Am 17. August ist Welttag der GPS-Schatzsuche

Pastor und Schatzsucher fordert: „Jede Kirche braucht einen Geocache“

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Ein Smartphone und eine App reichen – und schon kann die GPS-Suche nach in der Natur versteckten Dosen beginnen. Geocacher entdecken dabei auch Kirchen und erfahren Details über ihre Geschichte.

BonnSoir steht vor der Kirche Sankt Quirinus im Bonner Stadtteil Dottendorf. Es ist später Vormittag, Fußgänger gehen am Gotteshaus vorbei, Autos sind unterwegs. Was die meisten wohl nicht wissen, ist: Sankt Quirinus ist für Geocacher – sie suchen mithilfe von GPS nach versteckten Dosen – noch anderes und mehr als nur eine Kirche. Der Ort ist Ziel ihrer Schatzsuche.

Doch bevor dieser geborgen werden kann, gilt es sechs Fragen zu beantworten. Die Suchenden müssen etwa das Missionskreuz finden und Kirchenfenster zählen, addieren und Quersummen bilden. Mit den Lösungen lassen sich zwei Koordinaten berechnen, die sie zu einer kleinen Dose führen. Sofort sichtbar ist diese aber nicht. Es geht um die Freude am Suchen und vor allem am Finden.

Von der Couch-Potato zum Geocacher

Geocacher BonnSoir, der 66-jährige Bert, hat sich die Aufgaben überlegt. Seit 2009 haben seinen Geocache gut 500 Personen gefunden. Wenige Monate zuvor hörte er erstmals etwas über die GPS-Schnitzeljagd. Wie bei vielen begann es mit dem Interesse an Technik. Anders als heute, wo nur ein Smartphone mit entsprechenden Apps notwendig ist, brauchte es ein GPS-Gerät. Seine damalige Freundin freute die Begeisterung: „Sie ging gerne wandern. Ich war dagegen ein Couch-Potato.“ Doch mit Geocaching hatte Bert nun das Ziel, versteckte Dosen zu finden. Die Leidenschaft begann.

Der allererste Geocache wurde 2000 versteckt. In jenem Jahr verzichteten die USA auf die künstliche Störung des GPS-Signals; GPS steht für Global Positioning System. Der Vorläufer, das sogenannte Letterboxing, ist aber viel älter. Ab dem 19. Jahrhundert wurden im Dartmoor zuerst Flaschen, dann Briefkästen versteckt. In letzteren befanden sich Stempel und kleine Notizheftchen, Logbuch genannt, in die sich die Finder eintragen konnten. Heute werden die Funde auch auf der zugehörigen Homepage notiert. Jeder Nutzer hat ein Profil, das Auskunft über seine Funde gibt.

Bedeutsamer Ort für das gewählte Geocache-Versteck

Ein kleines Logbuch hat wie – fast alle modernen Geocaches – auch jener an der Dottendorfer Kirche. Zu der hat Owner BonnSoir – Besitzer sind diejenigen, die den Geocache gelegt haben – eine besondere Beziehung. „Mein Vater war hier bis in die 1980er Jahre Küster, Organist und Chorleiter. Wir Kinder haben früher in der Kirche Staub gewischt und die Weihnachtsbäume aufgestellt.“

Bei einem Blick in den Innenraum – für das Lösen der Aufgaben muss dieser nicht betreten werden – zeigt er den früheren Platz der Orgel und an welcher Stelle die Kirche einst angebaut wurde. Wichtig war BonnSoir, nicht bloß einen „Tradi“ – so heißen Geocaches, für die keine Koordinaten errechnet werden müssen – zu verstecken. „Das wäre dem Ort nicht gerecht geworden. Ich wollte mehr von der Kirche zeigen.“

Gotteshäuser weltweit entdecken

Kirchen auf diese Weise zu entdecken, ist überall in Deutschland möglich. So gibt es eine Serie mit dem Namen „Der Kleine an der Kirche“, die im Kreis Recklinghausen auf Dutzende Gotteshäuser hinweist. Auch im Ausland lässt sich so viel über Kirchengeschichte erfahren. In den mächtigen Kathedralen im Süden Englands finden sich häufig „Earthcaches“: Versteckt sind keine Dosen; stattdessen müssen Fragen zur Architektur beantwortet und dem Owner geschickt werden. Sind sie richtig, darf der Fund auf der Homepage eingetragen werden.

In Osnabrück hat die Jakobus-Kirche einen Geocache. Gelegt hat ihn Pastor Christian Bode, als seine Frau Anne-Kathrin Bode dort 2020 als Pastorin eingeführt wurde. Bode selbst arbeitet in der evangelischen Erwachsenenbildung und zuvor im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder. Auch dort hat er mehrere Geocaches versteckt. Besondere Bedeutung hat für ihn eine Serie zum Reformationsgedenken mit dem Titel „Luther 2017“. Selbst war der zwar nie in der Gegend. „Wir haben aber nach passenden Orten für Geocaches gesucht und beispielsweise zwei Lutherkreuze gefunden“, sagt Bode.

Wichtig war ihm, dass die Finder nicht nur ihren Spitznamen in das Logbuch eintragen, sondern auch mehr über die Reformation erfahren. Ein Begleitheft entstand. Unterstützt wurde die Initiative vom Stadtmarketing Holzminden, das längst einen eigenen Geocache hat: „Holzminden – Stadt der Düfte und Aromen“.

Besondere Verstecke locken Gäste

Liebevoll gestaltete Geocaches bringen tatsächlich Gäste. Dazu gehört seit Jahren „Vergissmeinnicht“ im Emsland. Mehr als 6.500 Begeisterte haben ihn bereits gefunden. Damit nicht zu viele Menschen an einem Tag kommen, muss man sich anmelden. Freie Termine gibt es derzeit nicht.

Ohnehin freuen sich Geocacher über besondere Funde. Das kann schon eine ungewöhnliche Dose in Form eines Schneckenhauses sein, die erst beim zweiten Hinsehen entdeckt wird.

Christian Bode begeistert, dass er durch die GPS-Schatzsuche neue Orte entdeckt und mit Menschen in Kontakt kommt, die er sonst möglicherweise nie kennengelernt hätte. Gespräche über Gott und Religion gehören ebenso dazu wie manche Diskussion. Geocaches an Kirchen böten eine besondere Möglichkeit. „Sie führen Menschen zurück an unsere Kirchen“, sagt Bode und ist überzeugt: „Jede Kirche braucht einen Geocache.“

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