Nach Kohlberger-Veto auch bei Bundesversammlung keine Begründung

DPSG fordert: Ständiger Rat soll nicht mehr über Kuraten entscheiden

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Nach dem Bischofs-Veto gegen Bundeskuratin Viola Kohlberger fordert die Bundesversammlung der DPSG neue Verfahrensregeln. Der Vorsitzende Joschka Hench erläutert auf Kirche+Leben-Anfrage Details.

Wer Geistliche Leitung der Pfadfinder wird, soll nach dem Willen der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) offenbar nicht mehr der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz entscheiden. Eine entsprechende Forderung beschloss die DPSG-Bundesversammlung einstimmig.

In dem Positionspapier heißt es, die DPSG fordere „eine Überarbeitung der Verfahrensordnung für die Bestellung der geistlichen Verbandsleitungen inkl. einer Verlagerung von Entscheidungen in die Jugendkommission“ der Bischofskonferenz. Bisher müssen Kandidierende für das geistliche Leitungsamt eine absolute Mehrheit im Ständigen Rat erreichen, dem alle 27 Diözesanbischöfe angehören.

Weiter keine Begründung

Kurz vor der DPSG-Bundesversammlung war bekannt geworden, dass die vorgesehene Bundeskuratin Viola Kohlberger die nötige Mehrheit verfehlt hatte. „Eine Begründung der Bischofskonferenz gab es auch bei der Bundesversammlung nicht“, sagt DPSG-Bundesvorsitzender Joschka Hench auf Kirche+Leben-Anfrage. „Ich gehe auch nicht mehr davon aus, dass sie noch kommt.“

So habe der Verband keine Chance, auf Bedenken der Bischöfe einzugehen, die ablehnend gestimmt hatten, so Hench: „Es geht uns nicht darum, eine bestimmte Kandidatin oder einen Kandidaten durchzudrücken.“

„Alle Kriterien erfüllt“

Das Positionspapier macht nach Henchs Worten „die Irritation und Unzufriedenheit“ im gesamten Verband deutlich. „Wir haben in intensiver Beratung mit den Bischöfen von Fulda und Augsburg, dem Vorsitzenden der Jugendkommission und den Mitarbeitenden im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz sichergestellt, dass wir eine Kandidatin vorstellen, die alle vereinbarten und seit Jahren geübten formellen Voraussetzungen erfüllt“, betont das Papier. Viola Kohlberger ist bereits DPSG-Kuratin im Bistum Augsburg, dessen Bischof Bertram Meier ist. Der Fuldaer Bischof Michael Gerber ist Kontaktbischof für den Verband DPSG.

Mit Gerber habe es auf der Bundesversammlung einen „guten Austausch“ gegeben, unterstreicht Hench. Der Bischof teile die Irritation der DPSG, sagt der Bundesvorsitzende. Eine Begründung für das Bischofs-Veto gegen Kohlberger habe Gerber aber nicht genannt. Das Amt der geistlichen Leitung ist nun vakant.

„Wissen nicht, auf wen wir zugehen müssen“

Der Ständige Rat stimmte geheim ab. „Wir wissen also nicht, auf welche Bischöfe wir zugehen müssten“, bedauert Hench. Auch sei noch keiner der Ablehnenden auf die DPSG zugekommen.

Das DPSG-Papier fordert weiter „mehr Vertrauen in die Empfehlungen der Jugendkommission“ der Bischöfe, mehr Vertrauen in die „Entscheidungsstrukturen der DPSG“ und „mehr Transparenz in Entscheidungsprozessen, Meinungsaustausch vor endgültigen Abstimmungen“. Ferner mahnen die Pfadinder einen „wertschätzenden Umgang mit Menschen“ an, die sich „in der Kirche engagieren und für Ämter kandidieren“.

Neuer Verbandsname und Vorsitzender

Zudem brauche es einen „inhaltlich fundierten Dialog“ mit den Bischöfen. Deren unvorhersehbares Veto gegen Viola Kohlberger habe Vertrauen „gebrochen“, so das Positionspapier: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum sich eine Mehrheit der Bischöfe über das qualifizierte Urteil der zuständigen Akteure hinwegsetzt.“

Zwei weitere Entscheidungen traf die Bundesversammlung: Der Verband soll ab 2025 „Deutsche Pfadfinder*innenschaft St. Georg“ heißen. Hench begründet gegenüber Kirche+Leben, der neue Name solle deutlich machen, dass Menschen aller Geschlechter der DPSG angehören. Der Antrag wurde mit 54 gegen 18 Stimmen bei fünf Enthaltungen angenommen.

Zudem wurde Sebastian Becker zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Er folgt ab Oktober auf Joschka Hench, der bereits vor dem „Fall Kohlberger“ erklärt hatte, nicht erneut anzutreten.

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