Klima-Debatte beim Katholikentag

Edenhofer zeichnet düsteres Bild – und macht gleichzeitig Mut

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Klimaschutz-Debatten gehören bei Katholikentagen dazu. In Erfurt zeichnete sich zunächst ein düsteres Bild ab. Aber Experte Ottmar Edenhofer ermutigte auch dazu, weiterhin in Klimaschutz zu investieren.

Die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz reichten nicht aus. Es gehe viel zu langsam. Dieses ernüchternde Fazit zog der Klima-Experte Ottmar Edenhofer beim Katholikentag in Erfurt. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung erklärte, dass das Pariser Klimaziel von 2015, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Durchschnitt zu begrenzen, nicht mehr erreichbar sei.

Knapp zehn Jahre nach der Klimakonferenz von Paris und der Veröffentlichung der Schöpfungs-Enzyklika von Papst Franziskus, „Laudato Si“, befinde sich die Menschheit „auf einem Weg in die Gefahr“.

KLJB-Vorsitzende: „Wir vernichten unsere Lebensgrundlage“

Diese Sicht bestätigte bei der Podiumsdiskussion auch die Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung, Isabel Rutkowski. „Wir vernichten unsere Lebensgrundlage“, erklärte die Klimaaktivistin in ihrem Eingangsstatement vor einem voll besetzten Saal im Erfurter Theater. Der globale Norden habe eine besondere Verantwortung, wenn es um den Klimaschutz geht.

Er habe, so Edenhofer, das Gefühl, dass Klimaschutz zu einem „nice-to-have“-Thema in der öffentlichen Debatte geworden sei. Das müsse endlich aufhören. Klimaschutz gehöre als Thema zur staatlichen Daseinsvorsorge, sagte der Klimaexperte und bekennende Katholik. Es brauche Solidarität unter den Staaten, aber auch Sanktionsmechanismen, wenn Ziele nicht erreicht würden.

Edenhofer: Investitionen in Klimaschutz lohnen sich

Gleichzeitig suchten die Teilnehmenden nach Lösungen für das Klima-Problem. Edenhofer führte den Gästen vor Augen, dass das Investitionsvolumen in den Klimaschutz, wie zum Beispiel der Ausbau erneuerbarer Energie, deutlich niedriger ausfiele als die Höhe der Kosten zur Beseitigung der Klimaschäden.

So habe jüngst das Potsdam-Institut ausgerechnet, dass bei einer weiteren Erderwärmung allein die Weltwirtschaft um 20 Prozent schrumpfen werde. In Afrika und Lateinamerika sei mit Rückgängen von bis zu 50 Prozent zu rechnen. „Klimaschutz ist billiger“, sagte Edenhofer mit Nachdruck.

Klima-Experte lobt den europäischen „Green Deal“

Gleichzeitig lobte Edenhofer den „Green Deal“ in der Europäischen Union als bedeutendes Klimaschutzprojekt. Es brauche die avisierte Netto-Null-Emission bis 2050, bei drastischer Reduzierung der Nutzung fossiler Energieträger. Der Gasverbrauch müsse zum Beispiel um etwa 90 Prozent gesenkt werden. 

Man habe in Europa schon viel erreicht. Alle müssten dazu beitragen, dass der „Green Deal“ nach der Europawahl nicht von populistischen Parolen zerrieben werde. Deshalb sei es so wichtig, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann, dass alle wählen gingen.

CDU-Politiker: Druck muss hochgehalten werden

Es brauche einen „vernünftigen Druck“ auf die Politik, ergänzte Heilmann, um den Klimaschutz oben auf der politischen Agenda zu halten. Und dafür brauche es unter anderem solche Veranstaltungen, wie diese Debatte auf dem Katholikentag.

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