Neuer Bestimmungsort steht fest

Was aus der Olympia-Glocke von Paris wird

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US-Sprint-Star Noah Lyles oder auch die deutsche Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye haben sie geläutet: die „Sieger-Glocke“ bei Olympia in Paris. Doch ihrer eigentlichen Bestimmung wird sie erst nach den Spielen zugeführt.

Sie zählt schon jetzt zum Vermächtnis der Olympischen Sommerspiele in Paris: die 500 Kilogramm schwere bronzene „Sieger-Glocke“ im Leichtathletikstadion Stade de France. Wer dort eine Goldmedaille gewinnt, darf sie läuten, um so nach Herzenslust der Freude freien Lauf zu lassen. US-Sprint-Superstar Noah Lyles etwa zog nach seinem 100-Meter-Erfolg ausgelassen am Seil, die Ukrainerin Yaroslava Mahuchikh tat es nach ihrem Sieg im Hochsprung eher dezent.

Die Bilder des neu geschaffenen Rituals gehen um die Welt. Viele Sportler nutzen die Gelegenheit für mitreißende Show-Einlagen nur allzu gerne. „Ich habe davon geträumt, diese Glocke zu läuten – so oft und so laut wie möglich“, sagte Noah Lyles. Doch die Glocke dient nicht nur zu Entertainment-Zwecken. Ihrer eigentlichen Bestimmung wird sie erst nach den Olympischen Spielen zugeführt, die am Sonntag zu Ende gegangen sind.

Bestimmungsort der Glocke ist Notre-Dame

Während der Paralympics, die vom 28. August bis zum 8. September ebenfalls im Stade de France stattfinden, wird sie wie bisher genutzt. Ihr eigentlicher Bestimmungsort aber ist die Pariser Kathedrale Notre-Dame.

Dort tobte vor mehr als fünf Jahren ein verheerender Brand. Bei Renovierungsarbeiten war am 15. April 2019 ein Großfeuer in dem Pariser Wahrzeichen ausgebrochen, das Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den Vierungsturm zerstörte. Der Wiederaufbau wurde zu einem nationalen Prestigeprojekt. Die von Staatspräsident Emmanuel Macron gewünschte Wiederöffnung bis zum fünften Jahrestag der Katastrophe konnte nicht eingehalten werden. Sie ist nun mit großen Zeremonien für Anfang Dezember geplant. Dabei soll auch die olympische „Sieger-Glocke“ erklingen.

„In gewisser Weise trägt Paris 2024 zum Wiederaufbau von Notre-Dame bei. Ein Teil der Spiele und des olympischen Geistes wird in Notre-Dame ein Leben lang erhalten bleiben“, erklärte Stade-de-France-Manager Pierre-Andre Lacout.

Pariser Glocke in der Normandie gefertigt

Die Idee dazu hatte das Organisationskomitee der Olympischen Spiele. Es erteilte der traditionsreichen Gießerei Cornille Havard in der Normandie den Auftrag, die Glocke mit der Gravur „Paris 2024“ zu fertigen. Dasselbe Unternehmen hat auch das beim Brand von Notre-Dame beschädigte Geläut restauriert.

Im September, so der Plan, wird die „Sieger-Glocke“ an zwei weitere Exemplare gekoppelt und in einem der Türme der Kathedrale installiert. Dort soll sie gemeinsam mit den historischen Glocken, die älteste namens „Le bourdon“ stammt aus dem Jahr 1683, bei der Eröffnung am 8. Dezember ertönen. Und fortan immer wieder. „Auf diese Weise wird der Klang des olympischen Erfolgs noch jahrzehntelang in der ganzen Stadt zu hören sein“, so die Olympia-Organisatoren. Zudem ist das Vorhaben ein öffentlichkeitswirksamer Beleg dafür, dass Olympische Spiele durchaus nachhaltig gestaltet werden können.

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