Uni Münster untersucht Parteiprogramme in neun Politikfeldern

Studie belegt: AfD von katholischen Positionen immer weiter entfernt

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AfD-Politiker behaupten, die Partei stehe auch für christliche Werte. Dass das nicht stimmt, belegt eine neue Studie der Universität Münster. Sie analysiert Parteiprogramme und katholische Texte in neun Politikfeldern.

Zwischen den Positionen von AfD und katholischer Kirche gibt es einer Studie zufolge noch größere Differenzen als vor einigen Jahren. "Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AfD-Programmatik und christliche verstandene Politik nicht kompatibel sind", sagt der Sozialethiker und Co-Autor der Studie, Alexander Filipovic. Die AfD habe sich aber noch weiter von den Positionen der Kirche wegbewegt.

Das Völkisch-Nationalistische der Partei sei stärker geworden, der Populismus deutlicher. Die katholische Position sei hingegen relativ stabil geblieben.

Klare Unterschiede zur Kirche auch bei AfD-Familienpolitik

Die komplette Studie
Zur PDF-Datei der Untersuchung

Laut der vom Institut für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster veröffentlichten Untersuchung gibt es vor allem in Bezug auf Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit große Unterschiede zwischen AfD- und Kirchen-Positionen. Die Autoren betonen, eine klare Abgrenzung gegenüber populistischen und menschenverachtenden Tendenzen sei wichtig, und rufen dazu auf, sich an christlichen Werten orientiert gesellschaftspolitisch einzubringen.

Beispiel Familienpolitik: Katholische Christen könnten Elemente der AfD-Familienpolitik attraktiv finden, weil die Partei traditionelle Familienwerte befürworte, so die Studie. Aber: Die Familienpolitik der AfD verfolge ein bevölkerungspolitisches Interesse. Es gehe ihr um eine höhere Geburtenrate der "einheimischen Bevölkerung". Dies teile die katholische Kirche nicht, sie betone stattdessen Themen wie Solidarität, Gemeinschaft, Teilhabe und soziale Gerechtigkeit.

AfD und katholische Kirche: Diese Texte wurden ausgewertet

Das Interview zur Studie
Kirche+Leben sprach mit Marianne Heimbach-Steins

Filipovic, die Theologin und Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins und ihr Team haben für die Studie programmatische Texte der AfD genutzt, unter anderem das Grundsatzprogramm 2016, das Bundestagswahlprogramm 2021 und das Europawahlprogramm 2024. Für die kirchliche Position werteten die Wissenschaftler unter anderem Schreiben von Papst Franziskus, der Weltkirche und der deutschen Bischöfe aus, etwa zur katholischen Soziallehre.

Die AfD-Texte wiesen eine Mischung aus nationalistischen, sozial-interventionistischen und neoliberalen Forderungen auf, so die Forschenden: “Die Partei bleibt für Christinnen und Christen unwählbar”, sagt Institutsdirektorin Heimbach-Steins.

Das Forscherteam analysierte neun Themenfelder, darunter die Migrations- und Familienpolitik, das Grundverständnis des Sozialstaats sowie Umwelt- und Klimapolitik.

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