Ein unbeschwerter Tag im Kreis Cloppenburg

Hoffest für schwerstkranke und trauernde Kinder - Malteser laden ein

Anzeige

Nach Herzenslust Tret-Trecker fahren, im Stroh herumtollen, Tiere beobachten. Für manche Kinder sind es seltene unbeschwerte Momente, die der ambulante Malteser-Hospizdienst Friesoythe ihnen ermöglichen will.

Sie tragen schwer an ihrem Schicksal. Zum Beispiel die drei an Krebs erkrankten Kinder, die der ambulante Hospizdienst der Malteser im Dekanat Friesoythe derzeit betreut. Genau wie die sieben schwerstmehrfach behinderten Kinder. „Voraussichtlich werden einige ihr 20. Lebensjahr nicht erreichen“, sagt Martina Kramer. „Aber genau weiß niemand, wie viel Zeit ihnen noch bleibt.“

Die Koordinatorin des Hospizdienstes hat ihre Situation und auch die ihrer Eltern und Geschwister gut vor Augen. „Unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleiten die Familien zu Hause.“ Sie kennen ihre Sorgen, die Krankenhausaufenthalte, das Bangen und Hoffen.

Kreis Cloppenburg: Hospizdienst-Hoffest auf dem Bauernhof

Und sie wissen: Gerade deshalb sind zwischendurch Momente der Leichtigkeit wichtig. Momente, wie sie am Freitag, 14. Juli, für wenigstens einen Tag möglich gemacht werden sollen. Wenn die Kinder und ihre Familien eingeladen sind zu einem „Hoffest“ auf dem Hof der Familie Meerjans im Friesoyther Ortsteil Pehmertange (Kreis Cloppenburg).

Kristin Meerjans-Thunert hatte sofort zugesagt, als sie von der Idee mit dem Hoffest hörte. Auf dem Hof, den sie mit ihrem Mann betreibt – ein Schweinemastbetrieb mit Ackerbau und Biogas – organisiert sie regelmäßig Führungen, Kindergeburtstage oder andere Veranstaltungen. Dafür hat sie sich zur „Bauernhofpädagogin“ weitergebildet. Um – normalerweise gegen Gebühr – im Nebenerwerb Kindern oder Senioren die heutige Landwirtschaft näherzubringen.

Hoffest als ehrenamtliche Herzensangelegenheit

Beim Hoffest für den Hospizdienst dagegen geht es nicht ums Geldverdienen. Der Einsatz für die Kinder sei für sie ehrenamtliche Herzensangelegenheit, betont die 38-jährige Mutter. Nach einer Fortbildungsveranstaltung mit dem Titel „Wie trauern Kinder?“, den sie aus Interesse besucht hatte, hatte sie Kontakt zum Hospizdienst aufgenommen. „Und dann kam die Sache mit dem Hoffest ins Rollen“, erklärt sie lächelnd.

Warum ein Bauernhof so gut geeignet ist für so einen Tag? „Weil es etwas ganz anderes ist“, sagt Martina Kramer. Klar – man könne auch in einen Tierpark gehen, dort eine große Aktion machen. „Wir stellen aber immer wieder fest: Kinder brauchen gar nicht so viel.“ Oft reiche etwas Platz, um sich entfalten zu können. Und da sei ein Bauernhof mit seiner Fläche und mit Tieren ideal.

Hoffest mit Hühnern und Pferden

„Wo sonst kann man sich in einen Hühnerstall setzen und ein Huhn streicheln? Oder im Schweinestall ein Ferkel auf den Arm nehmen?“ Und alles ruhig und entspannt und nicht wie in einem Tierpark oft lauf und wuselig.

Das gelte auch für die Aktionen, die beim Hoffest-Tag ebenfalls geplant sind:  Jan Wreesmann vom „Gut Altenoythe“ wird den Kindern den Apfelanbau und Imkerin Lea Fangmann ihr Hobby erklären.

Hospizdienst lädt auch Geschwister ein

Zum Hoffest sind gezielt auch Geschwister und trauernde Kinder eingeladen. Geschwister, weil der Hospizdienst weiß: Eltern sind durch ein schwerkrankes Kind oft über alle Maßen gefordert. Da gerieten die anderen Kinder leicht aus dem Blick. Und auch trauernden Kinder, um die sich das Hospizdienst-Team kümmere, könne so ein entspannter Tag guttun, sagt Martina Kramer.

Kristin Meerjans-Thunert will dafür alles Nötige auf ihrem Hof vorbereiten. Manches ist sowieso da, die Pferde- und die Hühnerweide zum Beispiel. „Dahin können sich Kinder zurückziehen, um einfach mal Tiere zu beobachten.“ Und die Hühner ließen sich auch gerne mal auf den Arm nehmen und streicheln.

Action-Angebote beim Hospiz-Hoffest

Wer mehr Action möchte, für den stehen Tret-Trecker und ein Parcours bereit. Und in der Maschinenhalle wird eine Strohburg aufgebaut sein, wo Kinder nach Herzenslust toben können.
Für die Bauernhofpädagogin geht es beim Hoffest für den Hospizdienst in erster Linie um die Kinder. Aber sie sieht in der Öffnung ihres Hofs für Menschen von außen noch mehr Chancen. „Etwa, dass Menschen etwas über das Leben auf dem Bauernhof lernen.“

Zum Beispiel dadurch, dass sie hinter die Kulissen schauen können. Das sei trotz der vielen Hygieneregeln auf einem Hof durchaus möglich. „Ich meine: Man kann beides: Die Regeln beachten und die Menschen hineinlassen. Damit sie nicht nur Bilder aus dem Fernsehen kennen.“

Malteser Hospizdienst Friesoythe
Seit 2001 begleitet der ambulante Hospizdienst der Friesoyther Malteser schwerkranke und sterbende Menschen zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus. Seit 2010 sind ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in der Kinder- und Jugendhospizarbeit tätig. Das Einsatzgebiet umfasst den nördlichen Kreis Cloppenburg, also den Raum Friesoythe mit allen Gemeinden sowie Bösel, Barßel und das Saterland.

Anzeige