Im Bistum Münster unterdurchschnittlicher Rückgang

Kirchensteuer: Minus 330 Millionen Euro für deutsche katholische Kirche

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Die katholische Kirche in Deutschland hat 2023 rund 330 Millionen Euro Kirchensteuern weniger eingenommen als im Jahr zuvor, ein Minus von etwa fünf Prozent. Inflationsbereinigt sinken die Zahlen bereits seit 2019.

Die katholische Kirche in Deutschland hat 2023 deutlich weniger Kirchensteuern eingenommen als in den beiden Vorjahren. 2023 beliefen sich die Einnahmen der 27 Bistümer auf 6,51 Milliarden Euro, geht aus einer Statistik der Deutschen Bischofskonferenz hervor. Das waren gut 330 Millionen Euro und damit etwa fünf Prozent weniger als 2022. Damals gab es den Rekordwert von mehr als 6,84 Milliarden Euro, 2021 waren es 6,73 Milliarden Euro.

Das Bistum Münster nahm 2023 in seinem nordrhein-westfälischen Teil 363,5 Millionen Euro Kirchensteuern ein, 13,9 Millionen Euro weniger als 2022, sagt ein Bistumssprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das ist ein Rückgang um 3,68 Prozent, also unter dem Durchschnitt.

Die Steuereinnahmen der katholischen Kirche liegen weiterhin höher als die der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Deren 20 Landeskirchen mussten 2023 ebenfalls Einbußen hinnehmen: Das Gesamtaufkommen belief sich auf 5,9 Milliarden Euro, etwa 5,3 Prozent weniger als 2022, als 6,24 Milliarden Euro in die Kassen flossen, was ebenfalls ein Rekordwert war.

Kirchensteuern: Inflationsbereinigt noch stärkerer Rückgang

Vertreter beider Kirchen haben in jüngerer Zeit immer wieder darauf hingewiesen, dass das Kirchensteuer-Aufkommen langfristig zurückgehe, weil die Zahl der Mitglieder durch Austritte, Tod und den Renteneintritt der "Babyboomer-Generation" deutlich sinkt. Allerdings hängt das Aufkommen der Kirchensteuer auch von den Einkommensteuer-Einnahmen des Staates ab. Deshalb konnten die Kirchen in den vergangenen Jahren wegen guter Konjunktur und steigender Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung höhere Einnahmen verzeichnen.

Deutlich kritischer sieht die Situation für die Bistümer aus, wenn man die inflationsbereinigten Kirchensteuereinnahmen betrachtet. Dort zeichnet sich schon seit 2019 ein Trend zu sinkenden Einnahmen ab: Gab es 2019 ein inflationsbereinigtes Aufkommen von 5,19 Milliarden Euro, so beliefen sich die Einnahmen 2022 nur noch auf 4,7 Milliarden Euro und 2023 auf 4,22 Milliarden Euro.

Was ist die Kirchensteuer in Deutschland?

In Deutschland haben die Kirchen das in der Verfassung verankerte Recht, von ihren Mitgliedern Abgaben (Kirchensteuern) zu erheben. Diese Steuer ist die wichtigste Finanzquelle zur Wahrnehmung kirchlicher Aufgaben in Seelsorge, Bildung und Sozialwesen. Die Höhe richtet sich in der Regel nach der Einkommenssteuer; auf sie kommen als Zuschlag neun Prozent hinzu, in Bayern und Baden-Württemberg, lediglich acht Prozent.

Update 17 Uhr: Zweiter Absatz zum Bistum Münster ergänzt. | jjo.

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