BDKJ und Fachstelle der Bischofskonferenz zählen zu Auftraggebern

Sinus-Studie: Jugendliche in Deutschland besorgter denn je

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Kriege, Energieknappheit, Inflation, Klimawandel: Jugendliche in Deutschland wachsen mit vielen Krisen auf. Die neue Sinus-Jugendstudie sagt, wie sie damit umgehen, und was sie über Politik und Schule denken.

Jugendliche in Deutschland sind laut einer Studie besorgter denn je. Ursache seien die Vielzahl von Krisen und Problemen wie Kriege, Energieknappheit, Inflation und Klimawandel, heißt es in der Sinus-Studie “Wie ticken Jugendliche?”. Die Sorge um Umwelt und Klima, die schon in der Vorgängerstudie 2020 als virulent beschrieben wurde, wachse in der jungen Generation an, sagt Studienleiter Marc Calmbach.

Hinzu komme eine beträchtliche Verunsicherung durch die schwer einzuschätzende Migrationsdynamik und die dadurch angestoßene Zunahme von Rassismus und Diskriminierung. Auch sei für viele Jugendliche der Übergang ins Erwachsenenleben aufgrund der “unkalkulierbaren gesellschaftlichen Entwicklungen” angstbesetzt.

Sinus-Studie: Viele Jugendliche trotz allem mit Alltag zufrieden

Der für die junge Generation typische Optimismus sei aber nicht verloren gegangen, heißt es. 84 Prozent seien mit ihrem Alltag zufrieden. Eine Rolle spiele dabei, dass die Befragten, “seit sie denken können”, mit vielfältigen Krisen leben. Entsprechend werde ihr Optimismus nicht eingeschränkt durch die Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die es für sie so nie gab.

Für die Studie wurden nach Angaben des Heidelberger Sinus-Instituts 72 qualitative Fallstudien mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren zwischen Juni und September 2023 durchgeführt. Dazu gehörten ausführliche Einzelinterviews und standardisierte Fragenkataloge. Die Befragten stammten laut Angaben aus 26 Regionen und allen sozialen Schichten.

Sinus-Jugendstudie: Rückkehr zur Bodenständigkeit

Auftraggeber der Studie 2024 waren die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und die DFL-Stiftung. Die Sinus-Jugendstudie wird seit 2008 alle vier Jahre vorgelegt.

Calmbach betont, der Aspekt des Bewahrens und des Nachhaltigen sei für viele Jugendliche noch wichtiger geworden: “Der für die Jugend typische Hedonismus hat abgenommen. Stattdessen gibt es eine Rückkehr zur Bodenständigkeit.” Viele strebten nach einer “bürgerlichen Normalbiografie” und träumten von einem sorgenfreien Leben.

Sinus-Studie: Jugendliche mit Politik und Schule unzufrieden

Buch und E-Book
Die Sinus-Jugendstudie 2024 ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich.

Laut Co-Autor Tim Gensheimer nimmt die Akzeptanz von Diversität zu. Klassische Rollenbilder gälten als überholt. Es gebe eine hohe Toleranz gegenüber unterschiedlichen Kulturen und Lebensformen und eine starke Sensibilisierung für Gender-Gerechtigkeit.

Der Politik und der Schule stellen die Jugendlichen ein schlechtes Zeugnis aus. Der Politik werde keine Lösungskompetenz zugetraut, sagt Gensheimer. In der Schule würden Mitspracherechte vermisst.

Wichtigste Informationsquelle sei für die meisten die sozialen Netzwerke. In erster Linie gehe es um Unterhaltung und Kontaktpflege. Politische Nachrichten seien zumeist nur “Beifang”.

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