Michaela Labudda zwischen EU-Wahl, Synodalem Ausschuss und Katholikentag

Reformhoffnung, die nicht konkret wird, ist Augenwischerei

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Hoffen, dass es besser wird - das gilt sowohl in der Politik Europas wie bei Kirchenreformen, über die in der kommenden Woche der Synodale Ausschuss spricht. Wie begründet ist diese Hoffnung? Das fragt die Theologin Michaela Labudda im Gast-Kommentar.

„Das Briefing hat funktioniert“, freut sich die Moderation. Keine Miesepeterei, hoffnungsfreudige Gesichter! Viele Kommentare nach dem Katholikentag bestätigen: Es geht doch! Nicht nur um sich selber kreisen. Wenn auch die Zahlen kleiner werden: Der Wert des Katholischen für die Demokratie sei groß jetzt vor der Wahl, vor allem mit Bezug auf die Erklärung der Deutschen Bischöfe „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ und das gesellschaftliche Engagement vieler Christ*innen.

Sind die Tage in Erfurt ein Gradmesser für neue Glaubwürdigkeit? Als Frau, als Mitarbeiterin, als Synodale denke ich: Moment! Die systemischen Probleme sind immer noch da, der Synodale Weg ist halbherzig verebbt.

Hoffnungsgrün in liturgischen Gewändern

Die Autorin
Michaela Labudda ist Theologin im Erzbistum Paderborn und arbeitet als Dekanatsreferentin im Dekanat Hellweg. Sie ist Mitglied im Synodalen Ausschuss und ZdK-Mitglied. Die alleinerziehende Mutter war 29 Jahre als Gemeindereferentin und vier Jahre als Wissenschaftliche Referentin tätig.

Ja, der Katholikentag war diverser, „leichter“ als gewöhnlich. Frauen in liturgischen Gewändern und mit höherer Wortbeteiligung, junge Menschen, ökumenische und auch queere Vielfalt, Fahnendelegationen, Farben, Messdiener*innen in Hoffnungsgrün. Reicht das für gesellschaftsprägende Power?

Auf dem Podium der Veranstaltung „Über-Leben in ständigen Krisen“ sagt Luisa Neubauer vom deutschen Fridays for future: „Hoffnung ist trügerisch, wenn sie nicht nachhaltig ist“, wenn sie nicht jetzt und nicht im eigenen Handeln konkret wird. 

Hoffnung muss sich noch bewähren

Wie wahr. Die Tendenz mag stimmen, sie ist nicht genug. Betroffene führen noch immer Klage, eine Frau als Copredigerin des Abschlussgottesdienstes in Erfurt wird in den meisten Medien ignoriert, junge Menschen sind schmückendes Beiwerk auf den Stufen und nicht entscheidungsleitend, Gleichberechtigung, Partizipation und Menschenwürde werden beschworen, aber innerkirchlich nicht umgesetzt… 

Solange die Strukturen im Kern die gleichen bleiben, muss sich die Hoffnung auf Zukunft erst noch bewähren.

EU-Wahl und Synodaler Ausschuss

Wie belastbar die beschworene Hoffnung ist, kann sich schon in diesen Wochen zeigen: Sonntag beim Kreuzzeichen (sic!) auf dem EU-Wahlschein für die Einzelnen. Wem der Glaube Motor sein soll, muss sich entscheiden. Innerkirchlich steht die Bewährungsprobe in der Woche darauf bei der nächsten Sitzung des Synodalen Ausschusses an.

Kaum einer glaubt noch an den Schwung mutiger Umsetzung angesichts der vorgelegten Bremswege. Die Umsetzung der verhandelten Worte stolpert mehr als ein Jahr nach Ende des Synodalen Weges so sehr vor sich hin, dass viele unterwegs der Erschöpfung erlegen sind. „Ich kann nicht mehr satt katholisch sein.“ sagt eine Mitsynodale. Hoffnung allein trägt nicht. Sie ist Augenwischerei, wenn sie nicht konkret wird. 

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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