Themenwoche Europawahl (2): Experte Timon Wehnert

Klimaschutz in Europa: Wie das Ziel Klimaneutralität allen hilft

Anzeige

Warum der „Green Deal“ für den Klimaschutz in Europa schon viel erreicht hat und welche Rolle die katholische Kirche bei der Umsetzung spielen kann, erklärt Fachmann Timon Wehnert.

Eines der größten Missverständnisse beim Klimaschutz ist, es gehe angeblich nur um Umweltschutz. Ja, der Klimawandel wird massive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Aber zentral ist: Wir Menschen werden massiv darunter leiden.

Und ich meine nicht immaterielle Verluste – meine sechsjährige Nichte hat diesen Winter zum ersten Mal Schnee gesehen. Ich meine harte wirtschaftliche Einbußen. Meeresspiegel-Anstieg, Dürre oder Stürme werden in den nächsten Jahrzehnten wesentlich mehr wirtschaftlichen Schaden anrichten, als uns Klimaschutz kostet.

Der „Green Deal“ der EU

Als Exportweltmeister leidet die deutsche Wirtschaft auch unter Klimaschäden am anderen Ende der Welt. Denn wer wird sich Hightech-Produkte aus Deutschland kaufen können, wenn ein Wirbelsturm gerade das eigene Haus zerstört hat?

Der „Green Deal“ der Europäischen Union dreht den Spieß um: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. Nicht aus Altruismus, sondern als Wirtschaftsstrategie. Weil wir überzeugt sind, dass die Transformation zur Klimaneutralität ein wirtschaftlicher Vorteil ist.

Gemeinsame Klimaziele für alle EU-Staaten

Themenwoche zur Europawahl:
Zur Europawahl blickt Kirche+Leben auf fünf Kernfragen zur gesellschaftlichen Entwicklung in der Europäischen Union. Expertinnen und Experten erörtern, wie sich die Situation in verschiedenen Bereichen darstellt und welche Chancen und Risiken es gibt. Folge zwei: Klimaschutz in Europa.

Allerdings – obwohl wir insgesamt wirtschaftlich vom Klimaschutz profitieren: Die Herausforderungen sind ungleich verteilt. Regionen etwa mit Kohlebergbau oder energieintensiver Industrie werden in der Transformation mehr investieren müssen. Hier hat die EU Ausgleichsmechanismen eingeführt. Regionen, die den schwersten Weg vor sich haben, erhalten besondere Unterstützung.

Der „Green Deal“ hat schon viel erreicht: Gemeinsame Klimaziele für alle EU-Staaten – auch für die, die sich zuvor eher gegen ambitionierten Klimaschutz gewehrt hatten. Und Maßnahmen, um die Umsetzung voranzutreiben und Verteilungsungerechtigkeiten abzumildern. Die Umsetzung hat aber gerade erst begonnen.

Was jede und jeder Einzelne für den Klimaschutz tun kann

Was kann die katholische Kirche dazu beitragen? Da gibt es viele praktische Ansätze: mehr Wärmedämmung der Gebäude, Installation von Solarenergie, Aufklärungsarbeit zum Energiesparen und, und, und.

Am wichtigsten wäre aber ein klares Bekenntnis zu mehr Klimaschutz. Von den Institutionen der Kirche, aber auch von jeder und jedem Einzelnen. Denn Klimaschutz ist eine Gerechtigkeitsfrage: Es ist einfach ungerecht, unseren Kindern und Enkeln die Kosten für unseren Lebensstil aufzubürden!

Wie viel Klimaschutz können wir uns leisten?

Mein Traum: Wann immer es heißt: „Wir müssen abwägen, wie viel Klimaschutz wir uns leisten können“, entgegnet jemand: „Das stimmt nicht. Wir können nur entscheiden, ob wir in Klimaschutz investieren, oder ob unsere Kinder für die Klimafolgen bezahlen müssen.“

Wenn das klar ist, können wir über das Wie reden. Und was liegt näher, als dass die katholische Kirche mitdiskutiert bei einer der größten Gerechtigkeitsfragen unserer Zeit?

Anzeige