Hochburg des Karnevals im oldenburgischen Bistumsteil

Karnevalspredigt 2021 von Heiner Zumdohme aus Damme

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Damme ist eine Karnevalshochburg im niedersächischen Teil des Bistums Münster. Weil die Kirche dem Karnevalstreiben mit dem Vierzigstündigen Gebet begegnete, haben die Dammer ihr Fest eine Woche vorgezogen. Pfarrer Heiner Zumdohme hielt diese Predigt deshalb bereits am vergangenen Sonntag:

Karneval fällt in diesem Jahr aus.
Keine Verkleidung als Hund, Katze, Maus.
Schon im September wurde es verkündet,
und die Nachricht hat wahrlich gezündet.
Der Elferrat beschließt folgende Resolution:
„Auch vom Pastor gibt‘s dafür nicht die Absolution!
Jeder Narr muss sich dieses Jahr an Karneval verriegeln,
alles andere werden wir mit Höchststrafen besiegeln.
Wir feiern Karneval – ganz oder gar nicht!“
Das Argument hatte wirklich Gewicht.
Ausnahme bleibt diese Predigt in Reimform.
Tja, für die Kirche gilt halt immer ‘ne Sondernorm.

Karneval also dieses Jahr entfällt.
Einziger Trost: Ich spare viel Geld.
Das Corona-Virus, das war schuld,
verbietet dieses Jahr den Karnevalskult.
Diese Nachricht machte viele betroffen.
Im Februar nüchtern und nicht besoffen?
Das wirft meinen Biorhythmus völlig aus der Bahn,
ich benötige unbedingt einen Alternativplan.

Ich hatte schon einen auf‘m Schirm,
doch dann sagte mir mein Superhirn:
Damme und Neuenkirchen vor Wut erbebt,
wenn du sie zwingst zum Vierziegstündigen Gebet.
Dagegen haben die sich schon vor über 100 Jahren gewehrt,
und sie hätten sich auch heute nicht weiter drum geschert.
Selbst wenn‘s der Bischof anordnen würde,
wäre das für die Dammer keine Hürde.
Die würden das Karnevalsfest einfach wieder verfrachten.
Wenn‘s sein muss, sogar auf Weihnachten.

Also kam ich zu dem Entschluss:
Zumindest ‘ne Reimpredigt ist ein Muss
an diesem vermeintlichen Karnevalswochenende,
auch wenn es mir macht einige Umstände.
Denn ‘ne Predigt reimen ist gar nicht so leicht,
und manchmal dachte ich beim Schreiben: Es reicht!
Und erschwerend dazu dachte ich mir:
Säßet ihr nur jeden Sonntag mit so viel Neugier hier!
Könnt‘ ich sonntags nur eure Aufmerksamkeit so erringe,
wie wenn ich an Karneval die Predigt in Reimform bringe.

Also will ich auch in diesem Jahr reimen,
aber nicht, dass Sie jetzt alle meinen,
dass eine Predigt, die ich nicht zu reimen wüsste,
deshalb schon ungereimt sein müsste.
Das Thema steht im sonntäglichen Evangelium,
da komme ich auch bei ‘ner Reimpredigt nicht drum herum.
Dort steht klar und deutlich geschrieben,
dass Menschen einem Mann fernblieben,
weil dieser war nicht rein,
ei, das finde ich gar nicht fein.
Mit „unrein“ meinte man damals nicht einfach schmutzig,
nein, Aussatz machte die Menschen nichtsnutzig.
Zur Einsamkeit der Aussatz führte,
die Kranken, die waren Isolierte.
Abstand halten war geboten,
Kontakt zu anderen verboten.

Die heutige Abstandsregel ist dagegen kaum der Rede wert,
auch wenn sie manchem schon an den Nerven zerrt.
Nein, Aussatz in der Bibel ist schlimmer,
denn damit biste raus für immer.
In der Gesellschaft ist kein Platz,
dein Leben fortan für die Katz.
Aussatz war damals Strafe für eine Schuld,
doch Gott hat mit uns Menschen Geduld.

Weil der Aussätzige das weiß,
geht er zu Jesus um jeden Preis.
Er wusste: Bei Jesus geht auch mein Leben gut,
das macht mir heute Hoffnung und Mut.
Jesus hat keine Angst, die Kranken zu berühren,
er will, dass gerade diese Menschen spüren:
Die Liebe Gottes gilt vor allen jenen Personen,
die Krankheit und Not im Leben nicht verschonen.
Ob besessen, krank oder die Gicht,
Jesus setzt die Menschen wieder ins rechte Licht.
Er führt sie zurück in die Gemeinschaft,
deshalb sollen auch wir nicht leben in Feindschaft.
Mit seinem Verhalten will er uns animieren,
uns vor fremden Menschen nicht zu zieren.
Wer Jesus folgt, der soll nicht ausgrenzen,
sondern schauen nach des Nächsten Referenzen.
Alle, die andere – wieso auch immer – mobben,
die gilt es auf der Stelle zu stoppen.
Ob fremd, beeinträchtigt oder alter Mann:
Ausgrenzung geht uns alle an.
Das muss endlich mal in alle Köpfe:
Wir sind alle Gottes Geschöpfe.

Aber wenn ich manchmal im Internet lese
so manche querdenkerische These,
Corona sei gar nicht so schlimm:
Das ist doch ausgemachter Blödsinn!
Und schuld sind sowieso wie immer die Ausländer,
haben uns das Virus gebracht, vorletzten Dezember.
Zu allem Übel sind die ohnehin immer der Schlüssel.
Wer sowas sagt, hat für mich einen an der Schüssel.
Und ich tu’s hier ehrlich kund:
Bitte haltet euren Mund!
Mein Eindruck bei euch ist ganz stark:
Euch fehlen fünf Pfennig zu ‘ner Mark,
und auf den Hinterkopf ‘n leichter Schlag.
Ihr denkt doch nur von zwölf bis Mittag!
Benutzt endlich mal euren Verstand!
Das fänd ich wirklich mal charmant.

Zurück zum heutigen Evangelium:
Da drin steckt noch weiterer consilium.
Denn wenn du einmal Aussatz hast,
wird das normale Leben zur Last.
Das war für uns weit weg, bis letztes Jahr.
Quarantäne wegen ‘nem Virus unvorstellbar.
Viele haben Sorgen um Opa und Oma,
Schuld ist dieses tückische Corona.
Vorbei mit der freiheitlichen Lässigkeit,
Corona verbietet sogar die Karnevalszeit.

Und auch wenn dieses manchem schwerfällt:
Karneval zuhause und nicht im Festzelt.
Aber die Entscheidung des Elferrates bleibt richtig,
denn es geht um unsere Gesundheit, und die ist wichtig.
Dies sollte wirklich ein Anliegen sein, von dir und mir.
Dafür verzichte ich an Karneval gern mal aufs Bier.

Also gilt Abstandhalten weiter als große Bürgerpflicht.
Deshalb schützt andere und zieht die Maske ins Gesicht.
Redet sie nicht lächerlich, diese Coronapest,
und riskiert dabei die Gesundheit für den Rest.
Deshalb gilt nun mal in dieser Zeit:
Verzicht auf Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Schützt euch weiter vor den Keimen,
als Erleichterung diese Predigt in Reimen.

Aber alle, die sagen, Lachen in der Krise gehöre sich nicht,
denen sei gesagt: Ihr seid nicht ganz dicht!
Deshalb jetzt ein kleiner Witz.
Keine Angst, der ist auch was für Kids.
Damit sie sich heute einmal freuen
und heute Abend den Tag nicht bereuen.

Sagt der kleine Peter: Mein Onkel ist Pastor.
Wenn der aus der Kirche kommt hervor,
mit Hochwürden ihn alle grüßen,
so was muss das Leben doch versüßen.
Franz aber spricht: Ist mir doch egal,
mein Onkel, der ist Kardinal.
Der hat eine solche Prominenz,
bei ihm sagen alle: Eminenz!
Darauf fängt der kleine Paul an zu lachen
und denkt: Das sind doch lächerliche Sachen.
Mein Onkel, der wiegt 400 Pfund
und sein Bauch ist ziemlich rund.
Wenn Leute den sehen,
bleiben sie stehen
und rufen ganz flott:
Allmächtiger Gott!

Liebe Brüder, liebe Schwestern
Ihr seid doch nicht von gestern.
Ihr wisst: Die Botschaft von Jesus macht immer froh.
Und das ist auch gut so.
Ob mit oder ohne diese komische Coronapest –
das Leben aus dem Glauben ist immer ein Fest.

Denn wenn wir nur auf Gott vertrau‘n,
dürfen wir frohen Mutes in die Zukunft schau‘n.
Wenn wir uns jetzt noch einmal zusammennehmen,
dann wird uns nächstes Jahr kein Virus mehr lähmen.
Dann bin ich fürs kommende Jahr sicher,
feiern wir Karneval umso herzlicher.
Dann wird auch wieder Karnevalsmesse gefeiert,
ihr kommt ins Gotteshaus in Kostümen verschleiert,
der Dom ist wieder bis oben hin rappelvoll.
Das ist doch ‘ne Perspektive – einfach toll!

Und ich sag’s ohne mich zu scheuen:
Auch ich werde mich dann tüchtig freuen.
Denn dann sehe ich wieder Menschen in diesem Dom drinnen,
die ihn seit zwei Jahren nicht gesehen haben von innen.

Ihr spürt: Es gibt Hoffnung, und die lässt leben,
deshalb lasst uns jetzt noch einmal alles geben,
damit diese Hoffnung wird Realität.
Dazu bedarf es von jedem Loyalität.

Dann werden wir das Virus in die Knie zwingen,
und dürfen an Karneval auch wieder singen
die alten schönen Karnevals-Arien.
Wenn ich mir ausmale diese Szenarien,
dann wird mir jetzt schon warm um’s Herz,
und das mein ich ehrlich und nicht im Scherz.
 
Ich muss jetzt machen Schluss,
sonst wird es vielen zum Verdruss.
Hinten in der Kirche klagen sie schon wieder ihr Ach,
weil der Pastor die Predigt zu lang macht.
Seid mir gegrüßt, ihr dort hinten in der Ferne!
Ich feier mit euch Gottesdienst trotzdem gerne.

So sage ich: Dicke und Schlanke,
Kleine und Ranke - einfach: Danke.
Dass ihr mir habt zugehört,
hat mich sehr betört.
Ich hoffe, meine Worte haben euch nicht gestört.

Sondern sie waren wie ein guter Samen
für all die frommen Männer und Damen.
So grüße ich euch alle hier in diesem Bau
mit einem kräftigen „Damme Helau!“
Aber schließen tu ich diesen Rahmen
wie ich‘s immer tu mit: Amen.

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