Pastoralreferentin ist an Oldenburger Schulen unterwegs

Yvonne Ahlers berichtet: So gelingt Schulseelsorge - und so nicht

  • Wie spricht eine Schulseelsorgerin Jugendliche in Oldenburg an?
  • Sicher nicht durch Lernvorgaben und Noten. Das wurde Yvonne Ahlers erst im Laufe der Zeit klar.
  • Bei einer Fahrt nach Taizé merkte sie: Jugendliche lassen sich religiös ansprechen. Weil sie auf der Suche nach Hoffnung sind.

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Anfangs gab Yvonne Ahlers ganz normal Religionsunterricht an der bischöflichen Oberschule und am bischöflichen Gymnasium in Oldenburg. Das müsste doch auch weiterhin möglich sein, wenn sie als Seelsorgerin an den Schulen tätig ist, oder?

Dann sprach sie allerdings eine Schülerin auf einer Klassenfahrt abends an. „Sehr offen“, wie Yvonne Ahlers berichtet. „Sie sind ja total naiv“, habe die Schülerin „ganz locker“ gesagt. „Wenn sie wirklich persönlich mit uns sprechen wollen, dürfen sie nicht als Lehrerin vor uns stehen und uns bewerten.“

Religionsunterricht aufgegeben

Damals war Yvonne Ahlers überrascht. Heute weiß sie: Für ihre Arbeit als Schulseelsorgerin war das ein entscheidendes Erlebnis. Denn damals gab sie zum Ende des Schuljahres den Religionsunterricht auf. Und danach merkte sie: Sie kam den Schülerinnen und Schülern viel näher.

Yvonne Ahlers ist seit 2016 Seelsorgerin für rund 1.200 Schülerinnen und Schüler in Oldenburg. Seelsorge für Jugendliche, das habe sie immer gereizt, erzählt die Pastoralreferentin. Als Ehrenamtliche in St. Willehad Nordenham habe sie immer schon in der Firmvorbereitung mitgemacht; auch in der Ausbildung sei das in ihrer praktischen Zeit in St. Vitus Löningen ihr großes Thema gewesen.

Immer mehr Schüler suchen Rat

Aber sie habe über die Jahre immer gemerkt: „Bei allem Bemühen – da bleibt irgendetwas zwischen uns und den Jugendlichen.“ Bis zum Alltag in der Schulseelsorge. „Hier ist es ganz anders, da gehört man zum Leben in der Schule dazu.“ Yvonne Ahlers glaubt: „Das ist das A und O, dass ich mitten in der Schule bin.“

Kein Wunder für sie, dass Gespräche und Beratungen inzwischen einen großen Teil ihrer Arbeit ausmachen. „Die kommen mit ihren ganz privaten Lebensproblemen.“ Inzwischen sei sie geradezu „erstaunt und erschrocken“, wie viele Jugendliche ihren Rat suchen. Angestiegen sei das vor allem während der Corona-Krise.

Seelsorge für tiefgehende Fragen da

Dabei ist die Pastoralreferentin nicht die Einzige, die in den Schulen für Gespräche zur Verfügung steht. In der Paulusschule hat nebenan der Schulsozialarbeiter sein Büro, zudem gibt es natürlich Vertrauenslehrer.

Kein Problem, findet Yvonne Ahlers. „Das hat sich geregelt.“ Wie? „Bei Tod, Krankheit, Fragen, die mit Scham besetzt sind – da kommen sie immer zu mir.“ Ihr Eindruck: „Wir in der Seelsorge können Jugendliche in den tiefsten Fragen des Lebens ganz anders begleiten.“

Jugend braucht viel Seelsorge

Bei einem Gottesdienst in Taizé waren Oldenburger Schülerinnen dabei. | Foto: privat
Bei einem Gottesdienst in Taizé waren Oldenburger Schülerinnen dabei. | Foto: privat

Bei den vielen Gesprächen sei ihr klar geworden: „Wenn jemand heute Seelsorge braucht, dann sind es Kinder und Jugendliche.“ Kopfschüttelnd berichtet die Seelsorgerin: „Wenn die hier bei mir sitzen – über was die sich Gedanken machen, welche Ängste die haben!“ Von einem Jugendlichen bekam sie einmal zu hören: „Warum macht ihr von der Kirche uns nicht mehr Hoffnung?“

Ganz klar: Solche Fragen haben nichts mit dem Ort zu tun. Ob Jugendliche in der Schule nun katholisch sind oder nicht, ob die Schule in einer Stadt mit nur wenigen Katholiken steht wie Oldenburg oder nicht.

Hoffnung für Jugendliche

Ermutigung der Jugendlichen, Hoffnung vermitteln – das versuche sie etwa mit dem Erzählen von Hoffnungsgeschichten („da ist die Bibel doch voll von“). Aber sie hat auch ein besonderes Projekt begonnen: Fahrten nach Taizé.

An diesem ostfranzösischen Ort kommen übers Jahr Tausende Jugendliche aus verschiedenen Ländern bei einem ökumenischen Brüderorden zu Gebet, Bibelarbeit und vielen Gesprächen zusammen. Yvonne Ahlers hatte den Ort während ihrer Ausbildung kennengelernt und sich immer gewünscht, ihn einmal mit Jugendlichen zu besuchen.

Wie wirkt Taizé?

Ihre große Frage: Würden Jugendliche aus der Großstadt Oldenburg das einfache Leben dort hinnehmen? Würden Stille und Besinnung sie ansprechen?

Mit einer siebenköpfigen Gruppe aus Oldenburg und Cloppenburg war sie im Sommer eine Woche in Taizé. Im Anschluss war Yvonne Ahlers überrascht. Die religiöse Atmosphäre in Taizé habe die Jugendlichen offensichtlich fasziniert.

Den Glauben wiedergefunden

Bei einem Nachtreffen überreichte eine Jugendliche ihr ein Album mit Fotos und Bibelsprüchen. Und dem persönlichen Spruch: „Ich habe in Taizé meinen Glauben wiedergefunden.“

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