Bistumsleitung und Betroffene zur Studie der Uni Osnabrück

Bistum Osnabrück reagiert auf Missbrauchs-Studie – das ist geplant

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Eine Woche nachdem die Studie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück übergeben wurde, kündigen das Bistum und Betroffene weitere Schritte an. Die Betroffenen kritisieren dabei ein Nachbarbistum.

Nach Vorstellung einer Studie zu sexualisierter Gewalt will das Bistum Osnabrück die Aufklärung fortsetzen. "Wir dürfen nicht nachlassen in der Aufarbeitung, Betroffene bestmöglich unterstützen und alles Erdenkliche tun, dass sexualisierte Gewalt keine Zukunft mehr hat", sagte der Verwaltungschef des Bistums, Generalvikar Ulrich Beckwermert, vor Journalisten.

Bisherige Maßnahmen sollten ausgebaut und verstetigt werden. Auch würden Betroffene weiter eingebunden, der Dialog mit externen Fachleuten fortgesetzt. Beckwermert vertrat den kurzfristig erkrankten neuen Bischof Dominicus Meier.

Bischof Bode trat auch wegen der Ergebnisse zurück

Die Studie der Universität Osnabrück, an der Missbrauchs-Betroffene beteiligt waren, war vergangenen Mittwoch vorgestellt worden. Von 1945 bis zur Gegenwart ermittelten die Forscher mehr als 400 Betroffene und 122 beschuldigte Priester und Diakone. Nach der Präsentation erster Zwischenergebnisse war der langjährige Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zurückgetreten.

Der Rücktritt sei auch Folge einer kirchenrechtlichen Anzeige durch den Betroffenenrat gewesen, so Ilona Düing, Vertreterin des Betroffenenrats Nord der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück. Anders als früher funktioniere der Dialog mit dem Bistum inzwischen deutlich besser.

Bessere Information über Täter gefordert

Weitere Informationen
Studienergebnisse der Universität Osnabrück
Stellungnahmen des Bistums und von Missbrauchs-Betroffenen

Die Studie bewerteten sowohl Kirchenvertreter wie Betroffene als wertvoll. Sie leiste, was Papst Franziskus unlängst gefordert hatte: "Das Böse muss ans Licht gebracht werden, damit es bekannt wird", so Düing.

In ersten Gesprächen habe man der Bistumsleitung bereits konkrete Vorschläge unterbreitet. Dazu gehöre, Pfarreien und Institutionen über Täter in ihrer je eigenen Geschichte "betroffenensensibel und mit Augenmaß" zu informieren. In vergangenen Jahren hatte es im Bistum dazu mehrfach Kritik gegeben.

Betroffene: Aufarbeitung in Hamburg kommt kaum voran

Außerdem müssten bestehende Maßnahmen verstetigt werden und Zeugnisse von Betroffenen der Nachwelt erhalten bleiben. Schutzkonzepte, der Umgang mit Vorwürfen und Aufarbeitung sollten fester Bestandteil von Visitationen werden, wenn der Bischof Pfarreien besucht.

Nachdrücklich forderte Düing, Vertreter des Bistums müssten mit Verantwortlichen des Erzbistums Hamburg sprechen. Auf dessen Gebiet, das bis 1994 zu Osnabrück gehörte, lebten noch viele Betroffene. Dort aber komme die Aufarbeitung kaum voran.

Lob für Beteiligung Betroffener

Generalvikar Beckwermert würdigte die Beteiligung Betroffener an der Studie. Die mit ihnen entwickelten Narrative rund um sexualisierte Gewalt und Einblicke in typische Szenen seien wichtig für Prävention und Bildungsarbeit.

Wegen einzelner Fragen, etwa zu seelsorglichen Aufgaben, wolle man das weitere Gespräch mit den Forschenden suchen. Am mitunter kritisierten System kirchlicher Zahlungen in Anerkennung des Leids halte das Bistums vorerst fest, auch wenn es sicher weiter entwickelt werden müsse.

"Kirchliche Gesellschaft sensibilisieren"

Heinz-Wilhelm Brockmann, externer Sprecher der Monitoring-Gruppe zum diözesanen Schutzprozess, würdigte, die Ergebnisse und Einblicke der Studie könnten helfen, die kirchliche Gesellschaft zu sensibilisieren. Auch könnten sie zu klugem und entkrampftem Umgang mit Sexualität und sexualisierter Gewalt beitragen.

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