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In den Kirchen werden Anfang Oktober die Altäre kunstvoll mit landwirtschaftlichen Produkten geschmückt, um die ursprüngliche Bedeutung von Erntedank ins Gedächtnis zu rufen. Dabei geht es um weit mehr als die Bewahrung guter, alter Traditionen.
Lebensmittelknappheit auf der einen Seite, Lebensmittelverschwendung auf der anderen Seite – die einen leben im Überfluss, die anderen kämpfen ums Überleben, um das tägliche Brot. Die einen haben fruchtbare Böden, aus denen die Früchte wachsen, die anderen die verdorrte Erde, wo nichts mehr sprießt.
Das Erntedankfest ist ein Tag des Innehaltens, ein Tag der Dankbarkeit für genügend Brot, für Menschen, die die Nahrungsmittel erzeugen - und ein Tag der Widersprüchlichkeit. Die Rohstoffe werden immer knapper, und doch produzieren wir täglich neue Berge an Müll.
Umgang mit Lebensmitteln und Rohstoffen
Das Fest stellt die Frage: Was brauchen wir zum Leben? Dankbarkeit auf der einen Seite bedeutet immer auch, dass es nicht selbstverständlich ist, alles zu besitzen, zu bekommen und verfügbar zu haben. Es ist ein wichtiger Tag, um zu verstehen, verantwortlich mit Lebensmitteln und Rohstoffen umzugehen.
Ich betrachte immer gern die Erntedank- oder Früchteteppiche in den Kirchen. Meist, aber nicht nur sind es die Landfrauen, die sich die Mühe machen, die Altäre kunstvoll mit landwirtschaftlichen Produkten zu schmücken.
40 Jahre Früchteteppich in Herten
Seit mehr als 40 Jahren etwa wird jedes Jahr in der Kirche St. Maria Heimsuchung in Herten im Ruhrgebiet ein solcher Früchteteppich gelegt. Waren die Motive zu Beginn eher einfach gehalten, wurden sie im Lauf der Zeit immer detailreicher. Die Motive greifen Themen des Glaubens auf.
In den letzten Jahren zeigten sie auch Motive für Toleranz, Frieden und Solidarität. Verkaufsstände der Eine-Welt-Läden der Gemeinden ergänzen das Anliegen, solidarisch mit den Menschen in der Einen Welt zu leben. So lässt sich vieles miteinander verbinden.
Die Schöpfung im Mittelpunkt
Im christlichen Verständnis gehören Danken und Teilen zusammen. Erntedank lädt dazu ein, die Ernte und die guten Gaben miteinander zu teilen. Deshalb sind Erntedank-Gottesdienste oft mit einer Solidaritätsaktion zugunsten notleidender Menschen verbunden.
Auch wenn Erntedank kein liturgisches Fest im katholischen Kirchenjahr ist, ist es ein zutiefst christliches Fest, das die Schöpfung in den Mittelpunkt rückt.
