe, hatte allerdings einen Umfang angenommen, die kaum mit einem Vollzeitjob vereinbar war. Als hauptamtlicher Diözesanvorsitzender beim BDKJ kann ich jetzt natürlich mein vorheriges Ehrenamt gut in den Job integrieren.

Chiara Beyer: Über die letzten Jahre habe ich mich relativ stark in der Katholischen Landjugend und im Stadtjugendring Telgte engagiert. Irgendwann wurde ich dann angesprochen, ob nicht das Amt der Diözesanvorsitzenden beim BDKJ für mich interessant wäre. Erst war ich etwas unsicher, ob ich für ein solches Amt schon genug Erfahrungen mitbringe. Das hat sich dann aber relativ schnell aufgelöst. Nebenbei möchte ich noch meinen Bachelor in Sozialer Arbeit abschließen.

Es ist keine leichte Zeit in der katholischen Kirche, besonders für junge Menschen. Die Nicht-Ernennung von Viola Kohlberger zur Geistlichen Verbandsleitung der Pfadfinder wird beispielsweise als „Retourkutsche“ der Bischöfe für Kohlbergers Handeln beim Synodalen Weg gewertet. Warum wollen Sie dennoch in diesem System arbeiten?

Zur Person:
Chiara Beyer (24) stammt aus der Gemeinde Ss. Cornelius und Cyprianus in Westbevern. Timo Donnermeyers Heimat ist die Heilig-Geist-Gemeinde in Münster. Donnermeyer (28) ist bereits seit Mai 2024 im Amt, Beyer kam Anfang Juli hinzu. Sie sind für drei Jahre von den Delegierten der Jugendverbände gewählt und leiten gemeinsam mit Katharina Fröhle und Hendrik Roos den BDKJ-Diözesanverband Münster.

Donnermeyer: Die Kirche hat auch super viele schöne Seiten, zu denen auch der BDKJ zählt. Mit diesem Amt jetzt habe ich viele Möglichkeiten, Dinge zu verändern und die Sicht aus den Jugendverbänden weiterzutragen. Wenn es aber etwas gibt, was in der Kirche nicht gut läuft, spreche ich das klar und deutlich an.

Beyer: Wir arbeiten hier in direkter Nähe zum Bischofshaus. Wir haben die Möglichkeit, Dinge anzusprechen und weiterzubringen. Noch dazu stehen uns unsere beiden Vorstandskolleg*innen Katharina Fröhle und Hendrik Roos, die den Part der Geistlichen Leitung übernehmen, immer mit Rat und Unterstützung zur Seite. Ich denke, diese Kirche hat auch viel Gutes. Sie hat mich beispielsweise erst in die Gemeinschaften gebracht.

Welche drei großen Themen haben Sie sich für Ihre Amtszeit vorgenommen?

Donnermeyer: Armutssensibilität ist sicherlich ein großer Punkt. Wir müssen in unseren Verbänden schauen, wo wir noch besser auf junge Menschen in Armutsverhältnissen eingehen können. Bei der Kindergrundsicherung und der Idee, Kinderrechte in das Grundgesetz zu schreiben, wollen wir weiter Druck auf die Politik ausüben. Dann bringe ich ja noch meine Interessen aus der Informatik mit: Wir müssen überlegen, wie wir Digitalisierung nutzen, um die Jugendarbeit vor Ort zu vereinfachen und Bürokratie-Hürden abzubauen. Auch bei den Fördermöglichkeiten wollen wir Wege vereinfachen. 

Beyer: Irgendwie bedingen sich Armutssensibilität, Digitalisierung und Fördermöglichkeiten auch gegenseitig: Bei einer digitalen Beantragung von Zuschüssen nimmt man manchen die Schamgrenze zu sagen: „Hallo ich bin‘s. Ich bin arm.“ Man klickt einfach das Feld an. Dann müssen diese Fördermittel natürlich auch zur Verfügung stehen. Dafür wollen wir uns einsetzen – besonders bei den Politiker*innen.

Donnermeyer: Bei der 72-Stunden-Aktion waren viele Politiker*innen aus der Region bei Veranstaltungen und haben ein ganz gutes Bild bekommen, was wir in den Jugendverbänden leisten. Da müssen wir jetzt direkt anknüpfen.

Herr Donnermeyer, Sie haben die Evaluation der 72-Stunden-Aktion miterlebt. Wie fällt Ihr Fazit für das Bistum Münster aus?

Donnermeyer: Die Aktion war ein Riesenerfolg. Die Teilnehmendenzahlen waren ziemlich stabil im Vergleich zur vorherigen Veranstaltung – wir haben sie sogar etwas ausgebaut. Mit der Aktion konnten wir junges, ehrenamtliches Engagement sichtbar machen. Die jungen Menschen sind ja nicht nur während der Aktion aktiv, sondern leisten auch außerhalb viel Engagement.

Ist eine neue 72-Stunden-Aktion in den nächsten Jahren geplant?

Donnermeyer: Das wird auf Bundesebene entschieden. Es gibt aber schon Gespräche, wann das wieder stattfinden könnte. Wahrscheinlich sprechen wir hier von einer Zeitspanne von drei bis fünf Jahren.

Wird es eine solche Veranstaltung auch nochmal allein auf Bistumsebene geben?

Donnermeyer: Ursprünglich kam die Aktion ja mal aus dem Bistum Münster. Ich gehe aber nicht davon aus, dass wir das in den nächsten Jahren nochmal so aufziehen. Das Tolle an der Bundesaktion ist ja, dass wirklich tausende Gruppen in ganz Deutschland auf einmal dabei sind.

Beyer: Wir müssen jetzt einfach mal schauen, wann die nächste Bundesaktion stattfindet. So viel Zeit würde dazwischen dann auch gar nicht mehr bleiben. Da fehlen uns Zeit und Ressourcen. Das muss alles vernünftig vorbereitet sein.

Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich in den nächsten Jahren konfrontiert?

Beyer: Wir sehen ja schon seit Jahren, dass die Bereitschaft sinkt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das sehen wir in Ferienlagern, wo betreuende oder leitende Personen fehlen. Aber auch in unseren Gremien wird es nicht einfacher. Die, die sich engagieren, tun dies meist zeitintensiv. Da müssen wir Entlastungen schaffen.

Eine weitere Herausforderung werden auch für Sie sinkende Kirchensteuermittel sein. Werden Einsparungen auch die Jugendverbände treffen?

Donnermeyer: Es wird zwar immer gesagt: „Die Jugendverbände sind unser Nachwuchs, sie spielen eine besondere Rolle.“ Aber da müssen wir genau hinschauen. Wir führen Gespräche und sind wachsam. Um auch langfristig vorbereitet zu sein, beschäftigen wir uns dennoch auch mit verlässlichen zukünftigen Finanzierungen in den Verbänden. Wir sind auch in Gesprächen mit dem Bistum bezüglich der Geistlichen Leitungen, die auch von der Diözese bezahlt werden. Wir müssen schauen, dass diese Funktionen nicht unter Personalkürzungen fallen.

Für 2022 hatte der BDKJ verkündet, dass die Jugendverbände einen deutlichen Zuwachs an Mitgliedern erlebt hätten. Wie sieht es für 2023 aus?

Donnermeyer: Nach den uns vorliegenden Zahlen haben wir erneut einen deutlichen Zuwachs im Jahr 2023. Wir liegen jetzt in den Jugendverbänden im Bistum Münster bei insgesamt rund 80.000 Mitgliedern. Das ist ein weiterer Zuwachs um rund 2.600 Personen. Die Zahlen schließen auch die Mitglieder im Oldenburger Land mit ein.

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