Deutsches Hilfswerk legt Zahlen für 2023 vor

„Caritas international“: Kürzungen bei Nothilfe gefährden Sicherheit

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Die Bundesregierung will Mittel für humanitäre Hilfe kürzen. Warum "Caritas international" so auch die geopolitische Sicherheit gefährdet sieht - und wie viele Spenderinnen und Spender auch aus dem Bistum Münster das Hilfswerk unterstützen.

"Caritas international" kritisiert die von der Bundesregierung angekündigten Kürzungen bei humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit scharf. Der Leiter der deutschen Hilfsorganisation, Oliver Müller, sprach von dramatisch falschen Weichenstellungen, humanitärer Verantwortungslosigkeit und geopolitischer Kurzsicht.

"Im Sinn unserer eigenen Stabilität muss uns daran gelegen sein, Krisenländer nicht weiter zu destabilisieren. Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sind bewährte Instrumente deutscher Politik, um auf Frieden, Demokratie und menschliche Sicherheit hinzuwirken", sagte Müller bei der Vorstellung des Jahresberichts von "Caritas international". Globale Krisen würden nicht gelöst, wenn Mittel für humanitäre Hilfe gekürzt und nur der Verteidigungshaushalt erhöht werde.

Die Haushaltspläne der Bundesregierung

Nach Berechnungen der Vereinten Nationen habe die Weltgemeinschaft 2023 nur 40 Prozent der Gelder aufgebracht, die nötig wären, um 368 Millionen Menschen in Not zu unterstützen. Die Schere zwischen Bedarf und geleisteter Hilfe öffne sich immer weiter.

Am 17. Juli will die Bundesregierung Eckpunkte des Haushalts 2025 beschließen. Laut "Caritas international" zeichnen sich Kürzungen von bis zu 40 Prozent bei humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit ab.

Welche Nothilfe-Projekte der Caritas bedroht sind

Seit 2022 habe die Bundesregierung die Mittel bereits um 20 Prozent gekürzt, sagte Müller. "Im laufenden Jahr sind mehrere unserer Projektanträge abgelehnt worden. Und wenn die derzeitige Planung von Bundesfinanzminister Christian Lindner umgesetzt wird, dann sinkt die Finanzierung im Jahr 2025 mindestens um weitere 1,6 Milliarden Euro."

Konkret müsse "Caritas international" voraussichtlich Nothilfen in der Demokratischen Republik Kongo und für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch stoppen. Zuletzt habe das Auswärtige Amt die Finanzierung eines großen humanitären Projekts für Menschen im Gazastreifen abgelehnt. Ähnliche Entwicklungen gebe es bei anderen deutschen Hilfsorganisationen.

Die Jahresbilanz von "Caritas international"

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, bezeichnete humanitäre Hilfe als Akt politischer Verantwortung. "Dass unser Antrag auf Förderung unserer Gaza-Hilfe in Höhe von 4,3 Millionen Euro im Auswärtigen Amt abgelehnt worden ist, ist sehr bitter." Im Sinn einer langfristigen Friedenslösung wäre es schon jetzt wichtig, den Menschen im Gazastreifen mit Übergangshilfen und Wiederaufbauprojekten eine Perspektive aufzuzeigen.

2023 finanzierte und organisierte "Caritas international" Hilfs- und Entwicklungsprojekte in 75 Ländern für 7,4 Millionen Menschen. Laut Jahresbericht lag der Hilfsetat bei 110 Millionen Euro. Das ist der zweithöchste Wert nach dem Rekordetat 2022 mit 119 Millionen Euro.

Spenden aus dem Bistum Münster

Insgesamt 228.000 Einzelspenden unterstützten die Arbeit von "Caritas international". Nach Angaben des Diözesan-Caritasverbands Münster stammten 7.524 Spenderinnen und Spender aus dem nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster; sie gaben 3,1 Millionen Euro. Zahlen für das Oldenburger Land lagen zunächst nicht vor.

Welskop-Deffaa dankte den Spenderinnen und Spendern: "Es gab und gibt trotz hoher Inflation, trotz gestiegener Energiekosten und trotz wachsender politischer Polarisierung eine großartige Solidarität mit Menschen, die auf diese Solidarität weltweit besonders dringlich angewiesen sind."

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