Laien und Berufsgruppen fürchten um Vielfalt der Meinungen

Gewählte Vertreter kritisieren Kardinal Woelki für Gremien-Reformplan

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Weniger Mitglieder, weniger Vielfalt: Bei der Reform eines zentralen Beratungsgremiums von Erzbischof Rainer Maria Woelki fürchten Vertreter der Laien und kirchlicher Berufsgruppen um ihre Mitbestimmung. Das Erzbistum widerspricht.

Katholiken im Erzbistum Köln fürchten durch die geplante Reform des Diözesanpastoralrats weniger Beteiligung. "Wir stellen fest, dass wir eine andere Auffassung von Synodalität, Partizipation und Ermöglichung von Vielfalt haben", erklären 15 Mitglieder des zentralen Beratungsgremiums von Erzbischof Rainer Maria Woelki in einem offenen Brief an ihn. Zu den Unterzeichnenden gehören Wuppertals Stadtdechant Bruno Kurth sowie gewählte Vertreterinnen und Vertreter der Berufsgruppen der Pastoral- und Gemeindereferenten, Diakone, Priester und des Diözesanrats.

Der Diözesanpastoralrat berät den Erzbischof in Fragen der Seelsorge. Ihm gehören bislang bis zu 75 Mitglieder an, darunter zehn Personen aus dem Diözesanrat, der sich aus gewählten Mitgliedern aus Gemeinden und katholischen Verbänden zusammensetzt. Weiter wirken neben den Führungskräften der Erzdiözese die 15 Stadt- und Kreisdechanten und jeweils vier bis sechs Vertreter der Berufsgruppen (Priester, Diakone, Pastoralreferenten) mit.

Brief: Woelki traf Reform-Entscheidung im Alleingang

Künftig soll es nur noch 51 Mitglieder geben und die einzelnen Gruppen einschließlich des Diözesanrats je zwei Vertreter entsenden. Zudem sollen 18 Laienkatholiken per Los als Mitglieder bestimmt werden. Interessenten müssen sich vorher bewerben. Woelki verweist unter anderem darauf, mit der Reform werde der Anteil der Priester auf ein Drittel begrenzt, um Laien mehr in Verantwortung zu bringen.

Die Unterzeichnenden des Briefs werfen Woelki vor, die Entscheidung zur Umgestaltung des Rats im Alleingang getroffen zu haben. Die Mitglieder des Rats seien zu keinem Zeitpunkt beteiligt und lediglich über die Entscheidung informiert worden.

"Gewählte Vertreter spiegeln Meinungen von vielen Gläubigen"

Vor allem das Losverfahren und die Art der Verkleinerung des Gremiums werden kritisiert. Die Unterzeichnenden sehen die Vielfalt der im Gremium vertretenen Räte, Verbände und Berufsgruppen nicht mehr gegeben. Die Beiträge der bisher demokratisch gewählten Vertreter spiegelten die Meinungen und Erfahrungen von vielen Gläubigen aus den Gemeinden wider. Eine Mehrheit der Katholiken befürworte Reformen.

Das Erzbistum Köln erklärt angesichts des Briefs: "Der Diözesanpastoralrat ist und bleibt das zentrale synodale Beratungsgremium des Erzbischofs, das vielfältige Perspektiven der Katholiken im Erzbistum Köln einbringt." Das Gremium solle verschlankt und vielfältiger aufgestellt werden.

Erzbistum: Mehr Mitglieder kommen nun "von der Basis"

Zur Weiterentwicklung hat es laut Erzbistum mehrere Videokonferenzen mit verschiedenen Gruppen und Gremien aus dem jetzigen Rat gegeben. Alle Gruppen, die bisher im Gremium vertreten waren, seien dies auch künftig.

"Durch das Losverfahren wird mehr als ein Drittel der Mitglieder direkt 'von der Basis' kommen", so das Erzbistum. "Auch solche Katholiken, die über die bisher etablierten Wege und Formate keine eigene Stimme in den Beratungen des Erzbischofs haben." So erhielten die Laien - ob in Gremien, Verbänden oder Gruppierungen organisiert oder nicht - eine stärkere Stimme.

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