Priester des Bistums Münster zum 75-jährigen Bestehen des Militärbündnisses

Theologe Reidegeld: Warum die Nato sich immer hinterfragen muss

Anzeige

Jochen Reidegeld, Priester des Bistums Münster und ehemaliger Kreisdechant in Steinfurt, forscht am katholischen Institut für Theologie und Frieden in Hamburg. Was er dem Militärbündnis Nato zum 75. Geburtstag mit auf den Weg gibt.

Der Theologe Jochen Reidegeld ruft das Militärbündnis Nato auf, sich immer wieder kritisch zu hinterfragen. "Genau das macht sie ja zu einem demokratischen Bündnis, das sich von Diktaturen unterscheidet", sagte der wissenschaftliche Projektleiter am katholischen Institut für Theologie und Frieden (ITHF) in Hamburg dem "Domradio". Daher müsse sich die Nato auch der Kritik von Papst Franziskus in Bezug auf den Krieg in der Ukraine stellen.

Die Kirchen rief der Priester des Bistums Münster dazu auf, nicht nur das Selbstverteidigungsrecht von Ländern und die Herrschaft des Rechts zu unterstützen. Kirchen müssten auch "eine mahnende Stimme" sein, die Alternativen jenseits von Militarisierung thematisiere.

Christliche Sichtweisen auf die Nato

Eine einzige christliche Bewertung der Nato gibt es Reidegeld zufolge nicht. Vielmehr existiere eine große Bandbreite an Sichtweisen, auch insgesamt auf das Militär.

Der entschlossene Pazifismus berufe sich auf den Aufruf Jesu zu Gewaltlosigkeit, die friedensethische Tradition stelle eine Abwägung von Zielen und die Frage der Verhältnismäßigkeit ins Zentrum. "Aus dieser Tradition heraus hat die Nato eine christliche Berechtigung, wenn sie sich als Verteidigungsgemeinschaft definiert. Angriffskriege sind aus christlicher Sicht nicht zu rechtfertigen."

Das Institut für Theologie und Frieden (ITHF), an dem Reidegeld arbeitet, ist eine Forschungseinrichtung in Trägerschaft der katholischen Militärseelsorge.

Anzeige