Einsatz sorgt für Verstimmung mit der Kirche

Pfarrer als Parksünder: Polizei unterbricht Festpredigt in Dorfkirche

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Ein Polizeieinsatz in Baden-Württemberg sorgt für Verstimmung bei der katholischen Kirche: Ein Priester wurde während der Predigt gebeten, sein Auto umzuparken. Inzwischen ist klar: Der ganze Eingriff hätte vermieden werden können.

So hatte sich Pfarrer Cheriyan Menacherry seine Festpredigt in der Dorfkirche von Bisingen-Thanheim (Zollernalbkreis) wohl nicht vorgestellt. Plötzlich tauchen in der beim Patronatsfest vollbesetzen Kirche zwei Polizeibeamte auf, nehmen den Pater beiseite - und bitten ihn, sein Auto umzuparken. Er hatte das Auto einer Anwohnerin zugeparkt, die am Sonntagmorgen dringend zur Arbeit musste.

Laut Polizei fuhr ein Gottesdienstbesucher, dem der Pfarrer die Schlüssel gab, das Auto des Pfarrers weg. "Nach zwei bis drei Minuten ging der Gottesdienst ungestört weiter", sagt Polizeisprecher Christian Wörner der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dennoch hat die Aktion vom 7. Juli für Verstimmungen gesorgt.

Polizisten mitten im Altarraum

Ein Gottesdienstbesucher postete ein Foto der Polizistin und des Polizisten im Altarraum, Lokalzeitungen berichteten. Das Erzbistum Freiburg, zu dem Thanheim gehört, reagierte kritisch: Die Unterbrechung des Gottesdienstes sei ein Verstoß gegen die im Grundgesetz verbürgte Religionsfreiheit. Dass die Beamten den Pfarrer während der Predigt unterbrachen, sei kein angemessenes Mittel zur Lösung der schwierigen Parksituation gewesen.

Inzwischen versuchen Polizei und Bistum einvernehmlich, die Aufregung zu entschärfen. Anders als kolportiert droht dem Pfarrer auch keine Anzeige wegen Nötigung. "Für die Polizei ist der Fall erledigt", bestätigt der Polizeisprecher.

Warum die Aufregung ohnehin vermeidbar war

Er nimmt die Beamten in Schutz: "Es war eine missliche Lage, die Frau musste zur Arbeit. Wäre es besser gewesen, einen mehrere hundert Euro teuren Abschleppwagen zu beauftragen, wenn klar war, dass der Fahrzeughalter nur wenige Meter entfernt in der Kirche ist?" Die Bitte an den Pfarrer war laut Polizei das "mildeste Mittel zur Lösung".

Inzwischen ist klar: Die Aufregung hätte leicht vermieden werden können, wenn die Anwohnerin selbst besser geparkt hätte. Denn das Auto der später zugeparkten Frau stand so ungünstig, dass Pfarrer Menacherry nicht zu seinem eigentlichen Parkplatz fahren konnte.

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