Jannis Fughe zur Zukunft der Freiwilligendienste

Es wird Zeit für einen Rechtsanspruch auf Freiwilligendienste

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Freiwilligendienste erfahren immer wieder eine hohe Wertschätzung. Und dennoch drohen in diesem Bereich immer wieder Kürzungen. Das geht gar nicht, sagt der KLJB-Bundesvorsitzende Jannis Fughe in seinem „jungen Kommentar“. Und er geht noch weiter.

Freiwilligendienste sind von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft. Sie bieten jungen Menschen die Möglichkeit, sich in sozialen Berufen auszuprobieren, neue Kompetenzen zu entwickeln und wichtige Lebenserfahrungen zu sammeln. Etwa 90.000 Menschen in Deutschland leisten jedes Jahr einen Freiwilligendienst. Für viele ist dies eine prägende Erfahrung in ihrem Leben.

Doch obwohl Freiwilligendienste so wertvoll sind, stehen sie regelmäßig vor einer ungewissen Zukunft. In den letzten Jahren drohten immer wieder Kürzungen der Bundesmittel. Auch im Haushaltsentwurf 2025 sind erneut Einsparungen geplant. Mehrere Träger haben bereits angekündigt, dass sie aufgrund der befürchteten Kürzungen ihre verfügbaren Plätze reduzieren müssen. Das hat fatale Folgen: Weniger Menschen können einen Freiwilligendienst leisten oder werden aufgrund der unsicheren Perspektive davon abgeschreckt, sich überhaupt zu bewerben.

Freiwilligendienst: Wichtiger Beitrag für die Gesellschaft

Der Autor
Jannis Fughe ist seit 2021 hauptamtlicher Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB). Zuvor war er ehrenamtlicher Landesvorsitzender der KLJB im Landesverband Oldenburg und Präsident des europäischen Dachverbands der Landjugend (MIJARC Europe). Jannis Fughe stammt aus Mühlen im Landkreis Vechta und lebt in Bonn.

Das ist ein großes Problem, denn Freiwilligendienste stärken nicht nur die jungen Menschen, die sie absolvieren, sondern auch die Gesellschaft insgesamt. In den vielfältigen Einsatzstellen wie Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen, Kirchengemeinden oder Jugendverbänden sind die Freiwilligen eine große Entlastung und Bereicherung.

In ihrem Einsatz erleben sie, wie wichtig ihr eigener Beitrag für die Gesellschaft ist und stärken so ihr Selbstwirksamkeitsgefühl. In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Zusammenhalt zunehmend bedroht ist und demokratiefeindliche Kräfte an Einfluss gewinnen, sind Freiwilligendienste dabei ein umso wichtigeres Instrument, um Solidarität und sozialen Zusammenhalt zu fördern.

Junge Menschen sollen Chance auf Freiwilligendienst bekommen

Besonders irritierend ist der Widerspruch zwischen Kürzungen bei Freiwilligendiensten und den wiederkehrenden Forderungen nach einem Pflichtdienst für junge Menschen. Wie kann es sein, dass seit einigen Jahren immer wieder öffentlich über die Einführung eines verpflichtenden Dienstjahres für junge Menschen diskutiert wird, während gleichzeitig nicht einmal genug Plätze für diejenigen zur Verfügung stehen, die sich freiwillig engagieren möchten?

Es darf nicht sein, dass diejenigen, die aus eigenem Antrieb der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen, aufgrund fehlender Mittel keine Möglichkeit dazu bekommen. Um diesem Missstand zu begegnen, fordern viele Verbände und Organisationen einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst. Dieser Rechtsanspruch würde sicherstellen, dass alle jungen Menschen, die sich engagieren möchten, auch die Chance dazu bekommen. Das wäre nicht nur im Interesse der Freiwilligen, sondern auch der Gesellschaft, die von ihrem Einsatz massiv profitiert.

„Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen!“, ermutigt der 1. Timotheusbrief (4,12) seinen Empfänger Timotheus. Und in der 1.500 Jahre alten Benediktsregel rät der heilige Benedikt, bei wichtigen Dingen alle Brüder anzuhören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (RB 3,3). Darum kommen in unserer Rubrik „Der junge Kommentar“ ausdrücklich Autor:innen unter 30 Jahren mit ihrer persönlichen Meinung zu einem selbst gewählten Thema zu Wort. Sie sind ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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