Ein Wort, ein Bild, ein Gedanke - von Pater Daniel Hörnemann OSB

Sichtweisen (6): JULI

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Der siebte Jahresmonat ist einer voller Fülle: von Hitze, von Arbeit - und von besonderen Heiligenfesten. Allerdings auch mit Bären, Hunden und einem skeptischen Glauben.

Ich bin der Juli. Grüß Gott! Erlaubt mir, dass ich sitze. Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze? Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll, die Ähren sind zum Bersten voll; reif sind die Beeren, die blauen und roten, saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten. So habe ich ziemlich wenig zu tun, darf nun ein bisschen im Schatten ruhn. Duftender Lindenbaum, rausche den Sommertraum! Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle? Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.“ 

Gestatten, mein Name ist Juli. So lässt die jüdische Dichterin und Kinderbuchautorin Paula Dehmel den Sommermonat persönlich auftreten und sich vorstellen. Nachdem er alle Früchte von Acker und Strauch, von Feld und Garten zur Reife gebracht hat, verspürt der Juli nun einen Wunsch nach einem Ruheplatz und zum Müßiggang im Schatten. Nur allzu verständlich ist in den heißen Tagen das Bedürfnis, an einem schattigen Ort eine Zeitlang zu verweilen, und die Hoffnung, dass Gewitter zu Regennass und Abkühlung führen.

SICHTWEISEN
Ein Wort, ein Bild, ein Gedanke - das sind die “Sichtweisen”, die einmal in der Woche ins Nachdenken bringen wollen, Welten eröffnen, Leben entdecken, Gott suchen helfen. Menschenlebensnah und gottverbunden. Jeder Monat wird von einer Autorin oder einem Autoren textlich gestaltet; die Redaktion von Kirche+Leben sucht zu dem jeweiligen Stichwort frei ein Foto.

Juli - der Heumonat

Der siebte Monat des Jahres ist nach dem römischen Staatsmann und Diktator Gaius Julius Caesar benannt, der im Jahr 44 v. Chr. ermordet wurde. Bei seiner Kalenderreform wurde der Mondkalender auf den Sonnenkalender umgestellt. 

Die deutschen Namen des Monats Juli „Heuet“, „Heuert“ oder „Heumonat“ weisen auf das Einbringen der ersten Heumahd. In keltischer Zeit begann das Heuen und damit eine kulturelle Veränderung. Das Futtermittel für dürftigere Zeiten im Winter ermöglichte eine ausgedehntere Viehhaltung ohne den Zwang zu immer neuer Futtersuche oder das Abschlachten zu großer Bestände. Früher war der Juli eine derart arbeitsintensive Zeit, dass auch die Kinder beim Einbringen der Ernte gebraucht wurden, woher die langen Sommerferien ihren Ursprung haben. 

Bärenmonat und Honeymoon

Weitere Namen sind „Bärenmonat“ oder „Honigmond“. Das eine hat mit dem anderen zu tun. Der von den fleißigen Bienen produzierte Honig rief die tierischen Liebhaber auf den Plan. In slawischen Sprachen wird der Bär durchweg „Honigesser“ genannt. 

Der englische „Honeymoon“ ist nicht auf den Juli beschränkt, sondern bezeichnet die Flitterwochen nach der Eheschließung. Der Name „Hundsmaen“ stammt vom als „Hundsstern“ benannten Sirius, der zur heißesten Zeit der „Hundstage“ sich deutlich am Nachthimmel abzeichnet. Der Juli als heißeste Jahreszeit steht ganz unter der feurigen Kraft der Sonne und ist wegen seiner Temperaturextreme auch als Wärmemond bekannt. Die regionalen Namen wurden in den Hintergrund gedrängt, als moderne Bürokratie und Zeitrechnung mehr und mehr einheitliche Bezeichnungen forderten.

Juli - ein Monat voller Apostel

Der Juli gilt zudem als „Apostelmonat“, weil das Gedenken an verschiedene Menschen aus dem engsten Gefolge Jesu in diesen Monat fällt. Den Anfang macht Thomas am 3. Juli, der sein unseliges Adjektiv „ungläubig“ kaum loswird. Er hat die Osterbotschaft der anderen Jünger nicht einfach aufs Hörensagen hin akzeptiert. Er will wohl glauben, aber zunächst spricht alles dagegen. 

Thomas ist der Skeptiker, der Prototyp des fragenden, kritischen Menschen. Seine Sehnsucht geht dahin, den Auferstandenen selbst sehen und das Geschehene begreifen zu können. 

Donnersohn und Apostelin der Apostel

Einer der beiden „Donnersöhne“, die für ihr aufbrausendes Temperament bekannt waren, ist Jakobus der Ältere. Sein Gedenken fällt auf den 25. Juli. Richtig berühmt wurde er erst lange nach seinem Tod: Nach der Wiederentdeckung seines Grabes in Santiago de Compostela wurde der Ort nach und nach zu einer der bekanntesten Wallfahrtsstätte mit eigenem besonderen Anweg. Unzählige Menschen machen sich immer noch aus unterschiedlichen Motiven auf den Jakobsweg. 

Die Apostelin der Apostel Maria Magdalena wird am 22. Juli gefeiert. Sie war Begleiterin Jesu, Zeugin seiner Kreuzigung und Trägerin der Auferstehungsbotschaft. 

Patrone Europas

Zweier Patrone Europas wird ebenfalls im Juli gedacht: Benedikt von Nursia am 11. und Birgitta von Schweden am 23. Der Vater des abendländischen Mönchtums, Begründer der benediktinischen Bewegung, der er seine Regel als praktische und spirituelle Grundlage gab, und die Mystikerin, Ordensgründerin, Beraterin von Adeligen und Päpsten. 

Schließlich werden drei enge Freunde Jesu mit einem Gedenktag am 29. Juli bedacht: Marta und Maria, die als Typen für das aktive und das kontemplative Leben stehen, und ihr Bruder Lazarus von Bethanien, den Jesus aus dem Totenreich zurückholte, als Vorauszeichen seiner eigenen Auferstehung.

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