Maria Bubenitschek über das Berufsbild von Pastoralreferenten

IDP-Leiterin: Job von Pastoralreferenten verändert sich gravierend

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Maria Bubenitschek leitet das Institut für Diakonat und pastorale Berufe (IDP) im Bistum Münster und verantwortet die Ausbildung zur Pastoralreferentin oder zum Pastoralreferenten. Welche Kompetenzen die Bewerber mitbringen müssen und wie sich der Beruf verändert, darüber äußert sie sich im Gespräch mit Kirche+Leben.

Frau Bubenitschek, auf welche Qualifikationen und Fähigkeiten legen Sie bei der Ausbildung zu einer Pastoralreferentin oder einem Pastoralreferenten wert?

Die Ausbildung beziehungsweise die Berufseinführung in den Dienst als Pastoralreferentin oder Pastoralreferent im Bistum Münster orientiert sich am Pastoralen Kompetenz- und Qualifikationsrahmen, der von Bischof Felix Genn in Kraft gesetzt wurde. In diesem Kompetenz- und Qualifikationsrahmen sind die unterschiedlichen Bereiche der Fach-, Methoden-, Sozial-, Personal- und spirituelle Kompetenz in einzelnen Kompetenzen aufgefächert. Exemplarisch herausgegriffen bedeutet das zum Beispiel, dass Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten am Ende der Assistenzzeit in der Lage sind, zielgruppenorientiert gottesdienstliche Feiern gestalten zu können. Ebenso sollten sie pastorale Prozesse konzipieren und beurteilen sowie katholischen Religionsunterricht erteilen können. Sie sollten freiwillig Engagierte gewinnen und zur Selbstanleitung animieren können, die eigene Berufsrolle geklärt haben und ihre eigene Leitungs- und Entscheidungskompetenz entwickelt haben.

Wie haben sich die Aufgaben dieses Berufs verändert?

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich das Berufsbild gravierend verändert. Und es ist in einer ständigen Veränderung. Durch die Installation der Pastoralen Räume im Bistum Münster zu Beginn dieses Jahres ist die Einsatzebene von Seelsorgepersonal auf eben diese Pastoralen Räume hin erweitert worden. Künftig wird noch mehr als in der Vergangenheit Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeit sowie Begleitung und Qualifikation von freiwillig Engagierten notwendig sein. Das Erscheinungsbild der katholischen Kirche im Bistum Münster wird sich verändern.

Was bedeutet das für das kirchliche Leben?

Alle – hauptberuflich Seelsorgende, freiwillig Engagierten und alle anderen – erleben, dass kirchliches Leben und kirchliche Aktivitäten lebendig sind, wenn sie von Menschen vor Ort getragen werden. Vielerorts ist das schon so, an anderen Orten entwickelt sich diese Haltung weiter. Sinkende Zahlen von Seelsorgepersonal und freiwillig Engagierten beziehungsweise Kirchensteuerzahlenden werden in der kommenden Zeit immer mehr dazu beitragen. Die Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen erleben diesen Veränderungsprozess sozusagen hautnah in ihren Einsatzpfarreien und gestalten diesen mit.

In vielen Berufsfeldern wird ein Fachkräftemangel beklagt. Wie sehen Sie die Nachwuchsprobleme bei den pastoralen Mitarbeitenden?

Beauftragung im Dom in Münster
Zehn Frauen und zwei Männer werden am Sonntag, 29. September, als Pastoralreferentinnen und -referenten für das Bistum Münster beauftragt. Ihnen wird der Auftrag für den Dienst in die Seelsorge von Pfarrgemeinden, Schulen und Krankenhäuser erteilt. Die neuen Seelsorgerinnen und Seelsorger haben neben einem Studium eine umfangreiche mehrjährige Ausbildung im Institut für Diakonat und Pastorale Dienste (IDP) in Münster absolviert. Die Beauftragungsfeier aus dem Dom in Münster wird ab 14.30 Uhr live auf bistum-muenster.de gestreamt.

Grundsätzlich nimmt die Zahl der hauptberuflichen Seelsorgenden und damit auch die Zahl der Pastoralreferenten ab. Anders als in vielen anderen Bistümern und Erzbistümern bundesweit gibt es im Bistum Münster noch viele Menschen unterschiedlichen Alters, die in den pastoralen Dienst möchten. Zurzeit läuft die Bewerbungsphase für den Jahrgang, der im kommenden Jahr mit der dreijährigen Assistenzzeit beginnt, und wir haben bereits erstaunlich viele und überwiegend sehr gute Bewerbungen vorliegen.

Wie werben Sie für den Beruf einer Pastoralreferentin oder eines Pastoralreferenten?

Zunächst einmal ist jeder Pastoralreferent, jede Pastoralreferentin „Werbung“ für den Beruf. Wenn sie in den unterschiedlichen Feldern – sei es in der Seelsorge in Pfarreien und Pastoralen Räumen oder in Einrichtungen wie Schulen, Gefängnissen oder Krankenhäusern – Liebe, Freude und Erfüllung in ihrem Dienst ausstrahlen, ist das die beste Werbung für Neue. Es gibt einen sogenannten Interessiertenkreis, der sich aus Studierenden speist, die sich grundsätzlich mit dem Gedanken tragen, in den Pastoralen Dienst zu gehen. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Netzwerkbüro Theologie und Beruf, das Teil der Katholisch-Theologischen Fakultät ist. Geworben wird auch über die Internetpräsenz www.idp-muenster.de.

Was leisten diese Kooperationspartner?

Den Kooperationspartnern „Interessiertenkreis am Berufsbild PastoralreferentIn“ und dem Netzwerkbüro geht es in erster Linie nicht um ein Werben im herkömmlichen Sinn, sondern um echte Begleitung, um hilfreiches Informieren, um eine Unterstützung in der so bedeutsamen und zutiefst pastoralen Frage: Wofür will ich leben und arbeiten?

Wie kann der Dienst in der Kirche attraktiver gestaltet werden?

Der Dienst als Pastoralreferent oder Pastoralreferentin ist für viele ein Traumberuf, weil er so vielfältig ist und eine Tätigkeit in so vielen unterschiedlichen Feldern möglich ist – und das, obwohl die katholische Kirche als Arbeitgeberin gesellschaftlich eine eher schlechte Lobby hat. Es gilt den Fokus auf das zu legen, was es an Gestaltungsmöglichkeiten gibt und darauf, dass Seelsorgende in einer oft mutlosen Welt neue Hoffnung wecken.

Welche Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung stehen den Mitarbeitenden offen?

Qualifikationen und Fortbildungen werden in vielen verschiedenen Bereichen angeboten. Dazu gehören auch spezielle Qualifikationen zum Beispiel für die Schul- oder die Krankenhausseelsorge. Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten werden individuell nach Bedürfnissen und Bedarfen weiterqualifiziert.

Welche Ausbildungsziele werden in nächster Zeit besonders angestrebt?

Die katholische Kirche steht vor enormen Veränderungen und Umbrüchen – besonders auch im Zuge der MHG-Studie, der Austrittswellen, eines säkularer werdenden Europas. Ich bin zutiefst überzeugt, dass es dennoch weiter Kirchen und Glaubensgemeinschaften braucht in einer freiheitlichen Demokratie, denn – so schrieb es einmal die Redakteurin Sabine Rückert von „Die Zeit“: „Die Kirchen halten die Gesellschaft zusammen, sie lehren die Tugenden des Umgangs: Höflichkeit, Freundlichkeit, Herzlichkeit. Sie bewahren mich vor dem Irrweg, alles besser zu wissen.“ Und in diesem Sinne braucht es hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger: Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Priester, die mit hoher Professionalität, theologischer Verve, mit Qualitätssicherung und fundiert-hoffnungsvoller Leidenschaft arbeiten. Wir im IDP und im Priesterseminar bilden herausragende Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Priester aus, die in ihrem jeweiligen Einsatzfeld für die Menschen einen entscheidenden Unterschied machen: Mit ihnen ist mehr Hoffnung und Freude, mehr Zuversicht und Trost, mehr Fehlerfreundlichkeit und Wohlbefinden, mehr Bejahendes und Erlösendes da – einfach mehr Evangelium in dieser Welt.

Zum Berufsbild
Wer sich für den Beruf des Pastoralreferenten interessiert, kann sich unter www.idp-muenster.de informieren und an die dort genannten Ansprechpersonen wenden. Auch der dort zu erreichende „Interessiertenkreis am Berufsbild Pastoralreferentin/Pastoralreferent“ steht für weitere Kontakte zur Verfügung. Informationen zum Berufsbild gibt es außerdem unter www.kirchentalente.de/berufung/pastoral-referenten.

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