Schwester Kathrin Vogt: Am Ende werden alle satt

Auslegung der Lesungen vom 17. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B

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Niemals können fünf Brote und zwei Fische reichen, um 5.000 Männer, Frauen und Kinder zu sättigen, würde man aus heutiger Sicht sagen. Doch Jesus Christus hatte einen Plan, sagt Schwester Kathrin Vogt und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

„Im Anschluss an den Gottesdienst laden wir noch zur Begegnung bei einem kleinen Imbiss ins Pfarrheim ein“, so heißt es oft in unserer Pfarrei. Der Imbiss ist nicht das Wichtigste, aber doch möglicherweise eine Motivation, um sich schnell noch bei einem Bratwürstchen auszutauschen.

Solche Momente bei Grillwurst und Limo sind in unserer Pfarrei vom Gemeindeausschuss immer sehr gut organisiert. Da wird nichts dem Zufall überlassen, und da die Leute das wissen, kommen sie gerne im Anschluss der Messe noch mit.

Große Menschenmenge folgt Jesus

Die Lesungen vom 17. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B zum Hören finden Sie hier.

Im Sonntags-Evangelium läuft die Organisation des Essens erstmal etwas schleppend. Zuerst kommen die Menschen, und dann macht man sich Gedanken, wie man sie alle verköstigen soll.

Die Begeisterung über die Zeichen Jesu sorgt dafür, dass eine große Menschenmenge ihm folgt. Beim Lesen des Textes frage ich mich, ob die Frauen und Männer damals blindlings losgelaufen sind oder ob sie Vorratstaschen bei sich hatten. Unabhängig davon hat Jesus den eindeutigen Anspruch, allen Brot zum Essen zu geben.

Jesus lässt die Brote austeilen

Er selbst hatte einen Plan, den gibt er aber nicht sofort preis, sondern fragt die Jünger. Die sind etwas ratlos, stammeln etwas von Geldmangel und schieben den kleinen Jungen vor, der mit fünf Broten und zwei Fischen gekommen ist. Im Gegensatz zum Gemeindeausschuss in der Pfarrei sind sie nicht auf die Menge vorbereitet, die sich am Berg versammelt hat. Es sind 5.000 Männer, heißt es, wobei die unerwähnten Frauen und Kinder vor Ort wohl auch Hunger hatten.

Dann handelt Jesus. Die Form ist uns sehr vertraut. Er nimmt die Brote des Jungen, spricht ein Dankgebet und teilt den Leuten das Brot aus. Dabei ist er nicht geizig, denn jeder bekommt so viel, wie er möchte. Es ist eine deutliche Anspielung auf das letzte Abendmahl, das Jesus schon bald mit seinen Jüngern feiern wird.

Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens.“

Es gibt die Theorie, dass einfach jeder seine Vorratstasche öffnete, man alles teilte und am Ende alle satt wurden. Ich glaube aber wirklich an eine Vermehrung des Brotes. Es ist ein konkreter Liebesdienst Jesu, der dabei jedem der anwesenden Menschen sein Brot schenkt.

Später wird Jesus sagen: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Er wird es an seine Jünger austeilen mit den Worten: „Das ist mein Leib, nehmt und esst alle davon.“ Das Brot aus der Hand Jesu bringt Leben mit sich, so auch für die große Volksmenge im Gras.

Nichts wird verschleudert

Das Brot wird zwar großzügig ausgeteilt, allerdings nicht blind verschleudert. Die Reste werden penibel eingesammelt und gezählt. Zwölf Körbe sind von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig.

Für die Menschen ein wichtiges Zeichen. Alle vier Evangelien erzählen von der wunderbaren Brotvermehrung. Das ist kein neues Thema in der Bibel. Als das Volk mit Mose durch die Wüste zog, sorgte Gott mit dem Manna dafür, dass die Menschen, die auf Gott vertrauten, keinen Hunger leiden mussten.

Raus aus der Komfortzone – um Jesus zu folgen

Das Zweite Buch der Könige berichtet davon, wie der Gottesmann Elíscha hundert Männer versorgt, obwohl die Menge an Broten, die ihm zur Verfügung stand, bei weitem nicht ausreichend erschien. Eindrucksvolle Geschichten, die die Augenzeugen so bewegt haben, dass sie immer weitererzählt wurden, bis sie schließlich aufgeschrieben wurden, für uns.

Für mich hat der Text zwei Botschaften. Zum einen: Wenn mich das Leben Jesu so inspiriert, dass ich meine Komfortzone aufgebe und mich auf den Weg mache, seinem Beispiel zu folgen, dann wird er für mich sorgen. Nicht nur ein bisschen, sondern so richtig, mit Überschuss und mehr, als ich mir vorstellen kann. Diese Erfahrung kann ich in meinem Leben als Ordensschwester bestätigen, aber nicht nur im Kloster wird man dies erfahren.

Auf gute Gespräche

Zum anderen: Das Brot ist Jesus selbst, er schenkt sich mir, er will mir nahe sein, er ist die Quelle. Dabei denke ich an das Geschenk der Eucharistie. Die Eucharistiefeier endet mit den Worten: „Gehet hin in Frieden“ – unser Auftrag, erfüllt von Jesus.

Die Begegnung nach der Messe im Pfarrheim ist friedensstiftend, dient dem besseren Kennenlernen, verbindet. Jetzt ist Sommer, gehen wir aus den Pfarrheimen heraus, suchen wir öffentliche Plätze und Orte, wo wir mit den Menschen ins Gespräch kommen! Einfach so, ohne Vorurteile, gerne auch im Gras, so wie bei Jesus damals. Es wird den Frieden und die Gemeinschaft sicherlich fördern.
In diesem Sinne wünsche ich gute Gespräche!

Sämtliche Texte der Lesungen vom 17. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B finden Sie hier.

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