Stipendiatin Barbara Ladenburger im Gespräch

Was das Cusanuswerk als Begabtenförderungswerk der Bischöfe auszeichnet

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Das Cusanuswerk hat Barbara Ladenburger während ihres Studiums in Münster finanziell und ideell gefördert. Was sich hinter dieser Bischöflichen Studienförderung verbirgt, erläutert die 26-jährige Theologin und Politikwissenschaftlerin in einem Gespräch mit Kirche+Leben.

Frau Ladenburger, während Ihres Studiums der Katholischen Theologie und Politikwissenschaften in Münster sind Sie vom Cusanuswerk gefördert worden. Wie und wozu erhält man ein Stipendium?

Das Cusanuswerk ist eines der 13 Begabtenförderungswerke, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt werden, um Stipendien für Studierende und Promovierende zu vergeben. Im Kreis der unterschiedlichen Förderwerke ist das Cusanuswerk die Bischöfliche Studienförderung. Man muss also katholisch sein, um sich zu bewerben. Man kann sich entweder selbst direkt zum ersten Semester bewerben oder man wird vorschlagen. Alternativ können sich Studierende auch im Lauf ihres Studiums bewerben. Im Anschluss durchlaufen sie ein Bewerbungsverfahren. Neuerdings fördert das Cusanuswerk auch im Rahmen eines Pilotprojekts Auszubildende während ihrer Ausbildung. Ich wurde damals von meiner Religionslehrerin vorschlagen und hatte dann das Glück, vom ersten Semester an gefördert zu werden.

Das Cusanuswerk begleitet Studierende und verbindet sie. Wie haben Sie mit anderen Studierenden untereinander Kontakt gehalten?

Das Cusanuswerk bietet neben der finanziellen Förderung eine sehr breite, ideelle Förderung. Es gibt Ferienakademien, lokale Treffen in der jeweiligen Hochschulstadt und ein Geistliches Programm. Das Geistliche Programm ist einzigartig für das Cusanuswerk. Mehr als 40 geistliche Veranstaltungen werden jedes Jahr angeboten, von Exerzitien über Pilgerfahrten bis zu spirituell-theologischen Wochenenden. Darüber habe ich eine Vielzahl an Studierenden kennengelernt: Menschen mit unterschiedlichen Leidenschaften, Einstellungen und Ideen, die alle der katholische Glaube eint. Das Cusanuswerk war für mich immer ein offener Ort, an dem heiß diskutiert wird und jede Meinung ernstgenommen wird. Ich habe meine engsten Freunde und sogar auch meinen Ehemann so kennengelernt und bin mit vielen noch in Kontakt.

Derzeit unterstützen Sie das Cusanuswerk als Stipendiatisches Mitglied im Beirat. Was sind Ihre Aufgaben?

Das Cusanuswerk hat eine ausgeprägte stipendiatische Mitbestimmung und Selbstverwaltung. Es gibt verschiedene Gremien, die von allen aktiven Stipendiatinnen und Stipendiaten gewählt werden. Ich hatte das Glück, die letzten zwei Jahre die Perspektive der Stipendiatinnen und Stipendiatinnen im Beirat des Cusanuswerks zu vertreten. Im Beirat sind alle Statusgruppen des Cusanuswerks beteiligt und weitere Persönlichkeiten werden berufen. Weihbischof Christoph Hegge aus Münster ist zum Beispiel als zuständiger Bischof ständiger Gast im Beirat. Dort werden das Geistliche Programm und das Bildungsprogramm verabschiedet, als auch die Förderkriterien festgelegt. Ich durfte als Stimme der Stipendiaten die Anliegen der Studierenden einbringen. Beispielsweise wurde die neue Förderung für Auszubildende dort diskutiert und beschlossen. Uns war es wichtig, dass die neuen Stipendiaten angemessen in die bestehenden Strukturen eingebunden werden können, die bisher ja auf Studierende und Promovierende ausgelegt sind.

Im Leitbild der Bischöflichen Studienförderung heißt es: „Die Begabtenförderung erwartet exzellente Leistungen von ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten.“ Wie sind Sie mit diesem Leistungsdruck umgegangen?

Ich bin der Meinung, dass mit Begabung auch Verantwortung einhergeht. Wenn ich etwas gut kann, dann verpflichtet mich das auch, meine Möglichkeiten zu nutzen und mich für andere einzusetzen. Ich habe vom Cusanuswerk nie einen besonders ausgeprägten Leistungsdruck empfunden, vielmehr geht es dem Cusanuswerk darum, die Studierenden mit allen ihren Begabungen und Eigenschaften zu fördern. Dies umschließt im Cusanuswerk auch mehr als nur die universitären Leistungen. Als sogenannte Biografie-Förderung sollen Studierende in allen Aspekten gefördert werden, in ihrem breiten Interesse, gesellschaftlichen Engagement und auf ihrem spirituellen Weg. Wenn dann mal das Leben dazwischenkommt und man beispielsweise wegen einer Krankheit oder einem anderen Schicksalsschlag nicht die Leistungen erbringen kann, zu denen man sonst in der Lage wäre, dann gibt es dafür auch immer Verständnis.

Ein weiteres Zitat lautet: „Die Bischöfliche Studienförderung will zu den Vorreitern im Bereich des Bildungsmanagements gehören und hat die Sicherung der Qualität von Auswahl, Förderung, Netzwerkarbeit und Verwaltung zu einer zentralen Querschnittsaufgabe gemacht.“ Wie kann dieser Anspruch erfüllt werden?

In den verschiedenen Bereichen liegt das Bildungsmanagement dem Cusanuswerk am Herzen. Es findet ein sehr breit aufgestelltes Auswahlverfahren statt. So wird zum Beispiel jede einzelne Bewerbung gelesen. Gemeinsam zwischen der Geschäftsstelle und der Stipendiatenschaft wird immer das Ziel verfolgt, nachhaltige und wertvolle Bildungsarbeit zu leisten. Ferner endet die Förderung und die Vernetzung nicht mit dem Ende der Förderzeit, sondern gehen weit darüber hinaus. Die sogenannten „Altcusaner“ engagieren sich weiterhin.

Was halten Sie von der gelegentlich zu hörenden Aussage, im Cusanuswerk versammele sich die „katholische Elite“?

Mir gefällt es besser, das Cusanuswerk als Kirchort zu bezeichnen. Das Cusanuswerk ist, so wie viele andere, ein wichtiger Ort der Kirche in unserem Land, wo Menschen mit ihrem Suchen nach und Leben mit Gott zusammenkommen. Dieser Kirchort ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, wie sonst keiner. Dort engagieren sich junge Menschen, die trotz aller Schwierigkeiten (noch) Teil der katholischen Kirche sind und sich einsetzen für einen offenen und gelebten Glauben in unserer Gesellschaft. Wir brauchen solche positiven, innovativen Orte für die Zukunftsfähigkeit der Kirche.

Das Cusanuswerk hat mit Ihrer Familie hat den Maria-Ladenburger-Förderpreis für Musik ins Leben gerufen. Was ist Ziel und Hintergrund dieses Preises?

Nach dem gewaltsamen Tod meiner Schwester Maria 2016 war es uns als Familie ein großes Anliegen, etwas Positives in ihrer Erinnerung zu stiften und ihren Lebenssinn weiterzugeben. Maria war ein positiver Mensch, die sich für ihre Umwelt und Mitmenschen interessiert hat und für sie eingesetzt hat. In diesem Sinn haben wir zwei Projekte ins Leben gerufen. Das eine ist die Maria-Ladenburger-Stiftung in Freiburg, die Studierende mit Beeinträchtigungen, plötzlichen Erkrankungen oder in schwierigen Lebenssituationen unterstützt und fördert. Als zweite Initiative haben wir mit dem Cusanuswerk den Maria-Ladenburger-Förderpreis für Musik entwickelt. Maria war, wenn auch leider nicht sehr lange, Teil des Cusanuswerks und hat sich dort sehr wohlgefühlt. Da sie ein kreativer Mensch war, hat sich die Idee ergeben, mit einem Förderpreis junge Musikerinnen und Musiker im Cusanuswerk zu unterstützen. Im Juni wurde der Preis mit einem Konzert im Beethovenhaus in Bonn zum dritten Mal verliehen.

Wenn Sie über das Cusanuswerk hinausblicken: Wozu braucht es eine Begabtenförderung?

Ich glaube, dass wir als Gesellschaft und als Kirche vor großen Herausforderungen stehen. Wir müssen unsere Zukunft aktiv gestalten. Dafür braucht es junge, engagierte und mutige Menschen, die mit einer guten Bildung und als gefestigte Persönlichkeiten, Verantwortung übernehmen wollen. Ich bin überzeugt, dass das Cusanuswerk sowie andere Begabtenförderwerke da einen wichtigen Beitrag leisten. Menschen unterschiedlicher Hintergründe, Studienfächer und auch aus unterschiedlichen Regionen kommen zusammen, bilden sich weiter und so wird Verständnis und Begegnung geschaffen.

Sie arbeiten als Referentin für politische und ethische Grundfragen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken – kurz ZdK. Was macht diese Aufgabe so spannend?

Ich hatte schon früh den Wunsch, an der Schnittstelle von Kirche und Politik zu arbeiten. Im Cusanuswerk habe ich gelernt, über den Tellerrand zu schauen und den Wert von Interdisziplinarität zu schätzen. Bei meiner Arbeit für das ZdK verbinden sich meine beiden Studienfächer Theologie und Politikwissenschaft gut. Als Referentin habe ich die spannende Aufgabe, ethische und theologische Grundlagen in die Politik hinein zu übersetzen und umgekehrt den Meinungsbildungsprozess zu politischen Prozessen für die kirchlichen Akteure zu strukturieren. Das ZdK bildet die große Vielfalt der katholischen Kirche ab. Meiner Meinung nach ist es entscheidend, dass Kirche und auch das ZdK gesellschaftliche und politische Gegebenheiten mitprägen auf der Grundlage der christlichen Botschaft und sich engagieren.

Cusanuswerk fördert aktuell 2.000 Studierende und Auszubildende
Die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland im Rahmen staatlicher Begabtenförderung. Mit staatlichen, kirchlichen und privaten Zuwendungen fördert das Cusanuswerk aktuell mehr als 2.000 begabte katholische Auszubildende, Studierende und Promovierende – ideell und finanziell. Seit 2013 ist Weihbischof Christoph Hegge aus Münster Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das 1956 gegründete Cusanuswerk, das seinen Sitz in Bonn hat.

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