Themenwoche „Die Kraft des Gebets“ (1) - aus Gerleve

Bruder Matthäus über das Beten: „Der Stimme des Herzens freien Lauf lassen“

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Das Wesen benediktinischen Mönchtums wird gern mit der berühmten Formel „Bete und arbeite!“ beschrieben. Was es mit dem Beten auf sich hat, verrät im Gespräch mit Kirche+Leben der Benediktiner-Bruder Matthäus Weber vom Kloster Gerleve im Kreis Coesfeld.

Bruder Matthäus, im Neuen Testament heißt es: „Betet ohne Unterlass!“ (1. Thess 5,17) Wie soll man mit diesem Wort des Apostels Paulus umgehen?

Das Wort des Apostels Paulus meint, dass ich all mein Tun in der Gesinnung einer Hinwendung zu Gott verrichte. Oder mit einem anderen Wort des Apostels Paulus ausgedrückt: „Ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tut. Tut alles zur Verherrlichung Gottes“ (1. Korinther 10, 31).

Der Tagesablauf der Benediktiner ist geprägt durch das gemeinsame Gebet und Gebetszeiten als Fixpunkte, die den Tag strukturieren. Welchen Sinn haben feste Gebetszeiten?

Feste Gebetszeiten erinnern den Mönch daran, dass er immer in der Gegenwart Gottes lebt. Sie helfen ihm dabei, Gott nie zu vergessen. (Regel des heiligen Benedikt, Kapitel 7,10)

Warum beten Benediktiner-Mönche auf Latein?

Die meisten Benediktiner/innen-Klöster beten heute einen Großteil des Stundengebetes in der Muttersprache. Wir Mönche von Gerleve pflegen den Gregorianischen Choral in lateinischer Sprache in der Eucharistiefeier, Vesper und Komplet.

Wie beten Sie – unabhängig von den Gebetszeiten?

Ich pflege das Kontemplative Herzensgebet (Meditation) nach Franz Jalics SJ (1927-2021). Der Ordenspriester hat mehrere geistliche Bücher geschrieben. Das Herzensgebet ist ein alter, christlicher Meditationsweg.

Was ist Ihr Lieblingsgebet?

Themenwoche „Die Kraft des Gebets“
Das Gebet gehört für viele Christen zum Alltag. Doch die Ausdrucksformen sind sehr unterschiedlich. Kirche+Leben stellt sieben Menschen vor, denen das Beten ein wichtiges Anliegen ist.

„Du Mensch, wenn du dich dem hingibst, was ist, und auf diese Weise gegenwärtig bist, verliert die Vergangenheit all Ihre Macht. Und es erschließt sich dir das Reich des Seins. Eine tiefe Stille erfüllt dich, ein Gefühl des Friedens. Und in diesem Frieden ist Freude und Liebe. Und in ihrem innersten Kern ist das Heilige, das Unermessliche, das Unfassbare, Gott.“

Welche Bedeutung hat das Gebet für Sie?

Das Gebet ist der ganz persönliche Ausdruck meiner Beziehung zu Gott. Er spricht zu mir in der Heiligen Schrift oder anderen geistlichen Texten. Ich versuche dann, auf ihn zu hören und antworte ihm im Gebet.

Welche Tipps geben sie fragenden Menschen, die das Beten lernen möchten?

Die Menschen sollen anfangen, still zu werden, um in sich selbst hineinzuhören. Daraus kann sich langsam eine Begegnung mit Gott entwickeln, die mit Überraschungen verbunden sein kann. Wichtig ist, dass der Mensch damit anfängt.

Welche Gebetshilfen empfehlen Sie?

Eine Hilfe kann sein, einfach mit dem „Vaterunser“ oder mit Gebeten aus dem „Gotteslob“ zu beginnen.

Was raten Sie Menschen, denen es nicht leichtfällt, Gebetsworte zu finden?

Die Menschen können der Stimme ihres Herzens freien Lauf lassen, vielleicht im Blick auf ein christliches Symbol.

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