Projekt startet Ende Oktober

Seelsorge-Experiment: Ibbenbürener Kirche wird zum Multifunktions-Raum

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Ein Experiment wagt die Gemeinde St. Ludwig in Ibbenbüren: Sie räumt für einige Monate die Kirche leer, probiert Neues aus und wartet auf das Echo der Gemeindemitglieder.

Ein zeitlich begrenztes Projekt startet die Gemeinde St. Ludwig in Ibbenbüren: Ihre Kirche wird in den nächsten Wochen leergeräumt. Von Ende Oktober 2024 bis Aschermittwoch (5. März) 2025 soll dann das Gotteshaus als multifunktionaler Sakralraum genutzt werden.

„In dieser Zeit entsteht ein räumliches Angebot für alle. Es geht um Gemeinde- und Gotteserfahrung in jeglicher Form“, sagte Pfarrer Martin Weber im Gespräch mit Kirche+Leben.

Pastoraler Raum wagt Experimente in der Seelsorge

Der Sakralraum könne zu einem „Kraftraum“ werden und so neue Zugänge für vielfältige gottesdienstliche, religiöse, kulturelle und dialogische Veranstaltungen sein, meinte Weber, der das Konzept zusammen mit vielen Gemeindemitgliedern entwickelt hat. Für die Erprobungsphase „Kirchen-Raum“ sind alle kirchlichen und nichtkirchlichen Gruppen, Vereine, Männer und Frauen im neuen Pastoralen Raum Ibbenbüren, Lengerich und Hörstel eingeladen, zu experimentieren.

Das Vorbereitungsgremium sieht das Projekt als Chance, mehr Menschen für Kirche und ihre Möglichkeiten zu interessieren: „Experimente in der Seelsorge sind nicht für sich selbst da, sondern dienen dem Leben der Menschen in der Perspektive des Evangeliums“, meinte Weber.

Niederschwellige Angebote mit spirituellen Akzenten

Denkbar sind in der Zeit der leeren Kirche Kooperationen mit Gruppen und Verbänden: Kinder und Jugendliche könnten den Raum für ihre Gottesdienste gestalten, Bestatter könnten in Zusammenarbeit mit dem Seelsorgeteam für erweiterte Abschiedsformen und Abschiedsgottesdienste sorgen. Nichtkirchliche Gruppen könnten eine niederschwellige Möglichkeit finden, zu ihren Jubiläen und Festlichkeiten spirituelle Akzente zu setzen. Der Sakralraum könnte auch privat genutzt werden, um auf Gottsuche zu gehen oder Erfahrungen zu teilen.

„Wir bieten keine oder kaum Inhalte an, sondern wir wollen andere und weitere kennenlernen“, sagte Weber über das Experiment. Es werde eine „spannende Zeit, auf die wir uns mit großer Vorfreude einlassen“.

Der „Rote Punkt“ als Merkmal

Die Kirche St. Ludwig Ibbenbüren wurde 1952 geweiht. 19 Jahre später wurde das Gotteshaus unter Pfarrer Bernhard Honsel und dem Architekten Dieter Georg Baumewerd nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils neugestaltet. Wesentliche Merkmale waren das „Gerundete Rot“ („Rote Punkt“) von Rupprecht Geiger und der vorgezogene Altarraum.

Seit Ende 2017 gibt es Überlegungen, die Ludwig-Kirche wieder an die spürbaren Veränderungen anzupassen – mit ersten Kontakten zur Kunst- und Liturgiekommission des Bistums Münster. Seit Ostern 2024 gibt es Überlegungen im Gemeindeausschuss St. Ludwig, Elemente einer liturgischen Neuordnung projektartig zu testen, konkret: die Bänke eine Zeitlang aus der Kirche zu entfernen.

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