Themenwoche Wallfahrt (3): Drei Neue im Seelsorgeteam in der Marienstadt

Die Priester-WG von Kevelaer

Alle am Küchentisch – in der WG setzen sich die Priester regelmäßig zusammen. | Video: Michael Bönte

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Sie sind die drei neuen Kräfte im Seelsorgeteam in St. Marien Kevelaer: Pfarrer Stefan Dördelmann, Pfarrer Sebastian Frye und Pfarrer em. Paul Hagemann sind in eine WG gezogen.

Es ist eine besondere WG in dem Einfamilienhaus in der Hubertusstraße in Kevelaer: Mitten im Wohngebiet wohnen jetzt drei Priester in einer echten Wohngemeinschaft. Drei Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer und Bad – Pfarrer Stefan Dördelmann, Pfarrer Sebastian Frye und Pfarrer em. Paul Hagemann sind neu im Seelsorgeteam der Pfarrei St. Marien. Die gemeinsame Wohnsituation kennen sie bereits: Vor einigen Jahren lebten sie zusammen einige Zeit im Pfarrhaus in Ibbenbüren.

Als für Frye nach seiner Kaplans-Zeit ein Stellenwechsel anstand, erinnerte er sich an die guten Erfahrungen jener Jahre. „Wieso nicht noch einmal so ein Projekt starten?“ Die Idee stieß bei den beiden anderen Priestern auf offene Ohren und sie fragten beim Bischof an, was er davon halte. Nur wenige Wochen später kam der Anruf aus Münster. Frye kann sich an die Worte am Telefon noch gut erinnern: „Ich habe das jetzt entschieden, Sie gehen nach Kevelaer.“

Treffpunkt Frühstückstisch

Dort ist der Küchentisch zu einem zentralen Ort geworden. Wie soll es auch anders sein – das ist wohl in jeder WG so. Hier ist der regemäßige Treffpunkt, der Platz, an dem der Alltag die Geistlichen zusammenführt.

Schon am frühen Morgen. „Wer als erstes wach ist, stellt die Kaffeemaschine an“, sagt Dördelmann, der in dem Marienwallfahrtsort die Leitung von Gregor Kauling übernommen hat. „Meistens ist das Paul, der sich immer ein spezielles Müsli zubereitet.“ Gefrühstückt wird nach dem gemeinsamen Gebet des Breviers, für das sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer setzen.

Die Mahlzeiten haben eine besondere Bedeutung im WG-Leben. „Wir können hier Leben und Alltag teilen“, sagt Hagemann. „Miteinander essen und beten – aber auch in bestimmten Situationen sich über Dinge in der Pfarrei austauschen und schauen, wie wir die Herausforderungen angehen.“ Der Küchentisch ist dann mehr als ein reiner Ess-Tisch. Hier geht es nicht nur um das Geschehen in der Pfarrei. Hier geht es auch um Politik, um Theologie, aber auch um persönliche Lebensfragen.

25 Gruppen zu Besuch

Themenwoche „Wallfahrt 2024“:
In diesen Tagen beginnt die Wallfahrtssaison im Bistum Münster. Kirche+Leben schaut in der Themenwoche nach Kevelaer, stellt einen begeisterten Motorradpilger vor, gibt einen Überblick über die wichtigsten Orte und Termine und stellt besondere Wallfahrten in der Diözese vor.

Es ist nicht der einzige Tisch mit besonderer Bedeutung in dem Mietshaus. Lang ausgezogen und mit weißer Decke geschmückt wartet der Esstisch im großen Wohnraum auf Gäste. Die gab es in den ersten Wochen viele. „Wir hatten in unserem Einführungsgottesdienst gesagt, dass alle Leiterrunden, Vorstände und Teams einen Abend zu uns kommen können“, sagt Dördelmann. „Schon am nächsten Tag hatten sich zehn Gruppen angemeldet.“

Mittlerweile sind es 25 Anmeldungen. Jeder einzelne Besuch freut die Priester aufs Neue. „Wir lernen dann viel von dem, was in Kevelaer geschieht, was die einzelnen Gruppen machen, wie die Pfarrgemeinde funktioniert.“ Eins hebt Dördelmann hervor: „Wir lernen vor allem die Menschen hier kennen.“

In fünf Minuten zum Kapellenplatz

Menschen, die sie auch auf dem Kapellenplatz treffen. Dorthin zieht es nicht nur eine knappe Million Pilger im Jahr – dort schlägt auch das Herz der Pfarrei. Ein weiter Weg ist es nicht, wenn sich die drei auf ihre Diensträder schwingen. Vielleicht fünf Minuten, dann stehen sie auf dem Kopfsteinpflaster zwischen der Kapelle der Trösterin der Betrübten, der Basilika, der Kerzenkapelle und dem Priesterhaus. Alle drei haben diesen Ort bereits lieben gelernt. „Auch weil es in der benachbarten Eisdiele so hervorragendes Eis gibt“, sagt Dördelmann lachend.

Es ist die Ausstrahlung der vielen kleinen Gebets- und Ruheorte, die sie gefangen genommen hat. Jeder hat dabei bereits seine „ganz besondere“ Bank gefunden.

Frye in der Anbetungskapelle: „Eine stille Oase, in die ich gerade jetzt in der Anfangszeit mit den vielen neuen Eindrücken gehen kann, um sie zu reflektieren und vor Gott zu bringen.“ Hagemann in der Beichtkapelle: „Mir sind die Gottesdienste dort ans Herz gewachsen – in dieser kleinen Kirche neben der großen Basilika, mit etwas weniger Menschen.“ Und Dördelmann in der Kerzenkapelle: „Wenn ich hier eine Kerze anzünde, dann erbitte ich für ganz viele Menschen, die irgendwo im Dunkeln sind, ein Licht.“

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