Klaus Nelißen zum kirchlichen Engagement junger Menschen

Feiern wir unsere Sommer-Held*innen! Ein Hoch auf die Lagerteams

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Nicht nur beim Fußball braucht es Helden. Auch in der Kirche gibt es sie zuhauf. Klaus Nelißen denkt in seinem Gast-Kommentar nicht an die Kirchenspitze, sondern an die vielen Lagerteams, die in diesen Wochen ehrenamtlich arbeiten. Sie gehören gefeiert.

Helden haben in EM-Zeiten Hochkonjunktur. Beim Fußball ist es ähnlich wie bei der Kirche: Schnell wird nur „ganz oben“ nach den Helden gesucht. Ich möchte hier eine Lanze brechen für die Sommer-Helden in der Kirche. Und ich meine nicht die Bischöfe, die leitenden Pfarrer, „die da oben“. Die machen jetzt hoffentlich Urlaub und kommen mal runter.

Ich meine die, die gerade ein Urlaubserlebnis für Kinder und Jugendliche schaffen: ob beim Ferienspaß vor Ort oder in den Lagern. Für mich sind die Leiterinnen und Leiter in diesen Freizeiten Held*innen. Meine kirchliche Sozialisation ist ohne die Lager nicht denkbar. Ohne die älteren jungen Menschen, die ihre Freizeit investiert hatten, um mir diese Lager zu ermöglichen. Irgendwann war ich dann selbst einer von ihnen. Meine Sommerferien? Zum Beispiel: Pfadfinderlager in Norwegen, Kinderferienspaß in Kempen, dann Gemeinde-Ferienfahrt nach Österreich.

Hier in Köln, wo ich seit 12 Jahren als WDR-Rundfunkbeauftragter arbeite, bin ich im Grund „raus“ aus der kirchlichen Jugendarbeit. In der Agneskirche engagiere ich mich ehrenamtlich, aber woanders. Die einzig verbliebene Jugendgruppe neben den MinistrantInnen ist hier das Ferienlagerteam. Jahr für Jahr erproben sich dort junge Menschen in der Übernahme von Leitung. Sie lernen Selbstwirksamkeit, Selbstorganisation, Verantwortung. Denn das Ganze ist verantwortungsvoll. Natürlich macht es auch Spaß.

Was Leitungsteam auf die Beine stellen

Der Autor 
Klaus Nelißen ist stellvertretender Rundfunkbeauftragter der NRW-Diözesen beim WDR. Der Pastoralreferent des Bistums Münster volontierte bei der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und studierte Theologie in Münster und Berkeley, Kalifornien.

Und natürlich weiß ich, dass nicht alles heldenhaft ist, was in den Lagern passiert. Es sind keine Veranstaltungsprofis, die diese organisieren, sondern SchülerInnen, StudentInnen, Auszubildende. Da kann mal das Essen in die Hose gehen oder eine Schnitzeljagd landet im Nirgendwo. Umso erstaunlicher ist, was die Leitungsteams trotz allem auf die Beine stellen! 

Wer schon mal beim großen Leiter-Suchspiel auf Ameland war, weiß, wovon ich rede. Das alles kostet Zeit, Kraft und Kreativität. Was mittlerweile sehr gewissenhaft verfolgt wird: Alle, die in diese Lager fahren, investieren auch Zeit für Präventionsschulungen. Sogenannte Awareness-Teams sind in vielen Lagern inzwischen Standard.

Ohne junge Menschen sieht Kirche alt aus

Und die Awareness der Kirche für all dieses ehrenamtliche Engagement? Klar ist: Ohne die Lager hätten noch weniger junge Menschen Kontakt zur Kirche. Wo sonst eröffnet die Kirche heute noch Räume für die junge Generation, die Laboratorien sind für ein verantwortungsvolles Miteinander? Wo junge Menschen ernst genommen werden, da bringen sie sich ein. Ohne junge Menschen sieht die Kirche alt aus.

Uns Älteren in der Kirche stünde es gut zu Gesicht, wenn wir die Sommer-Held*innen aus den Lagern etwas mehr feierten.

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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