Peter Krawczack zum Wahlkampf in den Vereinigten Staaten

Die USA stehen vor einmaliger Chance - auch dank Joe Biden

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Die Vereinigten Staaten von Amerika haben eine einmalige Chance. Eine farbige Frau könnte Präsidentin werden. Doch zunächst gilt es, Joe Biden für seinen Rücktritt Respekt zu zollen, sagt Peter Krawczack in seinem Gastkommentar.

Die Wählerinnen und Wähler an den Vereinigten Staaten haben im November eine einmalige Chance: zum ersten Mal in der Geschichte der USA kann eine farbige Frau Präsidentin werden. Alles deutet derzeit darauf hin, dass Kamala Harris schon vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Chicago als Präsidentschaftskandidatin feststehen wird.

Dies ist sehr zu begrüßen und es ist zu hoffen, dass die Wählerinnen und Wähler diese Chance nutzen; auch um damit die Gefahr einer erneuten Präsidentschaft Donald Trumps verhindern zu können.

Unwürdige Debatte um Joe Biden

Der Autor
Peter Krawczack ist Leiter des Maxhauses, des katholischen Stadthauses in Düsseldorf. Nach Theologiestudium und Promotion über ein alttestamentliches Thema war er viele Jahre leitend im Generalvikariat in Köln tätig.

So begrüßenswert die Präsidentschaftskandidatur von Kamala Harris auch ist, so betrüblich war die Debatte rund um das Alter des amtierenden Präsidenten Joe Biden. Sein fortgeschrittenes Alter war schon bei der vorhergehenden Präsidentenwahl ein Thema, doch verschärft hatte es sich jetzt erst nach den eklatanten Aussetzern beim ersten Fernsehduell mit Donald Trump. Ist er überhaupt noch dazu in der Lage sein derzeitiges wichtiges Amt auszuüben? Und müsste er nicht Platz machen im Wahlkampf?

Aus der Ferne betrachtet empfand ich die aufgeregte Debatte um den schon beim letzten Wahlkampf von Trump als „Sleepy Joe“ verspotteten amerikanischen Präsidenten als unwürdig. Würden sich seine altersbedingten Beschränkungen nicht inmitten eines aufgepeitschten Wahlkampfes in einem polarisierten Land ereignen, müsste Platz genug sein, seine präsidialen Leistungen entsprechend zu würdigen. Nun hat er selbst ein Einsehen gehabt und hat seinen Rückzug von der erneuten Kandidatur als Präsident der Vereinigten Staaten erklärt. Ich zolle ihm meinen Respekt dafür, dass er selber zu einer Entscheidung gekommen ist und er, wie er sagt, die Fackel weitergeben wolle. 

Bemerkenswerter Rücktritt von Benedikt XVI.

Ich habe bei dieser Debatte im Jahr 2024 durchaus auch an den Februar 2013 gedacht: Papst Benedikt XVI. hatte damals in einer Kardinalsversammlung im Vatikan seinen Rücktritt angekündigt. „In voller Freiheit“, so sagte er damals, trat er als Bischof von Rom und Nachfolger auf dem Stuhl Petri zurück, aufgrund seines Alters und seiner nachlassenden Kräfte. Ich empfinde nach wie vor Respekt für diesen damals mutigen und überraschenden Schritt, auch wenn das Gebaren des zurückgetretenen Benedikt in der Zeit danach weiß Gott nicht immer gut war.

Beispielhaft und bedenkenswert ist ein macht- und altersunabhängiger Gedanke eines anderen früheren Papstes. Für alle, die an einem Amt festhalten, ohne sich um einen Nachfolger zu kümmern oder die denken, dass es ohne sie nicht gehen kann, sei hier Papst Johannes XXIII. zitiert. Von diesem sagt man, dass er zu seinem eigenen Spiegelbild immer wieder gesagt haben soll: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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