Themenwoche „Spitzenmedizin in katholischen Kliniken“ (5)

Anlaufstelle für Schmerzpatienten: Palliativarbeit in Moers ist Teamarbeit

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Das St.-Josef-Krankenhaus in Moers möchte die schwerstkranken und chronisch kranken Patienten medizinisch gut und möglichst schmerzfrei versorgen Es setzt dabei auf eine Kombination von stationären und ambulanten Konzepten.

„Wir haben in Deutschland eine sehr gute und flächendeckende Palliativversorgung. Stationär haben wir mittlerweile relativ viele Palliativstationen, Engpässe gibt es im hospitären Bereich“, sagt Norbert Schürmann im Gespräch mit Kirche+Leben. Der Mediziner leitet seit 16 Jahren die Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin am St.-Josef-Krankenhaus in Moers im Kreis Wesel und gilt bundesweit als führender Experte in diesem Fachgebiet.

Dass es im hospitären Bereich oftmals längere Wartezeiten auf die Versorgung gebe, sei für Schwerstkranke nicht akzeptabel, meint Schürmann: „Hier würde ich mir eine stärkere Dichte an Hospizen wünschen.“ In der ambulanten Versorgung gebe es dagegen zahlreiche Netzwerke für die so genannte Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung (SAPV), „die schwerstkranken Patienten zu Hause in festen Strukturen ärztlich und pflegerisch versorgen können, so dass diese zu Hause sterben können und nicht mehr ins Krankenhaus müssen“.

In der Palliativmedizin sei schon viel erreicht worden. Gerade in den Krankenhäusern sei im Lauf der Zeit ein Bewusstseinswandel eingetreten. „Anfangs war es auch schwierig, den Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeitern klarzumachen, was Palliativmedizin eigentlich ist. Mittlerweile hat es sich durchgesetzt, auf jeder Station den ‚palliativen Gedanken‘ zu fördern“, sagt Schürmann.

St.-Josef-Krankenhaus verfolgt ganzheitliches Konzept

Themenwoche Spitzenmedizin in katholischen Kliniken:
Die Ergebnisse wiederkehrender Klinikrankings sind deutlich: Konfessionelle Krankenhäuser stehen für eine patientennahe und beziehungsreiche, vor allem aber für qualitativ hochwertige Medizin und Pflege. Sie erhalten in unterschiedlichen Fachdisziplinen hervorragende fachliche Bewertungen, was verdeutlicht, dass Spitzenmedizin keineswegs nur an Unikliniken möglich ist. Die Krankenhauslandschaft steht unterdessen angesichts politischer Reformvorhaben in der Diskussion. Vor diesem Hintergrund blickt Kirche+Leben in einer Serie auf medizinische Leuchttürme in katholischer Trägerschaft, die sich im gesamten Gebiet des Bistums Münster zahlreich finden lassen.

Am Niederrheinischen Zentrum für Schmerz- und Palliativmedizin können Patienten mit chronischen und unzureichend eingestellten Schmerzen sowie Patienten mit palliativen Erkrankungen stationär und ambulant medizinisch behandelt und eingestellt werden. Schürmann und sein Kollege Dr. Andreas Hampf versorgen diese Patienten zunächst stationär im Krankenhaus und nach deren Entlassung in der häuslichen Umgebung.

„Das Besondere unserer Arbeit ist, dass wir eine Weiterversorgung im ambulanten Bereich, also zu Hause bei den Patienten, durchführen können“, sagt Schürmann. Palliativmedizin bedeutet für ihn, die Patientenautonomie zu stärken: „Für diese Stärkung der Patientenautonomie und der Versorgung meiner Patienten trete ich ein.“

Der Stolz der stationären Arbeit ist die interdisziplinäre Zusammensetzung und die Teamfähigkeit der Mitarbeiter der Abteilung. „Neben der notwendigen fachlichen Kompetenz des Teams wird durch viel Zuhören, Verständnis und vor allem Humor eine Atmosphäre geschaffen, die für unsere Patienten notwendig ist. Palliativarbeit ist Teamarbeit“, sagt Schürmann.

So gehören Pflege- und Physiotherapeuten sowie Psychotherapeuten, Seelsorger und Gesundheitstrainer zum Kernteam des Palliativteams. Begleitet wird die Station außerdem von zwei ambulanten Hospiznetzen, die sich um die weitere ambulante Hospizversorgung und um den Übergang von der Palliativstation zum Hospiz kümmern und diesen für die Patienten erleichtern.

Versorgung - stationär und ambulant

Schwerstkranke Patienten können nach einer stationären Behandlung ambulant palliativ behandelt werden. „Als wesentlich sehen wir die Verbesserung der Lebensqualität und die psychische Stabilisierung der Patienten und der Angehörigen an“, sagt Schürmann. In Zusammenarbeit mit einem Moerser Notar geben es dafür Patientenverfügungen.

Ein wichtiges Therapiekonzept für chronische Schmerzpatienten ist die multimodale Schmerztherapie, die das Moerser Krankenhaus stationär anbietet. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf einer Kombination von medikamentöser Behandlung mit Physio- und Psychotherapie sowie Entspannungsverfahren.

Die stationäre Versorgung der Schmerzpatienten kann anschließend im ambulanten Bereich weitergeführt werden. Umgekehrt können Patienten, die ambulant nicht ausreichend eingestellt werden können, in die multimodale stationäre Schmerztherapie aufgenommen werden. Auch existiert eine eigene Patientenselbsthilfegruppe „Schmerzliga“.

St.-Josef-Krankenhaus
Die St.-Josef-Krankenhaus GmbH Moers ist ein regionales Gesundheitszentrum für die Stadt Moers und die umgebende Region am linken Niederrhein. Zu ihr gehören das St.-Josef-Krankenhaus und das St.-Nikolaus-Hospital in Rheinberg mit insgesamt 515 Betten, Einrichtungen der Altenhilfe, das Hospiz Haus Sonnenschein sowie Medizinische Versorgungszentren und das Gesundheitszentrum Niederrhein mit seinem therapeutischen Angebot. 2022 übernahm die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) die Mehrheit an der St.-Josef-Krankenhaus GmbH Moers.

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