Paul Hintzke zu den Gebäudebeständen der Kirche

Immobilienprozesse der Diözesen: Wenn das Pfarrheim plötzlich schließt

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Eine Kirche zum Verkauf unter dem Hammer, das Pfarrheim ist bereit für den Abriss – Meldungen, die in der letzten Zeit häufiger geworden sind. Die Mahnung von Kirche+Leben-Volontär Paul Hintzke: Orte der Begegnung sollten nicht einfach so geschlossen werden.

Immer mehr Diözesen stellen Projekte auf, um sich von kirchlichen Gebäudebeständen zu trennen. Ein Trend, der sich angesichts deutlich weniger Mitglieder und sinkenden Kirchensteuermitteln kaum aufhalten lassen dürfte. Dabei waren oder sind die Pfarrheime und Gemeindezentren zum Teil aber immer noch starke Orte, an denen sich Menschen treffen und vernetzen. Sind Schließungen hier wirklich das richtige Signal?

In manchen Diözesen ist bereits das Ziel gesetzt: Dort sorgen „Immobilienprozesse“ für klare Verhältnisse. Was erstmal recht technisch klingt, könnte für die Pfarreien beispielsweise im Bistum Hildesheim ernsthafte Entscheidungen zur Folge haben. Die Diözese spricht davon, auf Dauer nur etwa 50 Prozent seiner derzeitigen Gebäude halten zu können. Die Pfarreien sollen sich beim Bistum melden und dann gemeinsam ein Konzept erstellen, wie der künftige Immobilienbestand aussehen soll.

Wo sich Gemeindeleben abspielt

Ähnlich konkret wird das Bistum Rottenburg-Stuttgart. Dort sollen „die beheizten Gebäudeflächen der Kirchengemeinden“ um 30 Prozent reduziert werden. Im Fokus stünden dabei zunächst die über 3.000 nichtsakralen Gebäude. Also: Gemeinde- und Pfarrhäuser, Kindergärten sowie Wohnhäuser.

Ein schwerer Eingriff, wenn man bedenkt, dass sich in Pfarrheimen eigentlich der Gebetskreis, die Band oder der große Chor trifft, sich das Gemeindeleben abspielt. Das sind die Orte, an denen Menschen zusammenkommen. Eigentlich eine kluge Idee, Orte zu schaffen, an denen Menschen miteinander, anstatt übereinander reden.

Warum nicht den Pfarrsaal vermieten

Selbst wenn Gebäude durch Kirchenmitglieder immer weniger genutzt werden: Leisten Gemeinden genug, um auch nicht-konfessionelle Menschen für diese Orte zu begeistern? Warum nicht den Pfarrsaal an Chöre vermieten, die woanders keinen Platz finden?

Klar, die Kirche muss Gebäudebestand abgeben und wird in den nächsten Jahren nicht das Geld haben, um jedes Pfarrheim instand zu halten. Trotzdem sollte bei jeder Diskussion, ob ein Standort der Kirche geschlossen wird, auch bedacht werden, dass diese Orte auch eine gesellschaftliche Wirkung entfalten.

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