Hilarion war lange zweitwichtigster Mann im Moskauer Patriarchat

Vorwurf sexueller Belästigung: Russische Kirche suspendiert Metropolit

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Metropolit Hilarion, lange zweitwichtigster Mann der russischen orthodoxen Kirche, soll seinen ehemaligen Assistenten belästigt haben und zudem in Ungarn im Luxus leben. Jetzt hat die Kirchenleitung ihn vorerst seiner Ämter enthoben.

Der Vorwurf der sexuellen Belästigung und anderer Verfehlungen kostet den lange zweitwichtigsten Mann des orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, vorläufig seine Ämter in der russischen Kirche. Unter Vorsitz von Patriarch Kyrill setzte das Leitungsgremium, der Heilige Synod, eine Kommission zur "Untersuchung der Lage" in Hilarions Diözese Budapest-Ungarn ein, teilt die Kirche mit - ohne den Skandal um den 58-Jährigen zu erwähnen.

Für die Dauer der Arbeit der Kommission werde der Metropolit als Leiter der Eparchie abberufen, heißt es. Auch den Vorsitz der Theologiekommission und eines weiteren Gremiums des Patriarchats muss Hilarion abgeben. Für alle drei Ämter ernannte der Synod provisorische Verwalter.

Die Vorwürfe gegen Hilarion

Hilarions ehemaliger Assistent, Subdiakon Georgij Suzuki, wirft dem Metropoliten sexuelle Übergriffe und ein Leben im Luxus vor. Er begann als 18-Jähriger 2022 für den Bischof in Ungarn zu arbeiten und floh nach eigenen Angaben im Januar 2024.

Hilarion weist alle Vorwürfe zurück und bezichtigt Suzuki der Erpressung. Auch die Geistlichen der Diözese Ungarn verteidigen den Metropoliten in einer Erklärung gegen die Anschuldigungen.

Hilarion lebt in Villa mit Pool in Ungarn

Das Internetportal "Nowaja Gazeta Europa" hatte mit Suzuki gesprochen und dessen Audiomitschnitte von Hilarion veröffentlicht. Darin wirft dieser Kyrill einen selbstherrlichen Umgang mit Spenden reicher Oligarchen vor.

Suzuki überließ der "Nowaja Gazeta" auch den Grundriss einer Villa mit 14 Zimmern und Pool, die Hilarion in Ungarn für viel Geld erworben haben soll. Der Metropolit erklärte, er habe den Kauf aus Privateinkünften unter anderem als Buchautor finanziert.

Wer ist Metropolit Hilarion?

Hilarion galt als "Nummer zwei" der russisch-orthodoxen Kirche, bis der Heilige Synod ihn im Juni 2022 ohne Angaben von Gründen als Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats absetzte und zum Vorsteher der relativ unbedeutenden ungarischen Diözese machte.

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