Diözese: Übergriff hätte verhindert werden können

Übergriffiger Priester verlässt Orden - Bistum kritisiert Pallottiner

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Ein Ordenspriester erhält wegen eines sexuellen Übergriffs einen Strafbefehl. Jetzt verlässt der Mann die Pallottinergemeinschaft. Diese steht wiederum massiv in der Kritik. Hätte der Übergriff verhindert werden können?

Nach dem Strafbefehl wegen übergriffigen Verhaltens und einer kirchenrechtlichen Verurteilung eines Pallottinerpaters in Weingarten (Baden-Württemberg) haben der Orden und das Bistum Rottenburg-Stuttgart weitere Konsequenzen angekündigt.

Der katholische Geistliche „stehe im Begriff“, die Pallottinergemeinschaft zu verlassen, teilten Orden und Bistum am Montag mit. Er habe eine neue Arbeitsstelle. Die Ende 2022 in Weingarten gegründete, kleine Pallottiner-Gemeinschaft werde aufgelöst. Der aktuell noch vor Ort tätige zweite Ordensmann werde Weingarten im Sommer 2025 verlassen.

Weiterer Übergriff in Kanada

Der katholische Priester hatte einen Strafbefehl über 60 Tagessätze erhalten, weil er im März 2023 im Aufenthaltsraum der Evangelisch-Katholischen Hochschulgemeinde eine junge, erwachsene Frau übergriffig berührte. Das Bistum Rottenburg-Stuttgart entband den Mann von allen priesterlichen Ämtern und Aufgaben. Nach Angaben der Diözese hat der Mann eine Therapie begonnen.

Im Zuge der Untersuchung des Übergriffs in Weingarten wurde bekannt, dass der Mann bereits bei einer vorausgegangenen Seelsorgetätigkeit in Kanada des Missbrauchs beschuldigt worden war. Damals kam es offenbar nicht zu einer Verurteilung. Das Bistum Rottenburg kritisierte, der Pallottinerorden habe das Bistum nicht über diese Vorwürfe informiert.

Bistum erfährt von Übergriff aus der Zeitung

Ein Bistumssprecher sagte am Montag, das Bistum habe erst durch Berichte der „Schwäbischen Zeitung“ von den Vorfällen in Kanada erfahren. Wenn der Pallottinerorden „aufrichtig kommuniziert“ hätte, wäre der Übergriff in Weingarten verhindert worden.

Das Bistum nehme den Vorfall zum Anlass, aus dem In- und Ausland nach Rottenburg kommende Ordenspriester noch genauer zu prüfen. Dazu gehörten eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Ordens, das erweiterte Führungszeugnis und eine „Ehrenerklärung“ des Betreffenden. Das Vorabverfahren werde nochmals geprüft und gegebenenfalls verschärft, sagte der Sprecher.

Pallottiner erst kurz in Weingarten

Über mehrere Jahrhunderte hatte die Benediktinergemeinschaft Weingarten mitgeprägt. Die letzten Mönche gingen dann im Jahr 2010. Daraufhin suchte das Bistum Rottenburg nach einer neuen Ordensgemeinschaft, die das klösterliche Leben in anderer Form fortsetzen könnte. Ende 2022 waren zwei Pallottiner nach Weingarten gekommen, ein dritter Ordensmann sollte folgen.

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