Pfarrer zur Tat: „Primitiv, kulturlos und einfach dumm“

Bocholter Gemeinde entsetzt: Unbekannte stehlen Galen-Reliquie

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Aus dem Fuß des Altars in St. Josef Bocholt ist ein Kästchen mit Reliquien gestohlen worden – unter anderem vom seligen Kardinal von Galen. Die Pfarrei trauert, zumal der materielle Wert des Behältnisses gering ist.

Unbekannte haben ein kleines kupfernes Reliquienkästchen aus dem Altar der St.-Josef-Kirche in Bocholt im Kreisdekanat Borken gestohlen. Während der materielle Wert des Kästchens gering ist, macht der ideelle Verlust betroffen: „Primitiv, kulturlos und einfach dumm“ nennt Andreas Hagemann, leitender Pfarrer von St. Josef, die Tat gegenüber Kirche+Leben.

Sie ereignete sich am Samstag, 11. Mai, zwischen 10.30 Uhr und 17 Uhr. Dem Priester, der die Vorabendmesse zelebrierte, sei eine Beschädigung am Altar aufgefallen, sagt Hagemann. Noch am Abend kam die Polizei.

Diebstahl in Bocholt: Wenige Euro Materialwert

Das Behältnis war im Fuß des Altars durch eine Glasscheibe zu sehen. „Die Scheibe ist aus den Fugen gelöst worden“, beschreibt der Pfarrer. Das Kästchen, das auf weißem Filz lag, sei nicht viel größer als eine Streichholzschachtel. Daher dürfte der Kupfer-Materialwert bei wenigen Euro liegen – wenn überhaupt.

Hagemann vermutet, Ziel der Tat sei ein Weiterverkauf des Kästchens gewesen: „Wenn es um schnelles Geld gegangen sein sollte, hätte man ja den Opferstock aufbrechen können.“

Das Behältnis enthielt Reliquien der heiligen Auctus und Eulogius, die bereits in einen früheren Altar eingelassen waren, sowie des seligen früheren Bischofs von Münster, Kardinal Clemens August Graf von Galen. Der heutige Altar aus Donaukalk wurde im November 2020 geweiht.

Entrüstung in der Pfarrei

Große Hoffnung, dass die Reliquien zurückkehren, hat Pfarrer Hagemann nicht – immerhin sind sie so klein, dass sie gemeinsam mit einer Urkunde in das Kästchen passten. „Je nachdem, wie grob man es öffnet, fliegt vermutlich gleich alles heraus.“

Die Entrüstung in der Pfarrei sei groß. Von „Störung der Totenruhe“ und der „Verletzung des religiösen Empfindens“ spricht der Pfarrer, er berichtet auch von mehreren traurigen Anrufen von Gemeindemitgliedern. „Wie kann man nur?“, sei die häufigste Reaktion gewesen.

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