Ordensfrauen schließen sich ultrakonservativer Gruppe an

Immobilien-Streit: Spanische Klarissen-Schwestern brechen mit Kirche

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Ein jahrelanger Immobilienstreit veranlasst eine Gruppe spanischer Ordensfrauen zu einem radikalen Schritt: Sie kehren ihrer Kirche den Rücken – und schließen sich einer ultrakonservativen Gruppe an.

Ein bizarrer Streit im Erzbistum Burgos erschüttert die katholische Kirche in Spanien. Weil sie sich bei einem Immobilien-Geschäft hintergangen fühlen, hat eine Gruppe Klarissen-Schwestern ihren Austritt aus der kirchlichen Gemeinschaft erklärt. In einem am Montag veröffentlichen Schreiben kündigten sie an, sich der Autorität eines ebenfalls abtrünnigen Geistlichen namens Pablo de Rojas zu unterstellen.

Dieser bezeichnet sich selbst als Bischof und gehört einer kleinen Gruppe am ultrakonservativen Rand der Kirche an: Die „Sedisvakantisten“ halten alle Päpste nach Pius XII. (1939-1958) für modernistische Häretiker und sehen daher den Stuhl Petri seit 1958 als unbesetzt (vakant) an. Wegen seiner irregulären Aktivitäten wurde Pablo de Rojas 2019 exkommuniziert, also aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen.

Verlust des Klosters droht

Dass nun auch die Klarissen-Schwestern mit Niederlassungen in Belorado (Provinz Burgos) und im baskischen Orduna den Bruch mit Rom vollziehen, sorgt in Spanien landesweit für Schlagzeilen. Hintergrund des radikalen Schritts ist ein jahrelanger Immobilienstreit, der 2020 begann.

Damals einigten sich die Ordensfrauen mit dem Bistum Vitoria auf den Kauf des seinerzeit leerstehenden Klosters Orduna. Als Preis wurden 1,2 Millionen Euro vereinbart. Den Schwestern wird vorgeworfen, die fälligen Raten nicht überwiesen zu haben. Deswegen droht eine Aufhebung des Kaufvertrags – und damit der Verlust des Klosters.

Klarissen fühlen sich „verfolgt“

Das wollen die Frauen nicht hinnehmen. Sie fühlen sich von den Kirchenoberen „verfolgt“ und werfen ihnen vor, den Verkauf eines Konvents in Derio nahe Bilbao zu blockieren. Mit dem Erlös könnte den Angaben zufolge der Kauf des Klosters Orduna finanziert werden. Eine von Rom ausgehende Blockadehaltung mache es jedoch unmöglich, den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Nach jahrelanger hingebungsvoller Arbeit würden sie so „ohne Grund und Boden zurückgelassen“, klagen die Schwestern.

Das zuständige Erzbistum Burgos reagierte in einer Stellungnahme überrascht auf die Austrittserklärung. Die Gemeinschaften von Belorado und Orduna würden täglich von Seelsorgern betreut. Dabei seien „nie irgendwelche Unstimmigkeiten“ geäußert worden. Die in dem öffentlichen Schreiben geäußerten Vorwürfe könne man nicht nachvollziehen. Angesichts der aktuellen Entwicklung habe Erzbischof Mario Iceta – gemeinsam mit den Bischöfen von Vitoria und Bilbao – eine Untersuchung eingeleitet. Dies sei vom Heiligen Stuhl genehmigt worden. Alle Gläubigen werden aufgefordert, bis auf Weiteres nicht mehr an liturgischen Handlungen in den Klöstern Belorado und Orduna teilzunehmen.

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