Kirche+Leben-Interview mit dem IFE-Geschäftsführer

Warum gibt es einen katholischen Häuslebauer-Verband, Herr Hesener?

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„Interessenverband Familie und Eigentum“ (IFE) heißt der katholische Verband für Haus- und Wohnungsbesitzer. Warum gibt es den überhaupt, was macht er, was fordert er? Kirche+Leben fragt Geschäftsführer Andreas Hesener.

Herr Hesener, warum gibt es einen katholischen Verband für Wohneigentümer?

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war Wohnraum Mangelware, für alteingesessene Familien wie für Vertriebene, die neu in die Orte kamen. Die Kirche und die Bistümer hatten aber Grundstücke, die sie den Menschen zur Verfügung gestellt haben. Es war eine Art kirchlicher sozialer Wohnungsbau. Es ging um Flächen von 800 bis 1.000 Quadratmetern, damit Platz für einen Stall und für Beete zur Selbstversorgung war. Familien haben dann – teils in Selbsthilfe – Häuser gebaut. Unser Verband, der diese Selbsthilfe unterstützt hat, hieß zu Beginn noch „Verband katholischer Siedler“. Er wurde 1953 von Priestern und Laien gegründet und ist in den Bistümern Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn tätig.

Wie versteht sich der Verband heute?

Als eine Art ADAC für Hausbesitzer und Wohnungseigentümer. Wir beraten Familien, die eine Wohnung kaufen oder ein Haus bauen wollen. Wir klären Fragen wie: Wieviel Haus kann ich mir für mein Geld leisten? Wie sieht eine Finanzierung aus? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Welche Einspareffekte hat es, ein Haus energetisch zu sanieren? Lohnt sich die höchste Energiesparklasse? Oft werden Häuser auch zu groß gebaut. Wir raten, kleinere Wohnflächen intelligent zu planen, damit sie auch noch nutzbar sind, wenn einmal die Kinder ausgezogen sind. Außerdem hilft das beim eventuellen Weiterverkauf.

Wie helfen Sie Familien, die schon Eigentum besitzen?

Zum Beispiel mit technischen Beratungen. Unser Beraternetzwerk hilft bei der Energieberatung oder dabei, Sanierungsfahrpläne zu erstellen. Auch haben wir gesetzliche Neuerungen im Blick – Stichwort Heizungsgesetz. In der dunklen Jahreszeit kommen immer wieder Fragen zu Nachlassregelungen: „Ich habe ein Haus und Kinder – wie kann ich meinen Nachlass fair und gerecht regeln?“ Für einen moderaten Jahresbeitrag sind einige Dienstleistungen frei, für andere Beratungen gewähren wir einen Nachlass.

Und das kommt an?

Ja. Seit Jahresbeginn sind knapp 800 Familien unserem Verband beigetreten, zwischen den Verbandstagen 2022 und 2024 waren es mehr als 2.500. Insgesamt sind wir Ansprechpartner für rund 24.000 Mitgliedsfamilien in NRW.

So sinnvoll das sein mag: Wieso braucht es einen Häuslebauer-Verband mit „katholischem Stempel“? Könnten Eigentümer sich nicht an „Haus und Grund“ wenden?

„Haus und Grund“ hat einen Schwerpunkt bei Eigentümern, die Wohnraum vermieten. Unsere Mitgliedsfamilien sind überwiegend Selbstnutzer von Ein- und Zweifamilienhäusern.

Was macht denn das Katholische in Ihrem Verband aus?

Die Gründungsidee, die Prinzipien der katholischen Soziallehre, zum Beispiel die der Solidarität und Subsidiarität. Außerdem haben wir Geistliche Beiräte in den Diözesanverbänden. Wirtschaftlich ist unser Verband unabhängig von der Kirche. Wir haben uns vor einigen Jahren von „Katholische Familienheimbewegung“ in „Interessenverband Familie und Eigentum“ umbenannt, um uns auch namentlich zu öffnen. Mitglied bei uns kann jede und jeder werden, gleich welcher Konfession, ob Eigentümer oder Mieter.

Vertreten Sie auch Interessen gegenüber der Politik?

Das ist uns wichtig. Vier von fünf Familien würden gern im Eigentum wohnen, das wird politisch gern vernachlässigt. Deutschland ist immer noch Mietwohnungs-Land, wir sind – vor der Schweiz – Vorletzter bei der Eigentumsquote. Viele Mietwohnungen werden oft zu klein, wenn Kinder geboren werden. Es entlastet den Mietmarkt, wenn Familien ins Eigentum ziehen können. Außerdem stärkt das die Identifikation mit dem eigenen Wohnumfeld und die Verantwortung dafür. Wir fordern, dass Grundstücke bezahlbar bleiben, auch Bauvorhaben, trotz der Grunderwerbsteuer und anderer Kosten. Zudem wird mit Eigentümern nicht immer fair umgegangen: Eigentümer stärken zum Beispiel den ländlichen Raum, sind nicht immer nur „Flächenverbraucher“ und Umweltverschmutzer als Berufspendler.

Wie bringen Sie Ihre Forderungen an?

In der Politik auf Landes- und Bundesebene, zum Beispiel in enger Zusammenarbeit mit dem Katholischen Siedlungsdienst, unserem Dachverband in Berlin. Ihm gehören 24 katholische Siedlungsgesellschaften, also Wohnungsbau-Genossenschaften, und einige Bistümer an.

Neuer Vorsitzender im Bistum Münster
Zum neuen Vorsitzenden des IFE-Diözesanverbands Münster wurde beim Verbandstag 2024 Thomas Eickholt aus Drensteinfurt-Walstedde gewählt. Er löst Albert Nasse aus Hamm ab. Er hatte das Amt seit 2000 inne und kandidierte nicht erneut.

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