Peter Schallenberg zu Kirchensteuern und Staatsleistungen

Theologe hält andere Kirchenfinanzierung für denkbar: „Wie in Italien“

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Der Theologe Peter Schallenberg hält für vorstellbar, das System der Kirchenfinanzierung in Deutschland komplett zu reformieren – Kirchensteuer inklusive. Er verweist auf das italienische Modell.

Der Paderborner Theologieprofessor Peter Schallenberg kann sich vorstellen, „das gesamte System der Kirchenfinanzierung auf neue Füße zu stellen – inklusive der Kirchensteuer“. Die Kirche könne „auch mit anderen Finanzierungsformen wie etwa dem italienischen Modell gut leben“, sagt Schallenberg zu katholisch.de.

In Italien müssen alle Steuerzahlenden 0,8 Prozent ihrer Einkommensteuer einem guten Zweck zuweisen. Am meisten profitierte davon bislang die katholische Kirche – zuletzt mit fallender Tendenz.

Problem der Staatsleistungen

Die sogenannten Staatsleistungen an die großen Kirchen in Deutschland nennt Schallenberg „kaum mehr vermittelbar“. Sie sind eine Kompensation für Enteignungen, die überwiegend Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten.

Politiker der Ampel-Parteien hatten ein Gesetz angekündigt, das den Rahmen für eine Ablösung der Staatsleistungen schaffen soll, die das Grundgesetz anmahnt. Mehrere Bundesländer haben aber Vorbehalte, weil sie den Kirchen dann Ablösesummen in Milliardenhöhe zahlen müssten.

„Ampel hat sich verrannt“

Möglicherweise habe sich die Bundesregierung bei dem Thema verrannt, meint Schallenberg. Ihm scheine, die Länder hatten sich mit den Staatsleistungen arrangiert und sähen sie „insgesamt als sinnvolle Investition“.

Zur Wahrheit gehöre: „Wenn die Kirche weniger Geld zur Verfügung hat, wird sie auch weniger Leistungen erbringen können.“ Gerade im Sozialbereich, bei Bildung, Gesundheitswesen oder Palliativversorgung „profitiert der Staat bislang sehr vom Engagement der Kirchen“, so der Theologe.

Scharfe Kritik an Abtreibungs-Plänen

„Verheerend“ nennt er den Kurs der Bundesregierung beim Thema Abtreibung: „Die bestehende Rechtslage, nach der ein Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich rechtswidrig, aber unter bestimmten Voraussetzungen straffrei bleibt, ist aus meiner Sicht ein guter Kompromiss, der sich bewährt hat und nicht ohne Not aufgegeben werden sollte.“

Ebenso kritisiert Schallenberg, die Regierung verhalte sich in Sachen Religionsfreiheit und Christenverfolgung „äußerst still“. Zwar gibt es seiner Ansicht nach „weltweit starke Einschränkungen“ religiöser Freiheit. Für die Ampel-Parteien scheine „Religion jedoch auch im globalen Maßstab eine zu vernachlässigende private Spielwiese zu sein“.

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