Ex-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und früherer Bundeswirtschaftsminister

Wolfgang Clement nach langer Krankheit gestorben

  • Der ehemalige SPD-Politiker Wolfgang Clement galt als Kämpfer für die soziale Marktwirtschaft.
  • Geprägt von einem christlichen Menschenbild erhielt er für seine klare Position zwischen individueller Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit  2017 unter anderem den Heinrich-Pesch-Preis.
  • Clement war im Alter von 80 Jahren am Sonntag nach langer Krankheit in Bonn gestorben. Medienberichten zufolge litt er an Lungenkrebs.

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Politiker haben den gestorbenen Ex-Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und früheren Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement gewürdigt. Er war im Alter von 80 Jahren am Sonntag nach langer Krankheit in Bonn gestorben. Medienberichten zufolge litt er an Lungenkrebs.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Clement in einem Kondolenzschreiben an dessen Witwe als „überzeugten und überzeugenden Demokrat“, der das Zeitgeschehen mitgeprägt habe. In allen Ämtern, vor allem als Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit von 2002 bis 2005 und als NRW-Ministerpräsident von 1998 bis 2002, habe er sich über Parteigrenzen hinweg bleibende Verdienste erworben.

„Mit eigenständigen und zuweilen unbequemen Standpunkten vertrat Wolfgang Clement konsequent das Reformziel, Deutschland zukunftsfähig zu machen“, betonte Steinmeier. Bis zuletzt sei er ein Kämpfer für die soziale Marktwirtschaft gewesen. „Die Prinzipien von Freiheit und Verantwortung, Eigentum und Wettbewerb, Haftung und sozialem Ausgleich hat er immer wieder eingefordert.“

 

Ihm ging es um Arbeitsplätze und Menschen

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte „große und bleibende Dienste“ Clements. In der Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder sei er entscheidend „an einer der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben“ beteiligt gewesen: „den Sozialreformen der Agenda 2010, die uns den Weg aus der hohen Arbeitslosigkeit wies“.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bezeichnete Clement auf Twitter als einen „großen Patrioten, dem es nicht um Ideologie, sondern um Arbeitsplätze und Menschen ging“. Als Bundesminister habe er zu notwendigen Wirtschaftsreformen beigetragen. Ebenfalls über Twitter drückte FDP-Chef Christian Lindner die Trauer seiner Partei aus. „Als Sozialliberaler setzte er sich Zeit seines Lebens für sozialen Aufstieg, Arbeit und Wachstum ein.“

NRW-Landtagspräsident Andre Kuper erklärte in Düsseldorf, das Land verliere „eine der bekanntesten Persönlichkeiten und prägenden politischen Köpfen der vergangenen Jahrzehnte“. Clement sei ein unerschrockener Demokrat gewesen. „Seine Ungeduld stand im Dienst dieses Wandels und war der Größe der Aufgabe geschuldet.“

 

Clement verließ die SPD 2008

 

Clement wurde am 7. Juli 1940 in Bochum in ein katholisches Elternhaus geboren. Zunächst arbeitete er als Jurist und Journalist. Unter dem damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau war er ab 1989 Chef der Staatskanzlei und ab 1995 Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr, bevor er Ministerpräsident und später dann Bundesminister wurde. Clement war Sozialdemokrat, verließ die SPD jedoch 2008 nach einem Streit.

Clement wurde 2017 unter anderem mit dem Heinrich-Pesch-Preis geehrt. Der preisgebende Verband der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine „Unitas“ erklärte seinerzeit, damit Clements langjähriges politisches Wirken zu würdigen. Auf einer nicht zuletzt durch das christliche Menschenbild bestimmten ordnungspolitischen Grundlage beziehe er klar Position im Spannungsfeld zwischen individueller Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit. Der Preis ist nach dem Sozialphilosophen Heinrich Pesch (1854-1926) benannt, der als Begründer des Solidaritätsprinzips der katholischen Soziallehre gilt.

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