Jerusalemer Kardinal sieht nicht nur Bedarf in der humanitären Hilfe

Patriarch Pizzaballa: Kirche darf nicht Teil des Nahost-Konflikts werden

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Die Christen geraten im Nahostkonflikt oft zwischen die Fronten. Die Kirche sieht sich humanitär gefordert, Helfen ist aber schwierig, weil jede Partei ein "Monopol auf das Leid" erhebe, sagt der Jerusalemer Patriarch Pierbattista Pizzaballa.

Eine falsch verstandene Neutralität der Kirche im israelisch-palästinensischen Konflikt ist nach Worten von Kardinal Pierbattista Pizzaballa keine Lösung. "Kommen Sie mit nach Gaza, sprechen Sie mit meinen Leuten, die alles verloren haben, und dann sagen Sie mir, dass ich neutral bleiben soll", sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem beim Besuch einer Delegation des Hilfswerks "Kirche in Not" nach dessen Angaben. Das Werk finanziert im Heiligen Land mehrere Projekte.

Pizzaballa warnte vor einer Vereinnahmung der Kirche; sie dürfe nicht Teil des politischen oder militärischen Konflikts werden. Aufgabe der Kirche sei, Menschen zusammenzubringen und zu helfen. Das werde dadurch erschwert, dass jede Konfliktpartei ein "Monopol auf das Leid" erhebe und die Situation polarisiert sei.

Hohe Arbeitslosigkeit im Westjordanland

Bedarf sieht der Kardinal nicht nur bei der humanitären Hilfe, sondern auch für Seelsorge. Die Lage im Gazastreifen und im von Israel besetzten Westjordanland ist nach Worten des italienischen Franziskaners dramatisch. Hilfe erreiche die Menschen in Gaza aufgrund der instabilen Lage oft erst nach Wochen. 

Im Westjordanland sei die Arbeitslosenrate in Folge des kriegsbedingten Einbruchs des Tourismus und des israelischen Entzugs von Einreisegenehmigungen für palästinensische Arbeiter auf 78 Prozent gestiegen. Das sei "die höchste Quote der Geschichte".

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