Sorge wegen möglicher vatikanischer Reaktion

Theologieprofessorin: Themen wie Gender lieber „vorsichtig“ erforschen

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Wie frei können Theologinnen und Theologen wirklich forschen, solange der Vatikan gegen Lehrende Mittel wie das „Nihil obstat“ in der Hand hat? Die Bochumer Dogmatikerin Gunda Werner sagt öffentlich, sie rate Forschenden zu Vorsicht.

Angehende Theologen in Deutschland sollten nach Worten der Professorin Gunda Werner zurückhaltend zu kontroversen Themen forschen. "Wenn zu mir junge Theolog*innen kommen und um Rat bitten, dann empfehle ich weiterhin, sich den Fragen, die in Rom unter Ideologieverdacht stehen, also zum Beispiel alles, was mit Gender zu tun hat, mindestens vorsichtig und fragend zu nähern", sagte die Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bochum zu "katholisch.de". Andernfalls könne eine kirchliche Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil obstat") gefährdet sein, die Voraussetzung für einen Lehrauftrag in katholischer Theologie an Hochschulen ist.

Es sei zu begrüßen, dass die Debatte darüber auch öffentlich lauter geführt werde, so die Theologin. Der Deutsche Wissenschaftsrat habe "darauf hingewiesen, dass der Umgang der Kirche mit ihren Unbedenklichkeitserklärungen für Professor*innen eine Behinderung für die Forschung darstellt".

Gunda Werner: Auch Rom muss sich bewegen

Zumindest ein Konsens darüber unter den deutschen Bischöfen könne deswegen erwartet werden, sagte Werner. Das sei aber nicht ausreichend: "Am Ende muss sich auch Rom bewegen."

Werner stand fünf Jahre lang Agenda vor, einem 1998 gegründeten Zusammenschluss katholischer Theologinnen im deutschsprachigen Raum. Am heutigen Mittwoch wird ihre Nachfolgerin gewählt.

Was es braucht, um in der Kirche Projekte voranzubringen

Ihrer Ansicht nach hat sich mit Blick auf Frauenthemen in der Kirche in den vergangenen Jahren etwas verändert. Agenda sei zu einer bekannten Größe geworden. "Unsere Mitgliederzahlen steigen, weil es offensichtlich ist, dass es gute Netzwerke braucht, dass wir uns gegenseitig unterstützen müssen." Es brauche "Humor und Rückhalt, um Projekte voranzubringen und nicht zu verbittern, weil in der Kirche sich alles nur so langsam verändert."

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