Staatsanwaltschaft mit neuem Zwischenstand

Falschaussage-Ermittlungen gegen Woelki: Weitere Verzögerung möglich

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Die Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Woelki sind ins Stocken geraten. Die Staatsanwaltschaft Köln teilte mit, dass ein angekündigter Termin nicht eingehalten werden kann.

Die Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen mutmaßlicher Falschaussagen werden sich wohl noch über den Herbst hinaus hinziehen. Derzeit lasse sich nicht sicher prognostizieren, wann die Staatsanwaltschaft eine Abschlussentscheidung treffen wird, sagte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Ulrich Bremer, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die anstehenden Arbeiten würden „noch geraume Zeit in Anspruch nehmen“. Zuletzt war vage davon die Rede, dass im Herbst Ermittlungsergebnisse vorgelegt werden könnten.

Laut Bremer haben Staatsanwaltschaft und Polizei die sehr umfangreichen gesicherten Datenbestände abschließend gesichtet. Dabei handelt es sich um rund 800.000 E-Mails mit über 500.000 Anhängen. Die abschließende Aus- und Bewertung dieser Daten und die Zusammenschau mit der Auswertung der sichergestellten schriftlichen Unterlagen dauerten aktuell an, so der Sprecher. Zudem sei nicht auszuschließen, dass auf Grundlage der dann vorliegenden Beweisergebnisse noch weitere Zeuginnen und Zeugen vernommen werden.

Zunächst wurde ein Abschluss der Ermittlungen für den Herbst/Winter 2023 in Aussicht gestellt. Dann wurden Juni 2024 und schließlich der Herbst dieses Jahres genannt.

Ermittlung gegen Woelki wegen Meineidsvorwurf

Gegen Woelki wird wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen ermittelt. Alle Aussagen stehen im Zusammenhang mit Presserechtsstreitigkeiten zwischen dem Erzbischof und der „Bild“-Zeitung. In der Sache geht es darum, ab wann Woelki nähere Kenntnisse über zwei Missbrauchsfälle hatte. Im Sommer vergangenen Jahres durchsuchte die Staatsanwaltschaft mehrere Objekte des Erzbistums und dessen E-Mail-Dienstleisters. Zudem wurden Handy und Laptop des Kardinals vorübergehend sichergestellt und die Daten „gespiegelt“.

Kriminalbeamte des Kölner Staatsschutzes sichteten laut Staatsanwaltschaft seit November den Mailverkehr und damit 85 bis 90 Prozent der Gesamtdatenmenge. Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn als Chef der politischen Abteilung der Kölner Anklagebehörde habe die Handydaten Woelkis persönlich ausgewertet. Dies wurde damit begründet, das Risiko von Durchstechereien zu reduzieren. Von der Durchsuchung des Erzbischöflichen Hauses hatten Medienvertreter vorab erfahren.

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