Helena Mälck zur Fußball-Europameisterschaft

Weniger Spiele – mehr Nachhaltigkeit!

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Nachhaltigkeit ist in Mode – so wollte auch die UEFA die EM in Deutschland zum nachhaltigsten Turnier aller Zeiten machen. Ob das gelungen ist, bezweifelt Helena Mälck im neuen Kirche+Leben-Format „Der junge Kommentar“. Und dennoch: Jeder Klimaschutzbeitrag hilft.

Die UEFA wollte die diesjährige EM zur „nachhaltigsten Fußball-Europameisterschaft aller Zeiten“ machen. Auch wenn die Idee an sich gut klingt – das Ziel ist schon allein aus dem Grund verfehlt, dass im Vergleich zur ersten EM 1960 heute fast doppelt so viele Spiele stattfinden wie damals. Konkret: Bei der ersten Europameisterschaft gab es insgesamt 26 Spiele, im Jahr 2024 werden es mit dem Finale 51 sein. Trotzdem ist angesichts der Klimakrise jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wichtig, aber es gibt Verbesserungsbedarf.

Einige Aspekte in dem Klimaschutzplan sind durchaus fortschrittlich: vergünstigte Zugtickets, weniger und teurere Parkflächen und pro Tonne produziertem CO₂ zahlt die UEFA 25 Euro in einen Klimafonds. Insgesamt werden dadurch sieben Millionen Euro an deutsche Amateurvereine verteilt, die nachhaltige Projekte umsetzen wollen. Doch im Verhältnis zu dem erwarteten Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro ist dies nur lächerlich. Zudem liegt der CO₂-Preis in Deutschland seit Anfang des Jahres bei 45 Euro pro Tonne. Und was noch obendrauf kommt: Die UEFA-Erträge durch die EM genießen Steuerfreiheit.

Der kürzeste Flug der EM-Geschichte

Die Autorin
Helena Mälck (19) ist Volontärin an der Katholischen Journalistenschule ifp und bei dem Magazin „Der Dom“ in Paderborn.

Einen Großteil des Geldes erhält die UEFA von Sponsoren wie Coca-Cola, Visit Quatar oder der Geflügelmarke Wiesenhof. Ob ausgerechnet für Fleischproduzenten oder Plastiksünder wie Coca-Cola bei der „nachhaltigsten Fußball-Europameisterschaft aller Zeiten“ geworben werden muss, ist fraglich. Glaubwürdig wirkt es zumindest nicht.

Der mit Abstand größte Klimafaktor ist jedoch der Verkehr. Die Optionen für die Fans sind Autofahrten, Flugreisen und die Deutsche Bahn, mit der sie vermutlich erst nach Spielende ankommen. Allein für die Gruppenphase wurden Slots für 609 Sonderflüge organisiert. Ob während der EM oder zur sonstigen Zeit – Inlandsflüge gehören generell verboten. Für das deutsche Team flog ein Flugzeug mehrmals leer durchs Land. Frankreich legte mit 177 Kilometern von Düsseldorf nach Paderborn den Rekord des kürzesten Flugs der EM-Geschichte hin.

Mehr Klimaschutz bei Großveranstaltungen nötig

Großveranstaltungen zukunftsfähig zu gestalten, ist schwierig. Die UEFA geht einen Schritt in die richtige Richtung. Eine Lösung könnte aber auch ein Schritt zurück sein, zurück in das Jahr 1960. Weniger Mannschaften, weniger Spiele, weniger Reisen, weniger CO₂-Ausstoß.

Mit dem heutigen Wissen könnte dann wirklich die „nachhaltigste Fußball-Europameisterschaft aller Zeiten“ stattfinden. Dabei ist es extrem wichtig, dass Großveranstaltungen wie die EM es schaffen, deutlich mehr Klimaschutz zu betreiben. Am Ende geht es um unsere Zukunft, einen bewohnbaren Planeten und den Erhalt der Schöpfung.

„Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen!“, ermutigt der 1. Timotheusbrief (4,12) seinen Empfänger Timotheus. Und in der 1.500 Jahre alten Benediktsregel rät der heilige Benedikt, bei wichtigen Dingen alle Brüder anzuhören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (RB 3,3). Darum kommen in unserer Rubrik „Der junge Kommentar“ ausdrücklich Autor:innen unter 30 Jahren mit ihrer persönlichen Meinung zu einem selbst gewählten Thema zu Wort. Sie sind ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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