Neues Projekt der Bischof-Hermann-Stiftung in Münster

Obdachlos und pflegebedürftig: So hilft katholische Stiftung Betroffenen

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Wohnungslose pflegebedürftige Menschen haben es nicht immer leicht, in stationären Einrichtungen versorgt zu werden. Wie eine menschenwürdige Versorgung aussehen kann, darüber forscht die Bischof-Hermann-Stiftung in Münster.

Die Bischof-Hermann-Stiftung in Münster, eine katholische Einrichtung der Wohnungslosen-, Jugend- und Migrationshilfe, startet das Projekt „Cared.Wende“.  Es soll die Versorgung schwerkranker pflegebedürftiger wohnungsloser Menschen in Münster verbessern.

„Wohnungslose Frauen und Männer sind bei Pflegebedürftigkeit und in ihrer letzten Lebensphase wie jeder andere Mensch auf Hilfen angewiesen. Es ist nicht immer so einfach, sie mit ambulanter oder stationärer Pflege zu versorgen“, sagt Bernd Mülbrecht.

Leben ohne Kranken- und Pflegeversicherung

Der ehemalige Leiter des "Hauses der Wohnungslosenhilfe" der Stiftung arbeitet auch im Ruhestand weiter für die Menschen, die ohne Obdach leben und für die ein Zugang zur Gesundheitsversorgung nicht einfach ist. Zumal wenn keine Kranken- und keine Pflegeversicherung besteht.

Mülbrecht ist froh, dass das Programm „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ des Landessozialministeriums Nordrhein-Westfalen das Projekt „Cared.Wende – Neue Wege in der Versorgung schwerkranker und pflegebedürftiger wohnungsloser Menschen in Münster“ maßgeblich fördert. Das auf zweieinhalb Jahre angelegte Projekt zielt darauf ab, den Zugang zu palliativ-pflegerischen Angeboten für diese Menschen zu organisieren, die nicht aus eigener Kraft die Herausforderung Pflegebedürftigkeit meistern können.

3.000 wohnungslose Menschen in Münster

Etwa 3.000 wohnungslose Menschen leben in Münster, etwa 80 von ihnen gelten als „Straßenobdachlose“, die Notunterkünfte und andere Wohnmöglichkeiten ablehnen. In den nächsten Monaten wird ein Team der Bischof-Hermann-Stiftung um Steffi Beckmann, Helena Brockmann, Dean Loy und Mathias Rohlfing den Bedarf für das Pflege-Projekt ermitteln.

„Wir machen eine Situationsanalyse, wozu Befragungen von Betroffenen, Fachkräften des Gesundheitswesens, der Verwaltung und der Wohnungslosenhilfe gehören, um den aktuellen Stand der pflegerischen Versorgung ermitteln“, sagt Steffi Beckmann.

Interdisziplinäre Fortbildungen

Mit Hilfe der Erkenntnisse sollen interdisziplinäre Fortbildungsangebote entwickelt werden. Mitarbeitende aus dem Gesundheitswesen, der Verwaltung und der Wohnungslosenhilfe sollen gemeinsam geschult werden und voneinander lernen.

„Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren soll eine ganzheitliche, bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung sichergestellt werden“, sagt Beckmann. Das Projekt solle ebenso zeigen, wie bestehende Unterkunftsangebote für pflegebedürftige wohnungslose Menschen verbessert werden können.

Wohnungslose sterben früher

Dean Loy, der nach dem Studium der Sozialen Arbeit in der Wohnungslosenhilfe arbeitet, hofft auf eine bessere Verzahnung mit Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen: „Unser Projekt dient auch dazu, dass sich die unterstützenden Dienste besser kennen und Hilfen zeitnah organisiert werden können.“

Bernd Mülbrecht zufolge gibt es kaum Erhebungen über den Pflegebedarf wohnungsloser Menschen. Sicher ist, dass die Betroffenen oft an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden und wesentlich früher sterben.

Angst vor Arztbesuchen

„Viele Betroffene scheuen den Gang zum Arzt. Sie wissen, dass sie krank sind, aber aus Angst und Scham unternehmen sie nichts. Viele fürchten sich, etwas zahlen zu müssen, was sie nicht können“, sagt Mülbrecht, der sich seit mehr als 40 Jahren für Wohnungslose und zugewanderte EU-Bürger engagiert.

Auch wenn es ein medizinisches Hilfesystem gebe, brauche es mehr Wohnangebote für ältere pflegebedürftige Wohnungslose. Hier habe die Bischof-Hermann-Stiftung schon vor längerer Zeit intensiv ambulant betreute Wohngruppen geschaffen.

Wohnprojekte mit Modellcharakter

So besteht seit 2013 das Projekt „Wohnen 60plus“ in der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche in Münster. Es wurde vom Förderverein für Wohnhilfen ins Leben gerufen und hat Modellcharakter, weil es barrierefreien Mietwohnraum für ältere wohnungslose Menschen mit pflege- und hauswirtschaftlichem Hilfebedarf erschließt. 2018 entstand eine weitere Wohngemeinschaft „Wohnen 60plus Yorkhöfe“.

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