Franziskus erreicht letzte Station seiner Asienreise

Papst über Megabauten von Singapur: Ohne Liebe sind wir nichts

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Auf der letzten Etappe seiner Asien-Pazifik-Reise besucht Franziskus die Wirtschaftsmetropole Singapur. Er feierte einen Gottesdienst vor beeindruckenden modernen Bauten und mahnt zuvor die Politiker.

Papst Franziskus hat die Menschen in Singapur an den Wert von Respekt und Mitmenschlichkeit erinnert. Auch die "großen, kühnen und faszinierenden" Bauwerke der Wirtschaftsmetropole hätten ihren Ursprung nicht in erster Linie in Geld, Technik oder der Ingenieurskunst, sondern in der "Liebe, die aufbaut", sagte Franziskus am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) im Nationalstadion von Singapur.

"Es gibt in der Tat kein gutes Werk, hinter dem nicht sehr wahrscheinlich geniale, starke, reiche und kreative Menschen stehen, aber immer auch schwache Frauen und Männer wie wir, für die es ohne Liebe kein Leben, keinen Antrieb, keinen Grund zum Handeln, keine Kraft zum Aufbauen gibt", sagte Franziskus beim Gottesdienst vor rund 50.000 Menschen.

Gegen Hass, Gleichgültigkeit, Egoismus

Ohne den "Sieg der Liebe über den Hass, der Solidarität über die Gleichgültigkeit, die Großherzigkeit über den Egoismus" wäre niemand in der Lage gewesen, eine so große Metropole wie Singapur zu errichten, so der Papst. 

Manchmal gaukelten die Größe und Stattlichkeit der eigenen Projekte den Menschen vor, allein die "Urheber unserer selbst, unseres Reichtums, unseres Wohlbefindens und unseres Glücks" sein zu können. "Aber das Leben verweist uns letztlich zurück zu einer einzigen Tatsache: Ohne Liebe sind wir nichts", so der Papst. Diese Liebe gründe auf Gott, Ursprung des Lebens und der Vollendung des Menschen.

1,5 Millionen Arbeitsmigranten

In einer Ansprache vor den politischen Verantwortungsträgern des fünfreichsten Landes der Erde hatte Franziskus zuvor besondere Aufmerksamkeit für die Schwächsten der Gesellschaft gefordert. Vor allem mahnte er  Unterstützung für ältere Menschen an, "deren Mühen den Grundstein für das Singapur gelegt haben", wie für die vielen Gastarbeiter an, "die so viel zum Aufbau der Gesellschaft beitragen und denen ein angemessener Lohn garantiert werden muss".

Rund 1,5 Millionen Arbeitsmigranten leben in dem 5,6-Millionen-Einwohner-Land, das etwa so groß wie Hamburg ist. Knapp die Hälfte von ihnen fällt in die unteren Einkommensklassen, Menschen aus Indien, Myanmar oder Bangladesch arbeiten etwa als Haushaltshilfen oder auf Baustellen.

Überbewertung von Leistung 

Franziskus warb darum, dass Singapurs seine Bemühungen um soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl so lange fortsetze, bis alle Einwohner voll daran beteiligt seien. "In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Gefahr hinweisen, die ein gewisser Pragmatismus und eine gewisse Überbewertung der Leistung mit sich bringen, nämlich die unbeabsichtigte Folge, dass dadurch die Ausgrenzung derjenigen legitimiert wird, die kaum an den Errungenschaften des Fortschritts teilhaben", warnte der Papst.

Singapur ist die letzte Station der knapp zweiwöchigen Asien-Pazifik-Reise des Papstes. Am Freitag kehrt er nach Rom zurück.

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