"Laurentius-Campus" geplant

Nach Kirchen-Abriss in Haltern werden 16 Millionen Euro investiert

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Kirche, Pfarrhaus und Pfarrheim auf dem Laurentius-Berg in Haltern im Kreis Recklinghausen werden abgerissen. Dafür entsteht Neues – für 16 Millionen Euro.

Die letzten Gottesdienste haben die Gemeindemitglieder in der Kirche St. Laurentius in Haltern im Kreis Recklinghausen gefeiert. Einen letzten Abend im Gotteshaus konnten Freunde der Rockmusik verbringen: Die Siegerländer Band „The Flying Ties“ rockte das Gebäude mit soundgewaltigen Klassikern von den Rolling Stones, Pink Floyd, Westernhagen und BAP.

In den nächsten Monaten wird die Kirche abgerissen. Entstehen werden auf dem Gelände ein Pfarrzentrum, ein Quartierstreff und ein Altenheim. Schätzungsweise 16 Millionen Euro werden investiert, davon fließen rund 13 Millionen Euro in das Seniorenwohnheim für 80 Bewohnerinnen und Bewohner. Das Bistum Münster fördert das Projekt mit einer siebenstelligen Summe.

Familienzentrum wird erweitert

Das bestehende Familienzentrum Laurentius wird erweitert, sodass die Tageseinrichtung für Kinder neue Räume erhalten kann. Die Pfarrei St. Sixtus entwickelt so einen Laurentius-Campus, der nach Auskunft des leitenden Pfarrers Michael Ostholthoff „ein Ort der unterschiedlichen Generationen sein wird, wo auch künftig kirchliches Leben in der Stadt pulsiert“.

Vor vier Jahren begannen die Planungen für das Projekt „Laurentius-Campus“. Dem Gemeinde-Ausschuss von St. Laurentius sei es ein Anliegen gewesen, den Veränderungsprozess „nicht einfach zu erleiden“, wie Ostholthoff sagt, „sondern zu gestalten“.

Institution Kirche "neu denken"

Andrea Franke-Reh vom Gemeinde-Ausschuss St. Laurentius formuliert es so: „Es ist eine Herausforderung, ja, aber wäre es nicht ein Traum, wenn es einmal einen Titel gäbe: Institution Kirche neu denken – Haltern geht uns voraus!?“

Die Kirchweihe von St. Laurentius 1955 war verbunden mit einer Gemeindegründung. Die Stadt hatte zuvor der Gemeinde ein Grundstück an der Augustusstraße geschenkt. Gärtnerisch genutzt und mit einer Reihe von exotischen Bäumen und Sträuchern, nannte man diesen Flecken auch den „Garten Eden“. Rund um die Kirche entstand ein reges Gemeindeleben mit Verbänden, Eine-Welt-Arbeit, Kinder- und Jugendarbeit sowie zahlreichen Gruppen, die im Pfarrheim und im Jugendtreff zusammenkamen.

Ein Abschied mit Wehmut

„Die Kirche St. Laurentius war fast 70 Jahre lang ein lebendiger Ort des Glaubens. Wenn man solch ein Gebäude verliert, für das sich so viele Menschen engagiert haben, ist das für alle mit Trauer und Wehmut verbunden“, sagt Ostholthoff.

Der Seelsorger richtet den Blick nach vorn: „Wir nehmen Abschied auch in der Zuversicht, dass damit Neues möglich und ein Weg in die Zukunft gegangen wird.“ Die Gemeinde St. Laurentius innerhalb der Pfarrei St. Sixtus solle ein sich weiterentwickelnder Ort des Glaubens sein.

Kommen Schätze der Römer zum Vorschein?

Gebaut wird deshalb ein neues pastorales Zentrum mit einem großen Multifunktions-Raum und Nebenräumen. Der Kirchturm mit der Kapelle wird stehen bleiben und räumlich angebunden. Ein großer Versammlungssaal mit 200 Plätzen kann für die bereits seit einigen Jahren in alternativer Form gestalteten Gottesdienste am Sonntagabend genutzt werden.

Die Abrissarbeiten beginnen in der „Römer-Stadt Haltern“ in Kürze. Die Archäologen seien bereits alarmiert, wie Ostholthoff schmunzelnd sagt: „Wir hoffen aber, dass die römischen Streitwagen ein paar Straßen weiter gefunden werden.“

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