Äußerung in der „Bild am Sonntag“

Gänswein-Bekenntnis: Schwierigstes Jahr meines Lebens

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Ein Jahr nach seiner Entlassung durch Papst Franziskus hat sich Ex-Papstsekretär Georg Gänswein zu Wort gemeldet. Er spricht von „schmerzenden Wunden“ und räumt Fehler ein.

Die Zeit nach seiner Entlassung aus dem Vatikan hat der langjährige Papstsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, als das schwierigste Jahr seines Lebens bezeichnet. „Aber ich bin versöhnt“, sagte der 68-Jährige der „Bild am Sonntag“. „Gehadert habe ich zum Glück nicht, auch wenn ich andere Pläne hatte, die sich alle nicht erfüllten.“ Es habe Zeit und Geduld gebraucht, damit „schmerzende Wunden“ hätten verheilen können.

„Ich gebe zu, die Enttäuschung bei mir war groß“, bekannte Gänswein. Aber es sei die Entscheidung von Papst Franziskus gewesen, und diese allein zähle. Gänswein unterstrich die Bedeutung von Ehrfurcht und Gehorsam gegenüber Päpsten. „Dieses Versprechen habe ich gehalten. Ob ich das gerne tat, steht auf einem anderen Blatt.“

Gänswein berichtet von tränenreicher Zeit

Seit seiner Entlassung aus dem Vatikan seien bei ihm auch Tränen geflossen – nicht zuletzt weil er auch den Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. zu verarbeiten gehabt habe. „Papst Benedikt fehlt mir. Optisch und physisch ist er zwar abwesend, aber geistig ist er geradezu omnipräsent.“ Wie bereits zuvor der „Badischen Zeitung“ sagte Gänswein auch jetzt, dass ihm das Gebet geholfen habe.

Nach einem Jahr in Freiburg geht Gänswein in wenigen Wochen nach Vilnius – als Papstbotschafter für die baltischen Staaten. Dort wolle er nicht nur mit Politikern, Diplomaten und Bischöfen ins Gespräch kommen, „sondern auch mit möglichst vielen Gläubigen“, sagte er „Bild am Sonntag“. Momentan bereite er sich auf die neue Aufgabe vor, auf die er sich freue.

Gänswein-Buch sorgte für Ärger

Gänswein lebte seit seiner Entlassung aus dem Vatikan im Sommer 2023 ohne offizielle Aufgabe in Freiburg. Zuvor war er 19 Jahre lang Privatsekretär von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Zunächst behielt er diesen Posten auch unter Papst Franziskus. Nach internem Streit beurlaubte Franziskus den Deutschen. Er blieb aber im Vatikan.

Nach dem Tod Ratzingers 2022 rückte Gänswein wieder verstärkt in die Öffentlichkeit. Sein Buch „Nichts als die Wahrheit“ sorgte für Schlagzeilen, weil es Details über inhaltliche Konflikte zwischen Franziskus und Benedikt enthält. Papst Franziskus kritisierte die Veröffentlichung. Er warf Gänswein einen Mangel an Anstand und Menschlichkeit vor und entband ihn von allen vatikanischen Aufgaben.

Gänswein räumt Fehler ein

Erneut hob Gänswein ein gutes Verhältnis zu Franziskus hervor, dieses sei „entspannt und gesund“. Zugleich bekannte er, Fehler gemacht zu haben, „auch in der Zusammenarbeit mit Papst Franziskus. Diese habe ich eingesehen und sie auch ein- und dann ausgeräumt.“

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