Gruppe aus dem Bistum Münster reist zum Jugendaustausch nach Brasilien

KLJB unterstützt Kleinbauern beim Kampf für eigenen Acker in Brasilien

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15 junge Frauen und Männer aus der Katholischen Landjugend-Bewegung (KLJB) im Bistum Münster reisen für drei Wochen nach Brasilien. Die Organisatoren verraten, welches besonders Ziel die Reise verfolgt.

Wenn die 15 Mitglieder der Katholischen Landjugend-Bewegung im Bistum Münster nach einer langen Flugreise den Bundesstaat Pareiba im Nordosten von Brasilien erreichen, werden sie Gastfreundschaft erleben, von der Natur überwältigt sein - und ein einfaches Leben kennen lernen. „Die Eindrücke werden haften bleiben. Wer Brasilien fern der touristischen Ziele erlebt hat, wird sich fragen, wie sich dieses Land sozial und gerecht entwickeln kann“, sagt Pfarrer Bernd Hante.

Der KLJB-Diözesanpräses begleitet die Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren zum Jugendaustausch nach Brasilien. Seit 2012 pflegt die KLJB im Bistum Münster eine Freundschaft zum Projekt der Comissão Pastoral da Terra (CPT), das die Pastoralkommission der Brasilianischen Bischofskonferenz vor vielen Jahren ins Leben gerufen hatte. Dieses Projekt besteht über den Aktionskreis Pater Beda, mit dem ein ständiger Austausch stattfindet. Es ist die achte Partnerschaftsreise der KLJB.

Einsatz für die Rechte der Landarbeiter

Der Franziskaner-Pater Beda (1935-2015) lebte lange Zeit in Brasilien, baute dort soziale Projekte auf und gründete den besonders im Münsterland wirkenden Aktionskreis, der die Sozialprojekte weiter fördert. Die CPT macht sich für die Rechte der Landarbeiter und Kleinbauern stark, stellt soziale und ökologische Forderungen und unterstützt Menschen bei Landkonflikten, beispielsweise juristisch, wenn sie ungenutztes Land kultivieren.

Die KLJB unterstützt mit ihrer Partnerschaft die CPT-Sertao in der Stadt Cajazeiras. Im Bildungszentrum der CPT geht es um Netzwerke, Anbaustrukturen, Wertschöpfungskreisläufe und Fragen der Gesundheit. Mit dem Projekt werden mehr als 1.600 Kleinbauern unterstützt.

Spenden für mehr Solidarität

Dazu gehören finanzielle Zuwendungen, die die örtlichen KLJB-Gruppen sammeln. Gespendet hat etwa die KLJB aus Wadersloh im Kreis Warendorf, sagt Simone Hauptmeier im Gespräch mit Kirche+Leben. Sie hat früher die Wadersloher Landjugend geleitet und möchte jetzt als KLJB-Diözesanvorsitzende die Brasilien-Partnerschaft weiterführen.

„Unser Projekt unterstützt die Kleinbauern im Nordosten Brasiliens, Land zu erhalten, Siedlungen aufzubauen, solidarisch miteinander zu leben und sich zu vernetzen. Dabei verstehen wir Bildung als Schlüssel des Projekts“, sagt Hauptmeier.

Vor zwei Jahren war sie mit einer KLJB-Gruppe im Bundesstaat Pareiba und hat das von der Landjugend mitaufgebaute Bildungszentrum der CPT besucht. Die Mitarbeit im Projekt der Partnerorganisation CPT habe ihren Horizont erweitert, sagt die 28-Jährige.

Behinderung der Agrarreform

Zusammen mit Bernd Hante hat Simone Hauptmeier die aktuelle Reisegruppe auf das Programm vorbereitet. Es sieht unter anderem ein Treffen in der Agrar-Reformbehörde INCRA in der Hauptstadt Brasilia vor. Die Regierung des rechtskonservativen Jair Bolsonaro hatte vor einigen Jahren die Finanzmittel für die INCRA erheblich gekürzt und stattdessen Entschädigungszahlungen für Großgrundbesitzer ausgeweitet.

Hoffnungen auf gerechtere Lebensverhältnisse setzt Hante in den seit 2023 amtierenden Präsidenten Lula da Silva: „Die Regierung will kleinbäuerliche Betriebe besser unterstützen. Aber Großunternehmen beherrschen noch wie vor die Landwirtschaft und die Märkte.“

Macht der Agrarkonzerne

Informationen darüber seien auch für KLJB-Mitglieder wichtig. Schließlich gehe es um gerechte Strukturen in der globalen Wirtschaft: „Brasilien gehört zu den größten Lebensmittelexporteuren der Welt. Die Großgrundbesitzer haben Monokulturen geschaffen und oft unrechtmäßig das Land an sich genommen.“

Familienbetriebe müssten sich auf wenigen Hektar Land gegen Großunternehmen und Agrarkonzerne behaupten, sagt der Diözesanpräses: „Es ist ein ständiger Überlebenskampf. Auch die deutsche Landwirtschaft muss sich fragen, wie sie die Situation der Kleinbauern verbessern kann. Es ist bekannt, wie die Großen den Kleinen das Land wegnehmen und Gewalt anwenden.“

Produktion für den Weltmarkt

Etwa fünf Millionen der 5,5 Millionen Agrarbetriebe in Brasilien sind kleinere Familienbetriebe, die eine wichtige Rolle für die Lebensmittelversorgung des Landes spielen. Die restlichen Betriebe sind stark technisiert und produzieren vor allem für den Weltmarkt.

Im Kampf um das Land habe sich die katholische Kirche in Brasilien klar positioniert: „Die Basisgemeinden stärken seit Jahrzehnten die Rechte der Kleinbauern“, sagt Hante.

Globale Zusammenhänge

Er reiste erstmals 1995 als Mitglied des Priesterrats des Bistums Münster nach Brasilien, um sich über die Befreiungstheologie, die Basisgemeinden und die Situation der landlosen Bauern zu informieren. „Wer erlebt, wie Menschen unter ungerechten Strukturen leben müssen, bekommt einen anderen Blick für Auswirkungen globaler Zusammenhänge“, sagt der Seelsorger.

Auch die ökologische Verantwortung nimmt Hante in den Blick: „Wir setzen uns für eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Unser Bildungszentrum berät über umweltschonende Bewirtschaftung. Die Natur darf nicht zerstört werden.“

Gegenbesuch geplant

Die KLJB begreift die Partnerschaft als gegenseitigen Austausch. Deshalb erwarten einige Ortsgruppen im nächsten Jahr Gäste aus Cajazeiras. „Das Lernen voneinander bringt uns näher. Es entstehen Freundschaften, die alle bleiben“, sagt Simone Hauptmeier.

Wie sehr Partnerschaft verbindet, erlebte vor einigen Jahren Pfarrer Hante, als ihn ein Brautpaar aus dem Bundesstaat Pareiba bat, den Gottesdienst zu feiern und bei der Trauung zu assistieren. „Das ist schon ein Ausdruck großer Wertschätzung“, sagte der KLJB-Diözesanpräses kurz vor seiner Abreise.

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